Liebe Leserin, lieber Leser des InfoPeru,
selten war Peru so lange und so prominent in den deutschen Medien wie in diesen Wochen. Schuld daran sind Fahrradwege in Lima und anderen Städten,die im Rahmen der staatlichen deutschen Entwicklungszusammenarbeit finanziert wurden. Das sei doch nicht möglich, dass der deutsche Steuerzahler Radwege in Peru finanziere, aber kein Geld für seine eigenen Bauern habe, wetterte die ehemalige AfD-Abgeordnete Joana Cotar. Die Fahrradwege in Peru müssen der politischen Opposition und sonstigen Unzufriedenen in Deutschland besonders ins Auge gestochen sein, denn bis heute werden sie angeführt als Beleg dafür, dass die Bundesregierung Geld für unsinnige Dinge ausgäbe.
Wer das behauptet, ist allerdings noch nie Fahrrad gefahren in Lima. Sich mit dem Fahrrad in den Verkehrsdschungel von Lima zu stürzen, kann lebensgefährlich sein. Deswegen gibt es auch, relativ zur Einwohnerzahl, noch so wenige Radfahrer in Lima. Gute Radwege machen das Radeln nicht nur sicherer, sondern bringen auch sehr viel mehr Menschen dazu, sich mit dem Fahrrad, statt dem Auto fortzubewegen.
Doch hinter dem Aufregerthema „Radwege in Peru“ geht es um etwas ganz anderes: soll Deutschland weiterhin uneigennützige Entwicklungszusammenarbeit leisten, oder muss die EZ in Zeiten knapper Kriegskassen sich, wie China, darauf beschränken, dort Gelder einzusetzen, wo man selber etwas davon hat – z.Bsp. beim Zugang zu Rohstoffen. Diese Diskussion wird kommen und wir als Infostelle Peru sollten uns dafür wappnen mit guten Argumenten.
In Peru kümmern sich wenige um die weltweite Sicherheitslage in weiter Ferne. Ja, nicht einmal um die nationale Sicherheitslage. Wenn sich jemand fragt, wie sich Präsidentin Boluarte und der Kongress trotz Zustimmungswerten von unter 10% im Amt halten können, findet eine Antwort in der illegalen Ökonomie. Im letzten Jahr sind der illegale Goldabbau und der Kokaanbau für den Drogenhandel nochmal gewachsen – oft mit tatkräftiger Hilfe des Kongresses. Der Jurist Cesar Ipenza berichtet davon in diesem InfoPeru.
Hinweisen möchte ich Sie auch auf eine neue Broschüre der Infostelle: Coca – Das Blatt wenden. Darin wird die Geschichte der Coca und ihrer Kriminalisierung dargestellt und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Sie können die Broschüre kostenlos hier herunterladen.
Wenn Sie darüber und über vieles mehr mit anderen Mitgliedern der Infostelle ins Gespräch kommen wollen, dann sollten Sie sich den 26. – 28. April in Ihrem Kalender vormerken: dann findet das jährliche Peru-Seminar der Infostelle in Köln statt. Hier geht es zur Anmeldung.
Eine anregende Lektüre des InfoPeru wünscht Ihnen
Hildegard Willer