Die 20. Weltklimakonferenz in Lima ist vorbei. Haarscharf ist Lima daran vorbeigschlittert, zum Synonym für ein Klimaverhandlung-Fiasko zu werden. Die meisten Menschen in Peru haben allerdings wenig davon mitbekommen. Die Konferenzteilnehmer tagten im abgeschotteten Armeehauptquartier; die Klima-Messe für die Zivilgesellschaft fand im feinen Jockey Club statt.
Welche Erkenntnisse kann man für Peru aus dieser Konferenz ziehen ? Zum einen sicher die, dass die Kluft zwischen offiziellem umweltfreundlichen Diskurs der Regierung und den Tatsachen eines vom Rohstoffsektor dominierten Landes immens ist. Peru gab bei der COP 20 ein positives, vermittelndes Bild ab – unter anderen, indem Peru 6 Millionen USD in den Klimafonds einzahlte, und sich damit von der harten Front der Schwellenländer absetzte, die sich gegen einen verpflichtenden Beitrag ihrerseits zur CO2-Reduzierung erfolgreich sträubten.
Nach innen dominiert in Peru jedoch der Rohstoffsektor – und der ist alles andere als umweltfreundlich. Sicher findet man dieses Tauziehen zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerien in allen Ländern, und Deutschland macht da keine Ausnahme: während Umweltministerin Hendricks in Lima grosszügig Gelder für den Grünen Klimafonds verteilte, warb Sigmar Gabriel inständig um die schwedische Vattenfall, damit sie ihren angekündigten Rückzug aus der Lausitzer Braunkohleförderung doch überdenke.
Ein gravierender Unterschied zwischen Peru und Deutschland: dieser Konflikt zwischen Umwelt- und Wirtschaftsanliegen wird in Peru (und in ganz Lateinamerika) oft ohne rechtsstaatliche Garantien für die betroffene Bevölkerung ausgetragen. Die lokale Bevölkerung muss mit Bedrohungen, Vertreibung, mit physischer Gewalt und notfalls mit dem Tod rechnen, wenn sie sich den grossen Rohstoffmächten entgegenstellt. Ihr Zugang zu rechtsstaatlichen Mechanismen richtet sich nach ihrer Stellung in der sozialen Hierarchie Perus. Und ganz unten steht da in Peru die zahlenmässig grosse, sozial aber marginalisierte indigene Bevölkerung.
Gerade weil diese Kluft und Umwelt-Ungerechtigkeit in Peru so gross, so sichtbar, so himmelschreiend ist, hatten unsere 14 jungen KLima-Reporteros keinerlei Schwierigkeiten, in ihrem Umfeld Themen zu finden, die die umweltpolitische Wirklichkeit Perus darstellen: sei es das fehlende Wasser in einem Armenviertel, sei es der Bergarbeiterstreik oder die Fabrik, die unkontrolliert Luft verschmutzt.
Erschreckend auch, wie wenig die Umwelt die Bewohner Limas kümmert. Der Journalist Bernhard Poetter hat das sehr gut auf den Punkt gebracht: “wenn es ein Gegenmodell zu einer nachhaltigen Stadt gibt, dann ist das Lima”. Die Bewohner Limas kennen es nicht anders: verschmutzte Luft; verstopfte Strassen; kaum öffentliche Grünflächen. Seit nun zwei Jahrzehnten wird den Peruanern eingehämmert, dass es ihnen besser geht, weil nun bald an jeder Strassenecke eine grosse Shopping-Mall steht. Und sie glauben es.
Die Artikel der KLima-Reporteros sind auch in spanischer Sprache über www.noticiasser.pe verbreitet worden und haben damit, so hoffen wir, ein wenig zur Stärkung des noch schwachen Umweltbewusstseins in Peru beigetragen. Ein spezieller Dank gebührt hierfür unserer spanischsprachigen Redakteurin Mariella Checa.
Mit dieser Ausgabe endet das Projekt “KLima-Reporteros”. Bevor wir uns von Ihnen verabschieden, möchten wir Sie um zwei Dinge bitten:
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Hildegard Willer