An der Endstation des Tren Electrico in Villa El Salvador beginnt ein Fahrradweg, der mit deutschen Steuergeldern  in Peru gebaut wurde. Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Stadt Lima haben hier einen 1,38 Kilometer langen Radweg gebaut, der bereits bestehende Radwege miteinander verbindet. Umgerechnet 379 000 Euro hat der knapp 1,40 Kilometer lange Radweg gekostet.  (Foto: Jimena Rodriguez)

Villa El Salvador entstand 1971 durch eine illegale Landbesetzung auf den Sandhügeln im Süden Lima. Später erreichten die Bewohner die offizielle Anerkennung.  Villa El Salvador ist bekannt für seine Stadtplanung und seine Selbstverwaltung. Heute ist Villa El Salvador einer der 43 Distrikte der Hauptstadt Lima und hat rund 450 000 Einwohner.  Dass der Stadtteil geplant wurde, merkt man heute an den rechtwinklig angelegten und großzügigen Straßen und Häuservierteln.  Auf dem Foto der mit deutschen Geldern erbaute Anschluss-Radweg. (Foto: Jimena Rodriguez)

In Villa El Salvador endet die bisher einzige S-Bahnlinie Limas, die von San Juan de Lurigancho im Nordosten bis nach Villa El Salvador im Süden führt. Eine weitere S-Bahnlinie ist im Bau, wann sie eingeweiht wird, noch ungewiss. Dafür, dass Lima 10 Millionen Einwohner hat, ist sein öffentliches Verkehrssystem äußerst prekär. Fahrradfahren wäre eine gute Alternative, sofern Fahrradwege vorhanden sind, die die Radler vor dem chaotischen Autoverkehr schützen. (Foto: Jimena Rodriguez)

Obwohl die Straßen in Villa El Salvador breit sind, werden die Fahrradwege von Autofahrern oft nicht respektiert. Oder sie werden als Müllhalde benutzt. Hier sieht man ein städtisches Müllauto, das den Müll auf einem Fahrradweg einsammelt. (Foto: Jimena Rodriguez)

Villa El Salvador hat wegen seiner Selbstverwaltung und seinem Widerstand gegen den Terrorismus des Leuchtenden Pfades verschiedene internationale Auszeichnungen erhalten,z.Bsp. die UNESCO-Auszeichnung „Botschafterin des Friedens“ im Jahr 1987. 1992 wurde in Villa El Salvador die Bürgermeisterin und Präsidentin der Volksküchen, Maria Elana Moyano, vom Leuchtenden Pfad ermordet. Mit Plakaten erinnert die Stadt an ihre Ermordung vor 32 Jahren.  Villa El Salvador ist auch Partnerstadt von Tübingen. (Foto: Jimena Rodriguez)

Der heute 52-jährige Pepe Quispe ist ein waschechter „villasalvadoreño“. Er wurde bereits in Villa El Salvador geboren und hat sich sein Leben lang in selbstorganisierten Gruppen vor allem in der Jugendarbeit des Stadtteils betätigt. Seine Leidenschaft ist das Fahrradfahren. Er hat die Radlergruppe „Pedaleando Villa El Salvador“  mit heute 180 Mitgliedern ins Leben gerufen, die vor allem am Wochenende gemeinsame Ausflüge oder Aktionen veranstalten.  Fahrradfahren ist für ihn auch ein politisches Statement, dass die Straße allen, und nicht nur den Autofahrern gehört. (Foto: Jimena Rodriguez)

Auch Ivan Lozano ist begeisterter Fahrradfahrer und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. In Villa El Salvador führt er eine kleine Fahrradwerkstatt. Seit Corona kann er davon hauptberuflich leben, sagt er. Während der Coronapandemie ist die Zahl der Radfahrer in ganz Lima auf 6% der Bewohner angestiegen. Heute sind es laut Umfragen noch 4%, die angeben, das Fahrrad regelmäßig zu benutzen. Doch auch in Villa El Salvador sind seit Corona einige beim Fahrrad geblieben – auch wenn sie damit vor allem am Wochenende in den Sandhuegeln hinter Villa El Salvador mit dem Mountainbike unterwegs sind. (Foto: Jimena Rodriguez)

Silvia Laiz Fernandez aus Villa El Salvador ist ebenfalls während der Corona-Pandemie zum Fahrradfahren gekommen.Es sind immer noch weniger Frauen als Männer, die sich aufs Rad schwingen: aus Angst vor sexistischer Anmache und weiteren Übergriffen. . Die Geschichte von Silvia könnten Sie hier nachlesen. (Foto: Hildegard Willer) 

Nicht nur Radfahrer, sondern auch viele Fußgänger sind froh um die neuen Wege, denn neben den Autostraßen gibt es oft keine Bürgersteige. Sobald die starke Mittagssonne nachlässt, sieht man auf den Radwegen Fußgänger mit Kinderwägen, Passanten, die einen Rollstuhl schieben, oder Hundebesitzer, die ihre Hunde ausführen. Das Fahrrad als alltägliches Verkehrsmittel wird in Villa El Salvador noch wenig benutzt. Damit mehr Leute aufs Fahrrad umsteigen, müsste die Stadt Kurse für Kinder und sonstige flankierende Maßnahmen anbieten und eine Fahrradkultur aktiv fördern. (Foto: Jimena Rodriguez)

Im Jahr 2021 hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau, als Ausführungsorganisation des BMZ, einen Vertrag mit der Stadt Lima unterzeichnet: mit 20 Millionen Euro sollten bis zu 114 Kilometer Radwege in Lima gebaut werden. Zwei Jahre später wurde ein weiterer Vertrag über 23 Millionen Euro unterzeichnet, um Radwege in Provinzstädten zu bauen.  Das löbliche Vorhaben scheint schwieriger umzusetzen als angenommen: bisher sind erst 5,5 Kilometer Radwege mit deutschen Geldern in Lima in Betrieb, zwei davon in Villa El Salvador. Der Rest ist in Planung oder im Bau. Der Bürgermeisterwechsel im Jahr 2023 könnte damit zu tun haben, dass der Bau der Fahrradwege nur schleppend vorankommt. (Foto: Jimena Rodriguez)

Wer nur die Radwege am Malecón im gut betuchten Miraflores kennt wie hier auf dem Foto, mag denken, um die Fahrradkultur in Lima sei es gut bestellt. Doch es fehlen sichere Radwege, die in die Vorstädte führen, in denen die meisten Limeños leben. Gerade für sie könnte das Fahrrad eine Alternative zu überfüllten Bussen und ständigen Staus sein. Dabei wäre Lima ideal, um zu der Radlerstadt Südamerikas zu werden: denn hier regnet es nie, die Temperaturen sind fast das ganze Jahr gemäßigt und die meisten Strecken sind eben. (Foto: Jimena Rodriguez)

 

Vorsicht! Radwege in Peru (Fotogalerie)

Selten war Peru so lange und so prominent in deutschen Medien wie in den letzten Monaten. Leider auch selten mit so viel falschen Zahlen und Fakten. Wenn es um die Fahrradwege ging, die mit deutschen Steuergeldern in Peru gebaut werden, wollte jeder mitreden: von 300 Millionen war die Rede, von Verschwendung und dass das Geld in Deutschland besser angelegt sei. Dabei wurden die Fahrradwege in Peru zur Metapher für alles, was angeblich schiefläuft bei der Entwicklungszusammenarbeit mit ärmeren und entfernten Ländern. Und da keiner der Diskutanten je in Peru war, mussten die Fahrradwege für jegliche Kritik an der Entwicklungszusammenarbeit herhalten.

Als jemand, der seit 24 Jahren in Lima mit dem Fahrrad unterwegs bin, kann ich nur sagen: jeder gut gebaute Fahrradweg in Lima ist sinnvoll, denn er verspricht mehr Schutz vor dem Autoverkehr, bringt mehr Menschen dazu, aufs Rad zu steigen und damit weniger Auto zu fahren.

Doch in welchen Radwegen Limas steckt deutsches Steuergeld? Die Fotografin Jimena Rodriguez und ich sind auf der Suche im Stadtteil Villa El Salvador fündig geworden. Wenn Sie wissen wollen, wie es um die mit deutschen Geldern finanzierten Radwege aussieht, dann klicken Sie sich durch die Fotos von Jimena Rodriguez und lesen die Bildunterschriften.

Das ausführliche Portrait der Fahrrad-Aktivistin Silvia Laiz Fernandez von Foto 8 können Sie hier nachlesen.

Hildegard Willer

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