© Hildegard Willer

Thema des Monats: Fragwürdiger Spargel aus Peru

Die Winterzeit kommt näher und damit liegt auch wieder Spargel aus Peru in den großen Geschäften aus, besonders um die Weihnachtszeit. Der Spargel hat Fantasienamen wie „Andengold“ oder  „Inkaspargel“. Ein Grossteil des Spargel aus Peru kommt aus der südlichen Wüsten-und Küstenregion Ica. Er ist kein andines Produkt – und, dieser Spargel wird unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hergestellt: Es herrscht Gewerkschafts- oder Vereinigungsverbot. Dazu kommt: Dieser Spargel ist ein Wasserdieb und ein Produkt, das in Monokultur mit sehr viel Pestiziden und Chemie hochgezogen wird.

Vor allem der Wassergebrauch des Spargelanbaus in Ica ist ökologisch unverantwortlich, wie eine Reportage in der Tageszeitung „El Comercio“ vom 14. Oktober 2012 zeigte.

Das Wasser in Ica wird knapp. Sogar die staatliche Wasserbehörde ANA schlägt Alarm. Der Grundwasserpegel sinkt pro Jahr um 0,5 bis 1,5 Meter. Dies vor allem auch, weil 84% der dortigen Brunnen ohne Genehmigung gebaut wurden und Grundwasser absaugen. 91% des Wassers geht in die Landwirtschaft, allein ein Drittel an den Spargelanbau, der in grossen Plantagen angebaut wird. Ein weiterer Grund, das Grundwasser anzuzapfen – statt das Regenwasser im Winter zu stauen – liegt darin, dass die moderne Tröpfchenbewässerung nur mit unverrreinigtem Grundwasser funktioniert.

Einige Zahlen:

Bei normalem Verbrauch stehen im Tal von Ica pro Jahr ca. 189 hm-3 (ca. 189 Millionen Kubikmeter) zur Verfügung. Durch die industrielle Landwirtschaft (vorrangig Spargel und Paprika) werden 335 hm 3 verbraucht, also 146 Millionen Kubikmeter zu viel.

Wer verbraucht das?

Hier eine Aufstellung der groessten Agroexportfirmen, die in Ica Spargel anbauen: Agroindustrias AIB, Sociedad Agrícola Agrokasa, icatom, IQF del Perú, Complejo Agricola Beta und Agrícola Chapi sind verantwortlich für fast 80% des Wasserverbrauchs. Das grosse Argument für den Spargelanbau war und ist, dass er – im Gegensatz zum modernen Bergbau – viele Arbeitsplaetze fuer Ungelernte schafft.  Allerdings ist der Lohn auf niedrigem Niveau und die Arbeitsbedingungen sind hart. Ueberstunden werden in der Regel nicht bezahlt. Des öfteren kommt es zu Unfällen mit gefährlichen Pflanzengiften, die im Intensivanbau eingesetzt werden.

– Die in der Spargelernte tätige arme Bevölkerung lebt in Elendsvierteln in der Wüste, ohne ausreichende Infrastruktur und hat nach Auskunft der Menschenrechtsorganisation CODEHICA pro Tag 1-2 Stunden Wasser, oder auch nur einige Tage in der Woche.

Es fehlt also Wasser und es soll mehr Wasser an die Küste gebracht werden. Es ist fast nicht moeglich, in Ica noch tiefer nach Wasser zu bohren; deshalb soll Wasser aus den Anden herangeschafft werden. Dabei hat die angrenzende Andenregion Huancavelica auch keinen Wasserüberschuss – und viele kleine Flüsse sind durch die Bergwerkstätigkeit auch stark vergiftet. Soziale Konflikte sind zu erwarten.

Gerade Spargel ist ein sehr wasserintensives Produkt. Schon Paprika, aber auch Weintrauben brauchen weniger Wasser.  Die Loesung kann nur sein, die Spargelproduktion auf andere , weniger wasserintensive , Produkte umzustellen.

Für uns in Deutschland  kann es nur heißen: Was brauchen wir Spargel im Winter?  Peruanischer Spargel gehört nicht auf unseren Speiseplan.

(Heinz Schulze – aus: Boletin Nr. 4, Tierra y Derecho, Red de observaciones de la tierra, 2012,  und “La sobreexplotación pone en riesgo el agua para Ica”, El Comercio 14. Oktober 2012).