Die Purgiernuß (Jatropa) wurde vor ca. 12 Jahren als Wunderpflanze zur nachhaltigen Energiegewinnung und zur Armutsbekämpfung gepriesen. Heute wird Jatropa im grossen Stil angebaut und hat mit Armutsbekämpfung nichts mehr zu tun.
Auch eine große deutsche Hilfsorganisation propagierte die Jatropa-Pflanze gegen den Hunger in der Welt. Partnergruppen in trockenen Regionen wurden motiviert, diese Pflanze anzubauen. Was dafür ins Feld geführt wurde: Diese Pflanze ist sehr genügsam, wächst dort, wo sonst nichts wächst, braucht kein Wasser und gibt Öl für Biotreibstoff. Ein Omnibus in Perus Hauptstadt Lima fuhr publikumswirksam schon mit diesem Öl. Schulklassen durften Berechnungen über die Effektivität dieser Pflanze anstellen.
Als Informationsstelle Peru haben wir uns sehr zurück gehalten. Aus folgender Überlegung: Wenn der Anbau ökonomisch interessant sein soll, wird man den Anbau auf guten Böden machen, und dann wird das Problem „Tank oder Teller“ wieder eintreten.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Die Befürchtungen trafen zu: Wildpflanzen auf schlechten Böden bringen 200-300 kg Nüsse pro Hektar. Neue Züchtungen, die auf fruchtbaren, bewässerten Böden wachsen bringen 3000-3500 kg pro Hektar, so Prof. Becker von der Universität Hohenheim-Stuttgart.
Bemerkenswert ist auch, dass die staatliche Entwicklungsorganisation GIZ inzwischen keine Jatropa-Projekte mehr durchführt. Die entwicklungspolitische Zeitschrift Welt-Sichten berichtete in ihrer Ausgabe 1/2017, dass es jetzt im agroindustrieller Produktionsweise mit der Jatropa weitergeht. Die mexikanische Firma Monarca Jatropa Öl in Jucatán will ihre Fläche von bisher 33.000 Hektar auf 65.000 Hektar erweitern. Das gewonnene Öl geht – bisher noch – an Raffinerien in die USA. Das hat nun nichts mehr mit dem Konzept der Kleinbauernförderung zu tun.
Heinz Schulze