Der unstillbare Hunger nach Rohstoffen

Am 20. September fand in  in Berlin eine Veranstaltung statt zu Bergbaukonflikten in Peru und Kolumbien und zur deutschen Verantwortung. Mit dabei Menschenrechts-Anwältin Mirtha Vásquez aus Cajamarca

In Kolumbien und Peru wird von Seiten der Regierungen auf Bergbau als Entwicklungsmotor gesetzt. Während die Einnahmen aus dem Rohstoffabbau die Kassen der internationalen Konzerne füllen, werden die Regionen um die Minen herum von sozialen Konflikten zerrissen. Den Preis, den der Bergbau fordert, zahlen vor allem die umliegenden Gemeinden: ihr Land, ihr Wasser, ihre Gesundheit stehen auf dem Spiel. Die langfristigen ökologischen Folgen der massiven Expansion des Bergbausektors sind nicht beziffert. Fest steht: der Bergbau verursacht gravierende Umweltschäden und stellt mehr und mehr eine Zerreißprobe für die Gesellschaften in Kolumbien und Peru dar.
In diesem Kontext trafen sich am Dienstag, 20.09.2016, gut hundert Menschen in der Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) in Berlin bei einer Veranstaltung des Kolumbien-Netzwerks kolko, der Infostelle Peru, der Kampagne «Bergbau Peru – Reichtum geht, Armut bleibt», der AGEH, der HBS, von Misereor und verschiedenen peruanischen und kolumbianischen Partnerorganisationen, um aktuelle Informationen aus beiden Ländern zu erhalten und sich mit den Referent/innen Bärbel Höhn MdB (Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses), Mirtha Vásquez Chuquilín (Leiterin der bergbaukritischen NGO Grufides aus Cajamarca) sowie aus Kolumbien dem Anwalt Luis Guillermo Pérez Casas, Tatiana Rodríguez Maldonado (CENSAT Agua Viva) und Leonardo González von Indepaz auszutauschen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Susanne Friess (Misereor).

Schlechte Neuigkeiten aus Cajamarca
Einen kurzen Film über die Trägerin des Goldman-Umweltpreises 2016, Máxima Acuña aus Cajamarca, ergänzte Mirtha Vásquez – sie ist die Anwältin von Máxima – mit der bedrückenden Information, dass zwei Tage vor der Veranstaltung Máxima zum wiederholten Mal von Angestellten des Bergbauunternehmens Yanacocha (das seine juristische Niederlage in der Auseinandersetzung um Máximas Landtitel nie akzeptiert hat) „besucht“ und so heftig niedergeschlagen wurde, dass sie im Krankenhaus liegt. Darüber hinaus gab Mirtha einen kurzen Überblick über die aktuellen Bergbaukonflikte in Peru.

In einem weiteren kurzen Film und dem Beitrag von Luis Guillermo Pérez kam die Situation im Bundesstaat Guajira Nordosten Kolumbiens zur Sprache. Dort betreibt das Unternehmen Cerrejón einen der weltweit größten Steinkohletagebaue mit gravierenden Folgen für Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung im Umland. Bärbel Höhn berichtete über eine vor kurzem durchgeführte Parlamentarierreise nach Kolumbien, in deren Verlauf sie die kolumbianischen Unternehmen und Politiker/innen auf die gravierenden Umwelt- und menschenrechtlichen Probleme sowie auf die Unternehmensverantwortung hingewiesen habe.

Interessiertes Publikum
Die anschließenden Fragen aus dem Publikum kreisten um die Fragen der zentralen Bedeutung des Wassers, dem aktuellen Stand der Freihandels- und Rohstoffabkommen, die Verbindlichkeit von Umwelt- und menschenrechtlichen Standards für die Unternehmen, die Rolle der Weltbank, weitere Megaprojekte wie hydroelektrische Großkraftwerke sowie die Solidarität mit Máxima Acuña und anderen bedrohten Menschenrechts- und Umweltaktivist/innen. Klar wurde, dass die Probleme in beiden Ländern viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
Nach dem offiziellen Schluss der Veranstaltung ging die Debatte in kleinen Gruppen weiter, es gab Erfrischungen, Häppchen und die so wichtigen Austausche am Rande.
Unser besonderer Dank gilt den Veranstaltern, vor allem der Heinrich-Böll-Stiftung, für die kompetente Besetzung des Podiums und die gelungene Organisation der Veranstaltung.
Michael Schrick