Editorial InfoPeru Nr. 81

Liebe Leserinnen und Leser,

diesen Sommer trägt das Meer vor der Küste Limas Trauer.   Während endlich der Sommer eingezogen ist an der peruanischen Küste, und die zurückgehenden Corona-Zahlen sowie die großen Sommerferien zum Baden einladen, macht ein Erdölunglück vor der Küste Limas diese Freuden zunichte. Am 15. Januar brach das Rohr, mit dem der Tanker Mare Doricum das aus Brasilien transportierte Erdöl in die Raffinerie Pampilla im Norden Limas schickte. An die 12 000 Barrel Erdöl flossen ungehindert ins Meer und verschmutzten Strände, zerstörten das Leben von Seevögeln, Fischen und unzähligen Meereslebewesen.

Die Betreiberin der Raffinerie, der spanische Konzern Repsol, behauptete zuerst, dass durch den Vulkanausbruch im fernen Tonga erfolgter hoher Wellengang an dem Unglück Schuld sei. Diese Version wurde jedoch von Seglern, die zur gleichen Zeit und Ort wegen einer Flaute ihre Regatta nicht abhalten konnten, in Frage gestellt. Letzte Woche veröffentlichte Fotos von verrosteten Rohren nähren diese Zweifel und deuten auf fehlende Wartung durch Repsol hin.

Repsol reagierte spät und unzureichend auf den Unfall und setzte erst nach und nach die Nothilfemaßnahmen in Gang. Vor der Raffinerie in Pampilla protestierten jugendliche Umweltschützer aus ganz Lima ebenso wie die Fischer und kleine Geschäftsleute, die nun ohne Arbeit und Einkommen sind.  In dieser Ausgabe finden Sie Fotos von Luisenrrique Becerra, aufgenommen am besonders in Mitleidenschaft gezogenen Strand von Cavero, sowie das Zeugnis eines jungen Umweltschützers aus Ventanilla, der zu einem der Köpfe der Proteste wurde.

Einen Monat nach dem Ereignis ist die Katastrophe weitestgehend aus den peruanischen Medien verschwunden. Die Folgen für die Menschen und die Tierwelt an der Küste werden noch monate- wenn nicht sogar jahrelang anhalten.

Es wäre zu hoffen, dass dieser Unfall eine ernsthafte Diskussion in Politik und Gesellschaft in Gang bringt, ob und wieviel Erdöl Peru wirklich braucht und wie Alternativen aussehen könnten.  Doch die peruanische Politik, Exekutive ebenso wie die Legislative, bleibt in ihrer Dauerkrise gefangen und vermag es nicht, den Blick auf längerfristige, uneigennützige Themen zu richten. Über die jüngsten politischen Ereignisse können Sie in diesem InfoPeru lesen, ebenso wie darüber, wie eine deutsche politische Stiftung in Peru für negative Schlagzeilen sorgte.

Hoffnung geben die vielfältigen Initiativen und Kampagnen, an denen sich die Infostelle aktiv beteiligt. Vergessen Sie nicht, sich für das Peru-Seminar vom 29. April bis 1. Mai in Köln anzumelden. An einigen Vorträgen können Sie auch online teilnehmen.

Hildegard Willer

Redakteurin InfoPeru

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