Rafael López Aliaga, neuer Bürgermeister Limas und Chef der rechtsradikalen Partei Renovación Popular hat in einer Rede am 6. Januar den “Lugar de la Memoria, la Tolerancia y la Inclusión Social“ (LUM, auf Deutsch Ort der Erinnerung, Toleranz und sozialen Eingliederung) frontal angegriffen. Wörtlich erklärte er: “Genug von diesen Erinnerungs- und Versöhnungsmuseen, die nichts mit Erinnerung und Versöhnung zu tun haben. Dort (…) predigen sie das, die Blutbäder, das ist ihre Mentalität.”
Das LUM, das vom Kulturministerium verwaltet wird, ist eine pädagogische und kulturelle Gedenkstätte, in der die Geschichte der Gewalt in Peru zwischen 1980 und 2000 aufgearbeitet wird.
Laut López Aliaga wird an diesem Ort “eine Geschichte geschrieben, in der die Führer selbst unverhohlen lügen und die Streitkräfte und die Polizei so darstellen, als seien sie Aggressoren”.
Der Bürgermeister schlug vor, dass das LUM von den Streitkräften und der Polizei, den angeblichen Opfern, verwaltet werden sollten.
Dem Abschlussbericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission zufolge forderte der interne bewaffnete Konflikt in Peru rund 69.000 Opfer, von denen 46 Prozent auf das Konto des Leuchtenden Pfads und 30 Prozent auf das staatlicher Akteure gingen.
Die deutsche Botschaft in Lima verteidigte die Einrichtung des LUM und lud den Bürgermeister von Lima ein, den von ihr mitgestalteten Ort zu besuchen, um einen „sachlichen Dialog” zu führen.
Hier die Erklärung der Deutschen Botschaft im Wortlaut:
„Der Lugar de la Memoria, la Tolerancia y la Inclusión Social (LUM, auf Deutsch Ort der Erinnerung, Toleranz und sozialen Eingliederung) wurde auf Empfehlung des Abschlussberichts der Wahrheits- und Versöhnungskommission eingerichtet. Es handelt sich um eine Einrichtung des peruanischen Kulturministeriums, die kostenlos Kultur-, Lern-, Forschungs- und Gedenkveranstaltungen zur Erörterung von Menschenrechtsfragen anbietet, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit der von terroristischen Gruppen ausgelösten Gewalt zwischen 1980 und 2000 in Peru liegt.
Seit 2009 ist eine hochrangige Kommission, bestehend aus einer Gruppe angesehener peruanischer Persönlichkeiten unter dem Vorsitz des Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa, mit dem Projekt betraut. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat 4,5 Millionen Euro beigesteuert und das LUM wurde am 17. Dezember 2015 eingeweiht. Heute besuchen durchschnittlich 1.300 Menschen pro Woche das Museum – mehr als 60.000 pro Jahr.
Neben der Dauerausstellung bietet das LUM auch Wechselausstellungen an, derzeit eine des Fotografen Domingo Giribaldi del Mar mit dem Titel ‚WIR, DIE ANDEREN – Erinnerungen von Angehörigen der Streitkräfte und der PNP aus der Zeit der Gewalt‘.
Mit Blick auf die öffentlichen Äußerungen des Bürgermeisters von Lima, in denen die deutsche Botschaft erwähnt wird, schlägt Botschafterin Sabine Bloch vor: ‚Ich würde Bürgermeister Rafael López Aliaga gerne einladen, die Ausstellungen gemeinsam mit den zuständigen Behörden zu besuchen, um in einen sachlichen Dialog einzutreten.‘“
Die Informationsstelle Peru begrüßt und unterstützt die klare Stellungnahme der Deutschen Botschaft zum Angriff des Bürgermeisters auf das LUM.
Ein Gedanke zu “Angriff auf den Ort der Erinnerung: Deutsche Botschaft verteidigt das LUM”
Liebe Infostelle, danke für den Hinweis. Ich habe das LUM vor 4 Jahren besucht und war tief beeindruckt von den vielfältigen und anschaulichen Informationen. Sie sind unparteiisch und nicht “auf einem Auge blind”. Natürlich passt ein solcher Erinnerungsort dem jetzigen rechtsradikalen Bürgermeister von Lima nicht. Gut, dass die deutsche Dotschaft das LUM klare Position bezogen hat.