Die Amazonas-Schildkroete “taricaya” (Podocnemis unifilis) ©Andina/difusion

Amazonas-Schildkröten sind ein Millionengeschäft

Schildkröten aus dem Amazonasgebiet sind eine beliebte Delikatesse oder gelten als Glücksbringer in Asien.

Bisher haben wir im InfoPeru über viele Produkte berichtet, die – auch illegal – aus Peru exportiert werden. Über den illegalen Export von Schildkröten war bisher kaum etwas bekannt. Der  intensiven investigativen Arbeit von Aramis Castro von der Nachrichtenplattform OjoPúblico ist es zu verdanken, dass mehr Licht in dieses brutale Geschäft gekommen ist.

Die Taricayas (Terekay-Schienenschildkröte)  und Mata Matas (Fransenschildkröte)  sind Schildkröten. Sie stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Sie werden in 30 Staaten exportiert, hauptsächlich nach Hong Kong, China und Taiwan und dienen als Haustiere oder zum Essen. Eine junge Taricayaschildkröte wird für zwei Soles (rund 50 Cent) verkauft.

Das Geschäft mit den Schildkröten flog auf, als das zuständige Gericht in der Regenwaldregion Loreto Anfang 2024 die peruanische Unternehmerfamilie Ferreyra Anahuari verurteilte und acht Immobilien, darunter drei Aufzuchtzoos und mehrere Häuser im Wert von insgesamt über eine Millionen Euro konfiszierte, weil diese aus illegalen Geschäften erbaut oder gekauft wurden.

Zwischen 2014 und 2017 war der Exportwert der Schildkröten und anderer Tiere aus deren Geschäften ca. 3,8 Millionen Dollar. Das geschah besonders unter dem Firmengeflecht mit Namen wie Tropical Fish oder Turtles Tropical.

Andere Tiere wie die große Moteloschildkröte (Arrauschildkröte/Charrapa), Faultiere, Ameisenbären, Leguane, Eidechsen (bärtige Drachen-Bartgame), Chamäleons, Sittiche oder Kröten aus dem Titicacasee werden unter anderem an die Firma Tropicales in El Salvador geliefert, die dann unter anderem nach Saudi-Arabien exportiert. Der Wert dieser Exporte zwischen 2017 und 2023 betrug ca. 6,4 Millionen Dollar.

Wenn zum Beispiel die Taricayaschildkröten pro Stück  für 50 Cent verkauft werden, müssen sehr viele verkauft werden, um den Millionenexportwert zu erreichen. Zwischen 2014 und 2023 wird angenommen, dass knapp 4,6 Millionen Taricayas, 70.000 Mata Matas und über 7.000 Motelos exportiert wurden.

Diese Geschäfte konnten und können nur funktionieren, wenn – wie sonst auch – Bestechung im Spiel ist. Beteiligt sind Funktionäre der Ausfuhrbehörden und im Zoll wie auch, so OjoPúblico, der ehemalige Minister Jorge Meléndez Cilis, dem auch vorgeworfen wird, Mitglied in der kriminellen Bande Los Comaleros del Oriente zu sein. Eine weitere strukturelle Taktik ist darin zu sehen, dass eine Firma, die auf die „Schwarze Liste“ der unzuverlässigen Exporteure aufgenommen wurde, schnell ihren Namen ändert und so als „saubere“ neue Firma weitermacht, und dass die zuständige Naturschutzbehörde in der Region Loreto nur drei Personen hat, die diese ganzen Exporte begutachten müssen. Deshalb ist die Zahl der Tiere, die wegen der Kontrolle nicht exportiert wurden auch gering, etwas über 50.000 Tiere im Zeitraum von 2015 bis 2023.

Gut, dass wir hier nicht den TV-Sender Willax haben. Dieser unterstützte die Familie Terreyra Anahuari, indem er behauptete, dass indigene Gemeinschaften sich gegen die Society for the Conservation of Wildlife (WCS) wehren, weil diese sich gegen ihre Interessen stellen. WCS betont, dass sie eine nachhaltige und legale Nutzung der biologischen Ressourcen unterstützen, wenn diese den Gemeinschaften nützen.

Heinz Schulze

Originalquelle: Aramis Castro, Taricayo o el Lucro, in OjoPúblico

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