Editorial InfoPeru 94

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie sind es gewohnt, an dieser Stelle etwas über die politische Konjunktur in Peru zu lesen. Dieses Mal jedoch möchte ich Ihnen ein paar Zeilen in eigener Sache schreiben.

Irgendwann Ende 2010 fragte mich Mechthild Ebeling, damals Vorstandmitglied der Infostelle Peru, ob ich – aus Lima, wo ich bereits lebte – die Redaktion des neuen Newsletters der Infostelle übernehmen wollte. Ich sagte mit Freuden zu. Am 22. Februar 2011 verschickte ich die erste Ausgabe: zwei Seiten Text, mit ein paar Hyperlinks und Veranstaltungshinweisen.  Heute versende ich den 94. Newsletter mit über 50 Seiten in einem professionellen Design und Mailprogramm an knapp 1400 Abonnentinnen und Abonnenten. Es ist der letzte Newsletter unter meiner Redaktion. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge gebe ich die Redaktion an meine Nachfolgerin Nicole Maron ab. Weinend, weil diese 13 Jahre InfoPeru für mich wie im Flug vergangen sind und ich nie die Freude und den Enthusiasmus daran verloren habe. Zugleich gebe ich ab, weil mich eine neue spannende Aufgabe erwartet: Seit April 2024 habe ich die gesamte Landesleitung der Schweizer NGO Comundo übernommen.

94 Ausgaben des InfoPeru sind auch eine politische Revue der letzten 13 Jahre Perus. Im ersten Newsletter 2011 stellte ich die damaligen Präsidentschaftskandidaten vor:  Alejandro Toledo, Keiko Fujimori, Luis Castanheda, Ollanta Humala, Pedro Pablo Kuczynski. Im selben Jahr trat mit Susana Villaran erstmals eine Frau als Bürgermeisterin an. 2011 gewann Ollanta Humala.  Zwei der Genannten waren Bürgermeister von Lima (Castanheda Lossio und Villaran), drei waren Präsidenten (Toledo, Humala und Kuczynski).  Doch was sie aus heutiger Sicht alle eint: alle wurden wegen Korruption angeklagt, saßen oder sitzen im Gefängnis oder Hausarrest. Keiner hat bisher ein Urteil erhalten, das die Korruptionsvorwürfe besiegelt oder aber entkräftet hat.

Es ist ein Armutszeugnis sowohl für die Demokratie wie auch für die Justiz. In diesen Tagen wird Alejandro Toledo der Prozess gemacht. Zur Erinnerung: Toledo war nach der Aufdeckung der großen Korruption unter der Regierung Fujimori-Montesinos an die Macht gekommen, es wehte ein Wind des demokratischen Frühlings durch das Land und es ging ans große Ausmisten der Korruption. Dass gerade dieser Präsident sehr wahrscheinlich 34 Millionen für sich selbst auf die Seite gebracht hat, ist eine herbe Enttäuschung.  Viele Menschen glauben nicht mehr an die Demokratie und daran, dass es Politiker gibt, denen das Gemeinwohl am Herzen liegt.

Als politische Beobachterin des Perus der letzten 20 Jahre kann ich nicht umhin, einen gewissen Frust zu empfinden. Zwei Grundübel Perus – die Korruption und der Rassismus – scheinen nicht ausrottbar zu sein.

Lieber als über die grosse Politik habe ich in deswegen über konkrete Peruaner und Peruanerinnen und ihre Geschichten und ihr Engagement geschrieben. Die kleinen Fortschritte, die sie erreichen und wie sie trotz aller Widerstände am Ball bleiben.

Ich danke herzlich meinem Team – zuerst Jimi Merk, dann Annette Brox, Mechthild Ebeling, später Heinz Schulze– für 13 tolle Jahre InfoPeru. Dank allen ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren, sowie Victor Manriquez, der das pdf erstellte, und Sini Bodemer, die oft in letzter Minute beistand, wenn das Mailprogramm mal wieder hakte.  Vor allem aber danke ich Euch Leserinnen und Lesern. Dank Eurer Rückmeldungen habe ich immer wieder erfahren, dass der InfoPeru geschätzt wird und es sich lohnt, ihn so gut wie möglich zu machen.

Ich bin sicher, der InfoPeru wird auch unter der Redaktionsleitung von Nicole Maron weiterhin viele Leserinnen und Leser finden.

Hildegard Willer

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