Editorial InfoPeru 84

Liebe Leserin, lieber Leser des InfoPeru,

während Sie in Europa ob der Hitzewelle stöhnen, überstehen wir hier in Lima einen recht kalten Winter mit Temperaturen bis zu 12 Grad.

Bei der hohen Luftfeuchtigkeit ist die gefühlte Temperatur noch niedriger. Warm wird es einem nur, wenn man sich draußen bewegt. Und ansonsten sitze ich mit Pulli, Fingerhandschuhen und Wärmeflasche am PC und trinke literweise heißen Tee.  Denn eine Heizung hat in Lima niemand.

Im Gebirge ist es noch kälter. Im Mai war ich in der Bergbaustadt Cerro de Pasco auf 4300 Meter Höhe. Obwohl der Himmel strahlend blau war, konnte man Anorak und Schal nie ablegen, so kalt war es. Für die Bewohner von Cerro de Pasco ist es das ganze Jahr so. Und dennoch sagte Antony Oscátegui, den ich in diesem InfoPeru vorstelle, dass man mit der Kälte leben könne, weil die menschliche Wärme in Cerro de Pasco so groß sei.

Wenn ich dann in deutschen Nachrichten sehe, dass sich Politiker*innen und Bürger*innen darüber streiten, ob die Räume im Winter nur 19 Grad geheizt werden dürfen – dann erscheint mir das doch wie eine ganz andere Welt mit anderen Sorgen.

Ein Jahr ist es her, dass der Lehrer Pedro Castillo das Amt des Präsidenten übernommen hat. Vor allem die Landbevölkerung fand es toll, dass endlich einer der ihren die Macht in der Hauptstadt übernommen hat und der herrschenden Ungleichheit und dem Rassismus, zumindest ein klein wenig, den Garaus machen würde.

Ein Jahr danach ist niemand mehr hoffnungsvoll. Wie Perus politische Dauerkrise immer tiefer wird, und welchen Anteil Pedro Castillo aber auch das Parlament daran haben, können Sie in der Analyse von César Bazán Seminario nachlesen.

Auch wenn die politische Situation Perus weiterhin ein Trauerspiel ist: das tägliche Leben wird davon bisher weniger tangiert als dies während Corona der Fall war. Schulen und Universitäten haben ihren Präsenzbetrieb wieder aufgenommen, beliebte Veranstaltungen wie die Internationale Buchmesse, die Kunsthandwerksausstellung Ruraq Maqui oder das Internationale Filmfestival finden wieder statt. Auch das Verkehrschaos ist wieder das alte.  Mehr als das politische Chaos im Präsidentenpalast und im Kongress beschäftigt viele Peruaner, wie sie ihre Familien ernähren, ob der hohen Lebensmittelpreise und der Inflation – eine Konsequenz von Corona und des Kriegs in der Ukraine, die alle südamerikanischen Länder betrifft.

Eine anregende Lektüre des InfoPeru  wünscht

Hildegard Willer

Redakteurin

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