Kimberley Garcia, Doppelweltmeisterin im Gehen. (© Andina)

Das war Peru 2022

Das Jahr 2022 in 10 (subjektiven) Schlaglichtern

  1. Erdölunfall vor der Küste Limas

Das Jahr 2022 begann in Peru wörtlich genommen mit “schwarzen” Aussichten. Am 15. Januar verlor ein Erdöltanker der spanischen Firma Repsol 11 000 Fass Erdöl vor der Raffinerie Pampillas, im Norden Limas. An dem ausgeflossenen Erdöl verendeten unzählige Seevögel, Fische und Meerestiere. Badestrände wurden geschlossen. Fischer und Händler verloren ihre Einkommensquelle für Monate oder sogar Jahre. Ende August waren immer noch 34 von 97 betroffenen Stellen beschädigt.

Die Umweltbehörde OEFA hat Repsol zweimal sanktioniert: mit 13 Millionen Soles, weil sie das Ausmaß der Katastrophe verschwiegen; und mit fast 30 Millionen Soles, weil Repsol keine ausreichenden Aufräumarbeiten in die Wege geleitet hat.

Der zuständige parlamentarische Untersuchungsausschuss hat dagegen noch kein Urteil gefällt.

2. Ukrainekrieg: steigende Lebensmittelpreise und fehlender Dünger

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat auch in Peru, wie überall in der Welt, zu höheren Lebensmittelpreisen geführt. Die Preise für Weizen, Reis und Öl haben sich sogar verdoppelt.

Durch den Ukraine-Krieg kam die Einfuhr des russischen Kunstdüngers zum Erliegen und es wurden Befürchtungen laut, dass, mangels Dünger, die nächste Ernte gering ausfallen wird und Peru mit knappen und teuren Lebensmitteln zu rechnen hat. Bis Ende 2022 will die Regierung und auch die Privatwirtschaft, so ihre Ankündigung, auf dem Weltmarkt genügend Dünger gekauft haben – allerdings zu hohen Preisen.

3. Sport: Peru verpasst WM-Qualifikation und erhält eine Doppelweltmeisterin

Nachdem Peru 2018 in Russland an der WM dabei war, reichte es 2022 ganz knapp nicht für die WM-Qualifikation. Mit 4:5 verlor Peru das Play-Off-Spiel im Elfmeterschießen gegen Australien. Für ein fußballverrücktes Land wie Peru kam dies einem nationalen Trauertag gleich.

Ein kleiner Trost: eine Peruanerin hat gleich zwei Weltmeistertitel geholt.

Die Andenstadt Huancayo hat mehrere Marathon-Läufer und Geher hervorgebracht. Auch die 29-jährige Kimberley Garcia stammt aus einer Familie von Gehern. Im Juli 2022 wurde sie Weltmeisterin sowohl über die 20 als auch die 35 Kilometer Strecke im Gehen.

4. Acht Umweltschützer ermordet

Auch 2022 blieb ein gefährliches Land für Menschen, die sich für den Erhalt der Umwelt einsetzen. Acht Menschen – drei mehr als im Jahr zuvor – wurden ermordet, weil sie ihr Land gegen Drogenhändler, Holzfäller, Grundstücksspekulanten oder Goldschürfer verteidigten. Besonders betroffen ist das Amazonasgebiet. Der neu eingerichtete staatliche Schutzmechanismus für bedrohte Umweltschützer*innen zeigt noch keine Wirkung.

5. Schüler und Studierende kehren zurück

2022 ging ein großes Aufatmen der Erleichterung durch peruanische Familien: Schüler*innen und Studierende mussten für den Unterricht wieder an Schule und Unis gehen. Zwei Jahre lang hatten sie ihre Lehrpersonen wegen der Corona-Pandemie nur am Bildschirm. 2022 wurde wieder 100%iger Präsenzunterricht eingeführt. Peru war einer der Länder mit der längsten Schulschließung wegen Corona.

6. Lima fünftgrößte venezolanische Stadt

Lima hat inzwischen mehr venezolanische Einwohner*innen als so manche venezolanische Stadt. Nach Caracas, Maracaibo, Maracay und Barquisimeto wäre Lima mit 1 Millionen Venezolaner*innen heute die fünftgrößte Stadt Venezuelas.

Zwar hat Kolumbien mehr venezolanische Flüchtlinge und Migranten als Peru aufgenommen, aber in Kolumbien verteilen sie sich auf viele Städte – während in Peru von den 1,5 Millionen Venezolanern 1 Million in der Hauptstadt leben.  Dies bedeutet auch, dass jeder zehnte Einwohner*in Limas inzwischen Venezolaner oder Venezolanerin ist.

Viele Venezolaner*innen haben sich in Peru gut integriert, müssen sich aber weiterhin gegen weitverbreitete Vorurteile und Fremdenhass wehren.

7. Konflikte im Bergbaukorridor ohne Lösung in Sicht

400 Kilometer erstreckt sich der Weg von Espinar in Cusco bis nach Las Bambas in Apurimac. In Espinar liegen die Kupferminen Antapaccay und Ccorohuayco, in Apurimac die Kupfermine Las Bambas. Dazwischen liegen  andere Bergbauprojekte und immer mehr informellen Bergbau – also Dörfer oder Einzelpersonen, die in Eigenregie und ohne jegliche Genehmigung Kupfer abbauen.

In diesem Bergbaukorridor reißen die Konflikte nicht ab. Es kommt zu Straßensperren, Minenstillstand, Streiks. Die Gründe, Akteure und Interessen werden immer vielfältiger; auch die Regierung Castillos – die von den dort ansässigen Menschen mit großer Mehrheit gewählt wurde – konnte kein dauerhaftes Abkommen zwischen den Firmen und der Bevölkerung erwirken.

8. Regionalwahlen ohne Überraschungen

Am 2. Oktober wählten die Peruaner*innen neue Bürgermeister*innen und Regionalpräsident*innen. In Lima gewann der Rechtspopulist Lopez Aliaga. In den Regionen gewannen fast ausnahmslos Kandidaten (und nur ganz wenige Kandidatinnen)  regionaler Wahlbündnisse. Ein weiteres Zeichen für die Fragmentierung der politischen Parteienlandschaft in Peru. Landesweite Parteien spielen praktisch keine Rolle mehr.

Die Gewählten werden ihr Amt im Januar antreten.

9. Pedro Castillo abgesetzt – Blutige Unruhen in ganz Peru

Viele dachten, dass Pedro Castillo im Präsidentenamt nicht lange überleben würde – der peruanische Kongress hatte es seit seinem Amtsbeginn darauf angelegt, ihn abzusetzen. Der Zeitpunkt und vor allem die Art seiner Absetzung kam aber dann doch überraschend. Bis heute weiß niemand schlüssig, was Pedro Castillo am 7. Dezember dazu bewogen hat, ohne Not, die Schließung des Kongresses und eine Notstandsregierung zu verkünden. Über die, auch blutigen, Folgen informieren wir Sie in diesem InfoPeru detailliert – und erlauben uns eine Prognose für das Neue Jahr: die politische Instabilität wird uns auch 2023 begleiten.

10. Der Klatsch zum Jahresende: Mario Vargas Llosa macht Schluss

….. mit seiner Freundin Isabel Preysler, einer in Spanien berühmten Sociality-Figur, die ihre Bekanntheit vor allem noch prominenteren Ehemännern verdankt. Vor acht Jahren hatte der inzwischen 86-jährige peruanische Literaturnobelpreisträger seine langjährige (peruanische) Ehefrau zugunsten der 71-jährigen Preysler verlassen. Nun, so verkünden beide, ist Schluss. Angeblich kam es zum Bruch, weil Vargas Llosa Preysler nicht ehelichen wollte.

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