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Coronavirus in Peru: #yomequedoencasa

Eine Woche schon Ausgangssperre, und die Peruaner finden es richtig.

 

Am 6. März meldete Peru seinen ersten Corona-Virus-Infizierten; am 11. März kündete Präsident Vizcarra die Schliessung aller Schulen bis zum 30. März an; am 15. März schliesslich wurde der Ausnahmezustand mit Ausgangssperre verhängt, vorerst bis zum 31. März. Flüge nach Europa und China wurden eingestellt, und inzwischen wurden alle Grenzen geschlossen und Flughäfen für Passagierflüge geschlossen.  Die Ausgangssperre gilt für alle. Man darf das Haus verlassen zum Einkaufen, Arzt, Apotheke. Spazierengehen ist nicht erlaubt. Von 8 Uhr abends bis 5 Uhr früh herrscht eine totale Ausgangssperre.

 

Peru gehört damit zu den Ländern in Lateinamerika, die sehr schnell und mit drastischen Massnahmen auf die Pandemie reagiert haben. Der Grund: das peruanische Gesundheitswesen ist sehr schlecht auf diese Pandemie vorbereitet. Laut einem Bericht des Investigativportals Ojo Publico, verfügt das staatliche System ueber 1081 Intensivbetten, von denen aber nur 250 für schwere Coronavirus-Fälle ausgerüstet sind. Die privaten Krankenhäuser haben 295 Intensivbetten zur  Verfügung und haben ihre Bereitschaft bekundet, in der Corona-Krise mit dem staatlichen Gesundheitsministerium zusammen zu arbeiten. 

 Ob die Strategie der Ausgangssperre  erfolgreich ist, wird sich in rund einer Woche zeigen, wenn auch diejenigen, die sich vor der Ausgangssperre angesteckt haben, Symptome zeigen werden.

In einem Land, in dem 65% der Erwerbstätigen im informellen Sektor tätig sind – also ohne jegliche Sozialleistungen nur von dem leben, was sie jeden Tag verdienen – hat ein solch 14-tägiger Stillstand  direkte wirtschaftliche Konsequenzen bei den Ärmsten. Die peruanische Regierung hat deswegen zusammen mit der Notverordnung auch die Zahlung von umgerechnet rund 100 US-Dollar für 9 Millionen armer Familien angeordnet.  Die Auszahlung läuft bereits. 

Nicht in die Hilfsmassnahmen einbezogen sind allerdings die 850 000 venezolanischen MigrantInnen, die fast alle von Gelegenheitsarbeiten leben und keinerlei Rücklagen haben. Sie gehören zu den Menschen in Peru, die am meisten unter den Massnahmen zu leiden haben. 

Nach einer Woche Ausgangssperre hat Peru am 23. März 393 gemeldete Corona-Infizierte, 306 davon in der Hauptstadt Lima.  6 Infizierte sind bisher gestorben. Allerdings ist zu befürchten, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten um ein wesentliches höher ist, denn bisher hat Peru erst gut 6000 Tests durchgeführt. Eineinhalb Millionen von Test-Kits sollen in der nächsten Woche in Peru eintreffen.

Erstaunlicherweise fügen sich die PeruanerInnen ohne Murren in den neuen Notstand. Im Gegenteil, Präsident Vizcarra, der jeden Mittag im Fernsehen eine Erklärung zum Stand der Pandemie abgibt, hat an Beliebtheit gewonnen.  Die Befürchtung, dass mit dem Notstand auch Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen durch das Militär und Polizei zunehmen, hat sich bisher nur in einem bekannt gewordenen Fall bestätigt. Ein Soldat in Piura habe einen, der sich der Ausgangssperre verweigert hat, tätlich angegriffen. Die Armee hat danach bekanntgegeben, dass der Soldat entlassen worden sei. 

Nach einer Woche Ausgangssperre befürworten 87% der Peruaner die Massnahmen der Regierung, so eine Umfrage des Institutes Ipsos vom Wochenende. 76% sind mit einer Verlängerung der Massnahmen einverstanden, sollten die Corona-Fälle dennoch ansteigen.

Und danach befragt, mit welchem Gemütszustand sie die Zwangs-Quarantäne angehen, antworten 47% mit „Freude“ und „ Freude am Zusammensein der Familie“.  Hoffen wir, dass die Freude am familiären Zusammensein anhält! Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ausgangssperre verlängert wird. Und damit werden viele PeruanerInnen an ihre wirtschaftlichen Grenzen gelangen. 

 

Hildegard Willer

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