Der Verfechter der Menschenrechte starb 93-jährig in Lima an Covid-19.
„Worte können begeistern, Taten überzeugen“. Dieser Spruch trifft sehr gut auf Bischof Luis Armando Bambarén Gastelumendi SJ zu. Zwischen seiner Geburt im Jahr 1928 (in Yungay, in der Andenregion Ancash) und seinem Tod am 19.3.2021 liegt ein intensives Leben, wie er sagte und über ihn gesagt wurde: Ein Leben für die Armen und die Menschen, die keine Stimme haben.
Seit seiner Studienzeit war er Jesuit. Er wurde 1968 zum Weihbischof von Lima geweiht und setzte sich speziell für die sich stark ausbreitenden Armenviertel Limas ein,. Seit 1978 wirkte er in der peruanischen, konfliktreichen Hafenstadt Chimbote und wurde 1983 der erste Bischof des neuen Bistums Chimbote. Diese Stadt war bekannt wegen der übelriechenden Luft durch die örtliche große Fisch(mehl)-Industrie und der unmenschlichen Zustände in den sich rasch in der Wüste ausbreitenden Elendsvierteln. 1998 wurde er zum Präsidenten der peruanischen Bischofskonferenz gewählt. Hier war er aktiv bis 2003. Sein übliches altersbedingtes Rücktrittsgesuch mit 75 nahm Papst Johannes Paul II .zum Februar 2004 an.
Im Gedächtnis bleibt er den Menschen, die als Kinder oder Erwachsene mit seinem Engagement zu tun hatten, wie denjenigen, die in vielen sozialen Kämpfen das Armenviertel Villa El Salvador (in Lima) aufbauten. Hier scheute er auch Konflikte mit der damaligen Militärregierung nicht, die den Aufbau eigenständiger Organisationen kritisch sahen, und die ihn für sein Engagement für diese Menschen auch verhafteten.
Beispielhaft steht in Chimbote sein Eintritt gegen eine kriminelle Bande, die sich eines Hauses für geistig behinderte Familien bemächtigten, um so an die für diese gespendeten Lebensmittel zu kommen. Hier unterstütze er die Elternorganisation der Kinder, klärte wohl in einer sehr hitzigen Versammlung in seiner Art den Konflikt. Wie die Menschen sagten: In Worten zurückhaltend, in seiner Haltung sehr deutlich, schaffte er es, dass die Anführer der Bande sich zurückzogen.
Anders als sein Bischofskollege, der spätere Erzbischof von Lima und Kardinal Juan Luis Cipriani, zeigte er eine „klare Kante“ gegen die Menschenrechtsverletzungen des Leuchtenden Pfads (Sendero Luminoso) und des Militärs. Der Leuchtende Pfad rief immer wieder zu „bewaffneten Streiks“ auf mit der Androhung, alle zu ermorden, die an diesem Tag ihr Haus verlassen würden.
Dennoch motivierte und organisierte Bischof Bambarén einen Protest gegen Sendero, in dem engagierte Menschen mit vielen Musikgruppen in einem frohen Zug, enem sogenannten “pasacalle” durch Chimbote zogen. Die Menschen verloren so die Angst vor dem Leuchtenden Pfad.
Besonders wichtig war seine Aufgabe als ständiger Beobachter in der peruanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission zur Aufarbeitung der brutalen Menschenrechtsverletzungen im bewaffneten internen Konflikt durch Leuchtenden Pfad, Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru (Movimiento Revolucionario Túpac Amaru – MRTA), Polizei und Militär.
Ähnliche Beispiele aus seiner priesterlichen Tätigkeit gäbe es viele. Bischof Bambarén hinterlässt eine große Lücke in der kirchlichen Hierarchie als wirklich guter Hirte für diejenigen, die unterdrückt und ausgebeutet werden.
Heinz Schulze