Von der Provinzhauptstadt Quillabamba aus kommen wir nach fünfstündiger Busfahrt entlang des Urubamba-Flusses in Ivochote an. Hier geht es nur noch mit dem Boot weiter. Fünf bis sechs Stunden dauert die Bootsfahrt zur Distrikthauptstadt Camisea. Die Provinzverwaltung will hier eine Straße bauen, damit Megantoni schneller und sicherer zu erreichen ist. Die indigene Organisation COMARU lehnt das Projekt ab, da die Straße nach jetziger Planung durch Schutzgebiete führt und diese zerstört. Die vorgeschriebene Vorabkonsultation und Beteiligung der indigenen Gemeinden habe nicht stattgefunden, kritisiert Agilio Semperi, Präsident von COMARU. Die Erfahrung aus anderen Gebieten zeige, dass Straßenbau immer neue Eindringlinge in den Regenwald anziehe. Durch den erleichterten Zugang werden weiterer illegaler Holzeinschlag und Drogenhandel begünstigt.

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Zwischen Ivochote und Camisea führt die Bootsfahrt durch den Pongo de Mainique. Hier schlängelt sich der Urumbamba auf drei Kilometer Länge in engen Flussbiegungen an hohen zerklüfteten Felsen entlang – ein faszinierendes Naturschauspiel. Der Pongo ist für das Volk der Matsigenka heilig.  Sie bringen ihm ein Opfer dar, bevor sie die gefährliche Engstelle passieren. Nach Durchquerung des Pongos lässt man die Cordillera de Vilcabamba endgültig hinter sich und ist im flachen Tiefland des Unteren Urubamba angelangt.

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Das Wasser des Urubamba ist verschmutzt, es gibt viel weniger Fischer als früher, sagen die Anwohner*innen, die vom Fischfang leben. Indigene Vertreter machen hierfür die Schiffe des Gasunternehmens Camisea verantwortlich. Sie beklagen, dass die indigenen Gemeinden von den hohen Gewinnen nicht profitieren, dafür aber unter den Umweltauswirkungen leiden.
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Entlang des Flusses sieht man immer wieder kleine Waldbrände. Für die landwirtschaftliche Nutzung werden bestehende Felder, Büsche und Bäume abgebrannt, um sie für neuen Anbau nutzbar zu machen.
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Viehwirtschaft gab es bis vor wenigen Jahren nicht in Megantoni. Die Bewohner*innen leben von der Fischerei und bauen vor allem Kakao, Yucas und Papayas an, meist für den Eigenverbrauch. In den letzten Jahren wurde jedoch immer mehr Wald für Weideflächen gerodet.
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Der Klimawandel macht sich in Megantoni bereits bemerkbar – vor allem durch vermehrte Tro-ckenheit. Der Wasserpegel des Urubamba ist so niedrig wie nie. Das macht die Bootsfahrten schwieriger, langwieriger und gefährlicher.
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Diese beiden Kinder können im benachbarten Ort in die Schule gehen. Aber nur in den größeren Orten gibt es eine weiterführende Schule. Schüler*innen aus den abgelegenen Gemeinden können diese Schulen nicht von zuhause aus erreichen. Bildung ist ein zentrales Thema für die indigene Organisation FECONAYY. Sie fordert, dass sich weiterführende Schulen und Universitäten dezentralisieren müssen, um den Jugendlichen in ihren Gemeinden eine gute Bildung zu ermöglichen.
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Während Peru von der Corona-Pandemie extrem stark betroffen war und die höchste Todesrate weltweit zu beklagen hatte, gab es in Megantoni nur wenige Kranke und kaum Tote. Das Virus wurde mit einheimischen Heilpflanzen erfolgreich bekämpft. In vielen Gemeinden haben sich Initiativen gebildet, die mit ihrem Wissen über Heilpflanzen und der Einrichtung von kleinen Behandlungszentren erfolgreich waren.
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Martina ist Yine Yami und wohnt in der Gemeinde Santa Elena. Sie lebt mit ihren Töchtern und deren Familien von ihren eigenen landwirtschaftlichen Produkten. Ihre Häuser sind umgeben von Yuca-Feldern, Bananenstauden, Obstbäumen. Seit vor drei Monaten ihr Mann gestorben ist, ist alles schwieriger geworden.
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Gleich ist das Essen fertig.
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Badefreuden im Urubamba
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FECONAYY veranstaltet ein Fest zum Internationalen Tag der indigenen Frau am 5. September. Die Organisation vertritt zwar offiziell das Volk der Yine Yami, hat aber Vertreterinnen aller sieben indigenen Völker, die im Distrikt leben, eingeladen. 
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Fotostrecke: Zu Besuch in Perus reichster Gemeinde

Die Stadt Freiburg unterhält eine Klimapartnerschaft mit der Provinz La Convención im Tiefland von Cusco. Zur Provinz gehört auch der Distrikt Megantoni, in dem die Gasfelder von Camisea liegen, eines der größten Gasvorkommen in ganz Amerika. Seit 2004 wird hier Gas gewonnen. Aufgrund der Einnahmen aus den Abgaben der Gasunternehmen ist Megantoni einer der reichsten Distrikte Perus. Dennoch lebt die Bevölkerung in den indigenen Gemeinden in großer Armut. So sind 86% nicht an die Wasserversorgung angeschlossen, das Gesundheitssystem ist schlecht. Die Einnahmen aus dem Canón werden falsch investiert oder veruntreut, klagen Vertreter*innen der Gemeinden.

Im Rahmen meiner Perureise im September habe ich mich auch auf die lange und erfahrungsreiche Reise nach Megantoni begeben und verschiedene indigene Gemeinden besucht. Begleitet hat mich u.a. der Fotograf Victor Mallqui, der im Auftrag des Centro Bartolomé de las Casas unterwegs war. Wir bedanken uns sehr herzlich, dass wir seine eindrucksvollen Fotos hier veröffentlichen dürfen.

 

Fotos: Victor Mallqui, © Centro Bartolomé de Las Casas, Annette Brox

Texte: Annette Brox