Obststand Lima (© Hildegard Willer)

Peruanisches Bio nur für den Export

Peruanisches Obst und Gemüse für den einheimischen Markt weist hohe Pestizid-Rückstände auf.

 

Die peruanische Gesundheitsplattform Salud con lupa legte die Ergebnisse einer Untersuchung zur Pestizidbelastung wichtiger Lebensmittel und Früchten in Peru vor. Sie hat dazu in sechs großen Supermärkten in Lima Lebensmittel untersuchen lassen.

Salud con Lupa hat zusammen mit vier weiteren NGOs aus dem Öko-Agrarbereicht erstmals Obst und Gemüse in Lima auf Rückstände von Pestiziden untersucht. Dazu haben sie 84 Stichproben von 8 Gemüse- und Obstsorten in sechs Supermärkten (Metro, Tottus, Wong, Plaza Vea, Vivanda und Minka) genommen und untersuchen lassen.  Die Supermärkte Vivanda und Plaza Vea gehören der Gruppe Intercorp, die auch eine große Exportfirma ist. Tottus gehört zur  chilenischen Gruppe Falabella und Metro und Wong zum  ebenfalls chilenischen Centro Comerciales Sudamericanos S.A. – Censosud. Die Untersuchungen fanden in Kooperation mit dem Consorcio por la Salud Ambiente y Desarrollo (Ecosad) und dem Red Agricultura Ecológica (RAE Peru) statt. Die 84 untersuchten Lebensmittel wurden in Anwesenheit von Notaren gekauft und an zwei seriöse Labore (Menux Nutri Scienes und Normec G Agro Control) übergeben. Die Vorgaben zur Kontrolle entsprachen den zulässigen Höchstwerten für Pestizidbelastungen, die die nationale peruanische Gesundheitsbehörde (Digesa) vorgegeben hat.

19 mal höher als die Grenzwerte

 Frühlingszwiebeln überschritten 19mal die akzeptierten Werte zum Beispiel an Procimidona, Firponil oder Chlorpiritos. Letzteres ist in 28 europäischen Staaten, Chile und den USA verboten.

Sellerie, angebaut vor allem in den Regionen Lima, Arequipa und La Libertad, weist über 14mal die Höchstgrenzen an Benalxid und Propiconazol (verboten in Spanien) auf.

Aji amarillo ist mit Überschreitung der Höchstgrenzen mit Fipronil, Permetrin, Triazofos sowie Carbofurano (letzeres auch in Peru verboten) dabei.

Paprika weist ebenfalls zu hohe Pestizidkonzentrationen auf, wobei das Agrargift Profenofos 39mal über dem akzeptierten Höchstwert liegt.

Tomaten – pro Jahr in Peru 240 Tonnen geerntet, sie werden hauptsächlich in den Regionen Ica, Lima und Arequipa angebaut – überschritten vier bis siebenmal die Höchstgrenzen an Triazofos.

Erdbeeren: Die untersuchten Proben überschritten die Höchstwerte an Pirimetanil, Tebuconazole, Clorfenapir und Abamectina.

Rote Beete enthielt erhöhte Werte der Insektizide Ciromazina und Lorpirifos.

Bio für den Export – Gift für den heimischen Markt

Salud con Lupa betont, dass Lebensmittel für den Export genauer kontrolliert werden, bis zur Grenze der erlaubten Höchstgrenzen. Für den Verkauf in Peru sind 27 Pestizide zugelassen, auch solche, die in Europa verboten sind, beispielsweise für Heidelbeeren, Mangos, Paprika oder Erdbeeren. Bei den Tomaten sieht es so aus: Für den Export nach Spanien sind nur 0,2mg pro Kilo von Metaxil erlaubt, für den Verkauf in Peru 0,5 mg pro Kilo. In Peru eingesetzt und meist aus Brasilien, Ecuador oder Bolivien eingeführt werden Insektizide von BASF, Dow Chemical, Bayer, Corteva Agrisciense oder Du Pont.

Schliesslich ist noch anzumerken, dass die seit Januar amtierenden Bürgermeister*innen der Stadtviertel Miraflores, San Isidro und Barranco die kleinen Wochenendmärkte von Kleinbauern, die während der Corona-Pandemie entstanden sind,  verboten haben und die Stadtverwaltung von Lima den Biomärkten große  Probleme macht.

Die Untersuchungsberichte von Salud con Lupa kann man hier nachlesen https://saludconlupa.com/series/un-veneno-oculto-en-mi-plato/

Heinz Schulze