Als Kind dachte Elizabeth Lino, dass alle Peruaner neben einem grossen Erdloch aufwachsen. Ihr Vater arbeitete bei der staatlichen Centromin im Departament Pasco. Die Stadt Cerro de Pasco liegt bis heute direkt an dem kilometergrossen Abbauloch.
Heute ist Elizabeth Lino 41 Jahre alt und Schauspielerin in Lima. Ihre Heimat neben einer der ältesten Tagebauminen Perus zu haben, ist Quelle und Inspiration für die Figur, die Elizabeth Lino geschaffen hat: die letzte Schönheitskönigin von Cerro de Pasco.
Schönheitsköniginnen sind ein fester Faktor peruanischer Institutionen und Städte: sie sind jung, hübsch, werben für ihre Stadt und äussern sich nie über Politik. Auch die “Ultima Reyna de Cerro de Pasco” alias Elizabeth Lino wirbt für ihre Stadt – für das, was sie dort wirklich vorfindet: in Abendkleid mit Krone und Schärpe macht sie Werbung für das grosse Loch, für den Abraumsee, der längst alle Lagunen aufgesaugt hat; für den Hall der Spregungen, der das Vogelgezwitscher übertönt.
Mit ihrer Inszenierung zeigt Elizabeth Lino das, was viele Peruaner nicht sehen wollen: die hässlichen Narben des Tagebergbaus in Landschaft und Natur, die mit Schönheit nichts gemein haben.
Ohne auch nur ein schlechtes Wort über Bergbau zu äussern, ist ihre Botschaft klar: Bergbau ist hässlich und schmutzig und umweltschädlich. Schaut genau hin!
Die Performance der Letzten Schönheitskönigin von Cerro de Pasco kann man auch auf youtube finden:
Hildegard Willer