Fotogalerie: Esmeraldas Kampf
Die 12-jährige Esmeralda Martin ist das jüngste Opfer der Schwermetallvergiftungen in Cerro de Pasco.
Ihr Großvater verließ als junger Mann das heimatliche Dorf, um in der Bergbaustadt Cerro de Pasco auf 4300 Meter Höhe sein Glück zu suchen. Für seine Enkelin, die 12-jährige Esmeralda Martin, brachte das Aufwachsen neben der offenen Tagebaugrube mitten in der Stadt Krankheit und Tod. Seit ihrem 6. Lebensjahr litt Esmeralda an einer schweren Form von aplastischer Anämie, einer Bluterkrankung, die u.a. auf den Kontakt mit Giftstoffen zurückzuführen ist. Wie so viele Kinder in Cerro de Pasco wies auch Esmeralda Martin zu hohe Schwermetallwerte auf. Ihre Eltern, Simeon Martin und Carmen Añasco, kämpften wie die Löwen um die Gesundheit ihrer jüngsten Tochter. Sie marschierten mit anderen Eltern betroffener Kinder tagelang bis zum Gesundheitsministerium nach Lima; sie ketteten sich vor dem Ministerium an, machten in sozialen Netzwerken aufmerksam und erreichten schließlich, dass der Staat die Kosten für eine Knochenmarktransplantation in Argentinien übernahm. Im März 2020 protestierten sie erneut, zusammen mit anderen Eltern betroffener Kinder, vor dem Hauptquartier des Bergwerkbetreibers Volcan in Lima. Dort erhielten sie den Bescheid, man würde ja Steuern bezahlen, sie sollten deswegen beim Staat vorstellig werden. Die Eltern schlugen ihr Protestcamp daraufhin vor dem Gesundheitsministerium auf.
In Cerro de Pasco wird seit rund 100 Jahre industrieller Bergbau betrieben. In dieser Zeit haben sich die Abraumhalden unkontrolliert angehäuft, während die Besitzer gewechselt haben. 1998 kaufte das peruanische Unternehmen Volcan die Minen vom peruanischen Staat und baute das Unternehmen zu einem der weltweit grössten Zink-, Blei- und Silberproduzenten aus. 2004 stieg der Schweizer Rohstoffmulti Glencore als Minderheitsaktionär ein, seit 2017 besitzt Glencore die Aktienmehrheit an Volcan. Ein geplanter Verkauf der Mine in Cerro de Pasco an ein kanadisches Unternehmen kam nicht zustande – unter anderem auch, weil die Verwertung des Abraums dank des hohen Silberpreises äusserst rentabel ist.
Trotz Knochenmarkstransplatation verschlechterten sich die Blutwerte Esmeraldas in den letzten Monaten. Am 14. September starb sie auf dem Weg von Cerro de Pasco ins Krankenhaus nach Lima.
Auf Nachfrage bei Glencore, bedauerte die Unternehmenssprecherin den Tod Esmeraldas und beteuerte, dass Glencore daran arbeite, die Auswirkungen des über 100 Jahre alten Betriebes zu adressieren.
In Erinnerung an Esmeralda Martin, die vielen anderen kranken Kinder in Cerro de Pasco und ihre Eltern, zeigen wir die nachfolgenden Fotos von Luisenrrique Becerra. Sie zeigen eine fröhliche Esmeralda im März 2020, kurz vor dem Corona-Lockdown, während des Protests vor dem Gesundheitsministerium.
Wer mehr lesen will über Cerro de Pasco:
- Reportage in deutsch über die Geschichte von Esmeralda Martin und der Kinder von Cerro de Pasco: https://www.woz.ch/-9586
- Reportage in spanisch über die Geschichte und das Begräbnis von Esmeralda Martin: https://ojo-publico.com/3103/una-piedra-preciosa-en-la-ciudad-de-los-ninos-con-plomo
Hildegard Willer