von links: Edwin Alejandro (Red Muqui), Leon Meyer zu Ermgassen (Übersetzer), Eva-Maria Reinwald (SÜDWIND), Mattes Tempelmann (Misereor) (© Leon Meyer zu Ermgassen)

Arbeitsschwerpunkt Kupfer der Kampagne Bergbau Peru: Vortragsreise mit Red Muqui war guter Auftakt

Kupfer ist Arbeitschwerpunkt 2022 der Kampagne Bergbau Peru. Die Vorträge von Edwin Alejandro waren ein guter Auftakt.

Eine Befragung unserer Partnerorganisationen in Peru im Sommer letzten Jahres hat ergeben: Das Thema Kupfer beschäftigt alle. Der Rohstoff ist eines der wichtigsten Exportgüter und Ursache für zahlreiche soziale und ökologische Probleme in den Kupferminen. Die Planung von immer neuen riesigen Projekten birgt ein großes Konfliktpotenzial. In Deutschland ist Kupfer ein dringend benötigter Rohstoff: In der Debatte um Zukunftstechnologien, Mobilitäts- und Energiewende spielt er eine große Rolle und die Nachfrage wird in Zukunft steigen.

Folgerichtig der Beschluss der Bergbaukampagne bei ihrem Strategieworkshop im September 2021, in diesem Jahr schwerpunktmäßig zum Thema Kupfer zu arbeiten. Hierzu gibt es einige Aktivitäten.

Auftakt war im Mai eine Informationsreise mit Edwin Alejandro Berropsi vom bergbaukritischen Netzwerk Red Muqui. Er war während seines zweiwöchigen Aufenthalts in Deutschland in Freiburg, Berlin, Hamburg, Köln, München und als letzte Station beim Katholikentag in Stuttgart zu Gast. Bei insgesamt sechs Vortragsveranstaltungen berichtete er als Referent eindrücklich über die Auswirkungen des Kupferabbaus in Peru. Insbesondere stellte er den Fall der Mine Toromocho vor. Dort gibt eine ganze Palette von menschenrechtlichen Problemen, angefangen bei Unregelmäßigkeiten und mangelnde Transparenz bei der Übertragung von Landtiteln an die chinesische Betreiberfirma Chinalco über unzureichend geplante und durchgeführte Umsiedlungen bis zu drohenden Überschwemmungen und Erdrutschen durch nicht abgesicherte Gebiete. Hinzu kommen die langfristigen Umweltschäden, insbesondere die Wasserverschmutzung, die mit der Mine einhergeht. Seine Präsentation kann hier nachgelesen werden:

Co-Referate weiterer Expert*innen ergänzten die Vorträge von Edwin Alejandro und legten die Grundlage für die Diskussion über die Rolle Deutschlands und Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Situation in den peruanischen Minen. Mit dabei waren Expert*innen von PowerShift, Germanwatch, SÜDWIND und Misereor bei den Veranstaltungen in Berlin, Köln und München. Sie gaben Informationen zu den Themen deutsche Rohstoffpolitik, Lieferkettengetz, Unternehmensverantwortung, Energiewende und Recycling. Bei der Podiumsveranstaltung, die am 26. Mai im offiziellen Programm des Katholikentags lief, erhielt das Publikum mit einem Referat durch eine Vertreterin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die sich im Foschungsprojekt „Transnationale Governance-Ansätze für nachhaltige Rohstofflieferketten” insbesondere mit der Kupfer-Lieferkette beschäftigen, tiefere Einblicke in Ansätze zur Regulierung von Lieferketten sowie Möglichkeiten und Grenzen von Zertifizierungen (wie z.B. das relativ neue Siegel Copper Mark).

Die verschiedenen Veranstaltungen waren eine große Herausforderung, insbesondere weil es seit langer Zeit die ersten Präsenzveranstaltungen waren, die wir organisiert haben und wir uns fast als Pioniere gefühlt haben. Es war nicht einfach zu planen, wie viel Publikum man jeweils erwarten konnte, und nicht überall waren die Säle restlos gefüllt, aber mit durchschnittlich 35 Teilnehmenden sind wir sehr zufrieden. Nach einer langen Zeit mit Online-Veranstaltungen haben wir den Eindruck, dass durch den direkten Austausch, Möglichkeiten live Fragen zu stellen, das Publikum auf diesem klassischen Wege besser erreicht und für die deutsch-peruanischen Zusammenhänge sensibilisiert werden kann. Abgerundet wurden die Aktivitäten durch ein Interview mit den Lateinamerika Nachrichten (LN) – wir hoffen, dass ein guter Artikel oder Interview  in einer der nächsten Ausgaben erscheint – und durch ein Radio-Interview für den monatlichen „Eine Welt Report aus München” bei Radio Lora 92,3.

Ein wichtiger und gelungener Aspekt bei den Veranstaltungen war für Edwin, dass er sich mit Aktiven und Mitarbeiter*innen aus vielen beteiligten Organisationen austauschen und vernetzen konnte und ein gutes Bild von den Themen erhielt, mit denen sich die NGOs hier beschäftigen. Die beteiligten Organisationen vor Ort, z.B. Caritas International in Freiburg, die Peru Initiative sowie das Institut für Romanistik in Hamburg, das Schmittmann-Kolleg in Köln und der Lateinamerika-AK des Nord Süd Forum München haben Edwin mit offenen Armen empfangen und ihm viel Input und Möglichkeiten zum Austsausch geboten. Eine interessante Begegnung war auch das Treffen mit Gästen aus der Diözese Cajamarca, die bei einer Talkrunde bei der öffentlichen Kirchenmeile auf dem Katholikentag nach eigenen Worten viel Neues zur Bergbauproblematik in Peru gelernt haben und überrascht waren, damit bei einer Reise nach Deutschland konfrontiert zu werden.

Insgesamt war die Reise für beide Organisationen – Kampagne Bergbau Peru und Red Muqui – eine Bereicherung und wir glauben, dass damit die Vernetzung und der Informationsfluss langfristig gestärkt werden. Wir sind jedenfalls sehr motiviert, weiter zum Kupfer-Thema zu arbeiten. Aktuell unterstützen wir eine vom Fall der Mine Tintaya-Antapaccay (Espinar) ausgehende Kampagne für ein wirksames Europäisches Lieferkettengesetz (#EspinarNoPuedeEsperar), die v.a. mit Informationsvideos und Testimonials von Betroffenen arbeitet. Man kann die Kampagne in den nächsten zwei Monaten auf der Webseite der Kampagne (https://www.kampagne-bergbau-peru.de/kampagnen/) sowie bei Youtube (https://www.youtube.com/channel/UCBAF1HY6EHSJJrbhArF4ndA) verfolgen. Die Infostelle Peru hat dazu einen vertiefenden Artikel veröffentlicht. Des weiteren wollen wir die Materialien der Kampagne als Webdoku zum Fall Espinar aufbereiten und planen eine neue Ausstellung zu den vielfältigen Themen der Kampagne, wo es im Herbst im ersten Schritt mit einem Modul zum Kupferabbau in Peru losgehen soll.


Silvia Bodemer