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Tropenholzhandel in Peru: die Machenschaften der Familie Bozovich

Alles begann, als drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges  Batrich Bozovich aus dem damaligen Jugoslawien 1948 nach Peru kommt. Er lässt sich im zentralen Regenwald in Oxapampa nieder  (Region Cerro de Pasco) und hat  Kontakte zu bereits dort lebenden Europäern. Er interessiert sich dafür, wie man aus den Regenwaldbäumen Geld machen kann und gründet das Sägewerk Bozovich. 1973 gründet er, schon kräftig auf Expansionskurs, die Maderera Bozovich in Lima. In den 80er Jahren beginnt die Firma das Exportgeschäft nach den USA und die Karibik. Im Jahre 2000 gründet das Familienunternehmen die Firma Bozovich Global Plyword Timber Products in den USA. Um in Mexiko Edelhölzer an den Mann zu bringen. wird die Firma Bozomex, mit Sitz in Querétaro gegründet. Danach wird 2009 eine Niederlassung in Bolivien gegründet. Heute gibt es Vertretungen von Bozovich in China, Puerto Rico, Dominikanische Republik, in Brasilien und Ostafrika.

In der Anfangszeit hatten die Yanesha-Kinder Angst vor den Bozovich-Leuten. Sie wurden als sogenannte Pishtacos angesehen. Als Pishtacos  werden in vielen Regionen Perus Menschen bezeichnet, meist böse weiße Menschen, die andere, indigene, Menschen angeblich  köpfen, ihnen das Fett absaugen und damit ihre Maschinen antreiben sollen.

Nach 25 Jahren übergab Batrich Bozovich das Unternehmen an seine Söhne Drago und Boris. Drago Bozovich wurde 2001 bei einer versuchten Entführung erschossen. Jetzt übernahmen seine Söhne Ivo und Drago Bozovich Noriego die Geschäfte. Beauftragte der Firma zeichnen sich auf alle Fälle  durch ihre europäischen Namen aus: Der Finanzchef heißt Manuel Mujía Freundt und ein weiterer Vertrauter heißt Oswaldo Frech-Löchle.

Von diesem kaufte der Anwalt Alfredo Biasevich für 499.000 Dollar das Holz-und Sägewerk Industria Satipo.

 

Reichtum mit Steuerhinterziehung dank Mossak – Fonseca

Die Familie Bozovich ließ sich finanztechnisch zur Steuervermeidung in Peru und Mexiko durch die berüchtigte Anwaltskanzlei Mossak-Fonseca in Panama beraten. Sie gründeten mit der Beratung aus Panama 10 Offshore Firmen mit Sitzen z.B. auf den Jungfraueninseln, in Nevada (USA) und den Sychellen. Sie gründeten als inzwischen größte Holzfirma Perus Stiftungen und kauften Firmen hinzu mit dem  Ziel, Steuern zu hinterziehen. In Papieren von Mossak-Fonseca wird erwähnt, dass die internationale Firma Bozovich eine der peruanischen Firmen ist, die am meisten Steuern (drawback) einsparen. Die Hin-und Herüberweisungen betrugen zwischen 9.000 Dollar seitens ihrer Firma in den USA nach Mexiko bis zu 7,5 Millionen Dollar für ihre Firma BZ Tea und BZ Grid, Mountback (britische Jungfraueninseln)

Einen Einblick in deren Niederlassungen zeigt, wie die Verwirrung organisiert ist. So gibt es Die Stiftung Batrich Bozovich (Panama), Alabama Internacional (Nevada, USA), Hilton Bay Investiment, XS Inc. (Jungfraueninseln), Mountback Estate Limited ( Islas Virgenes), Latitud 33 (Norwegen), Foarring Sea Ltd. (Jungfraueninseln), Ace Star International Inc. wie Dry Mountain Corp., beide Seychellen. und wohl noch andere.

Das investigative Journalistenkollektiv  Ojo Público hat im Verbund u.a mit der Süddeutschen Zeitung in den Panama-Papers die Verstrickung von Bozovischs Firmengeflecht aufgedeckt (.https://panamapapers.ojo-publico.com/articulo/del-amazonas-a-las-islas-virgenes-los-paraisos-de-los-bozovich/)

 

Bozovich und Mexiko

Das Geschäft läuft wohl als Dreiecksgeschäft: zwischen Peru-Großbritannien-Mexiko und setzt auf das Doppelsteuer(vermeidungs)abkommen zwischen England und Mexiko. Die Gründung einer eigenen Firma in Mexiko hat wohl einen kriminellen Hintergrund. Raúl Bennet berichtet, dass ein Großteil des in Mexiko importierten Holzes illegaler Herkunft ist – und zwar aus dem peruanischen Regenwald. Und wer ist dabei? Bozovich. Es gibt hierzu diverse Dokumente, die sich auf verschiedene Jahre und verschiedene Herkunftsregionen des Holzes aus Peru beziehen.

Zum besseren Verständnis folgen hier zwei Beispiele: Alleine im Jahr 2015 wurden nach Angaben der Forstaufsichtsbehörde OSINFOR  ca. 95.000 Tropenbäume im peruanischen amazonischen Regenwald gefällt . Diese werden nicht zum Häuslebau in den indigenen Dorfgemeinschaften verbraucht,  sondern gehen hauptsächlich nach Mexiko und den USA.

Da Bozovich in Lima auch Holzpaletten herstellt, kommt ein Teil dieses Holzes zu uns, mit den importierten Früchten aus Peru.

Aber zurück nach Mexiko: Bei den Holzimporten waren 20.000 Bäume dabei, die aus den peruanischen Urwaldregionen Ucayali und Loreto stammen. Diese waren offiziell für den Export genehmigt. Bloß komisch: Bei einer Ortsbesichtigung der Kontrollbehörde stellten deren Mitarbeiter fest, dass diese Bäume alle noch im dafür benannten Konzessionsgebiet stehen. Da sind also illegal abgeholzte Bäume durch dieses Konzessionsgebiet gefahren worden und haben den Stempel „aus legaler Abholzung“ bekommen. Das ist nur möglich durch eine durchgehende Korruptionsstruktur in den zuständigen Behörden.

Eine andere Zahl: Allein aus der Region Loreto wurden vom Hafen der Amazonasstadt Iquitos in den Jahren 2010-2015 Tropenholz mit einem Volumen von 154.168 Kubikmeter und einem Wert von 115 Millionen Dollar exportiert.  Bozovich Mexiko erreichte, so die Panama-Papers ,dabei noch die Rückzahlung von 20 Millionen gezahlten Steuern von der mexikanischen Regierung.

Der Anteil an illegal geschlagenen Bäumen beträgt zwischen 40 und 60%.

Die mexikanische Firma von Bozovich, Bosomex und Bosovich SRL  ist laut Ojo-Publico eines der prominentesten Mitglieder des Nationalen Verbandes der Holz – Import-und Exportfirmen.

Der Transport erfolgte durch den Frachter Yaca Kallpac. Allein bei dessen letzten Reise im Januar 2016 waren von den 4.000 Tonnen Holz 70% aus illegaler Abholzung (Proceso). Das wurde im mexikanischen Hafen Tampico (durch US-und peruanische Behörden kontrolliert), das Schiff wurde „eingezogen“ und dient jetzt wohl als Schulschiff.

 

Die US-britische Organisation Environmental Investigation Agency bemerkt, dass nach Sichtung von Exportdokumenten, die Holzexporte von Bozovich zwischen 2008-2010 auch aus illegalen Abholzungen stammten.

Unsere eigenen Nachforschungen bei indigenen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen in verschiedenen Regionen Perus erbrachten Hinweise aus den Regionen Ucayali und Loreto über illegale Abholzungen, die mit den Bozovich in Verbindung gebracht werden.

 

Peruanische Waldschützer leben gefährlich

Unter der Leitung von Rolando Navarro war die Behörde zur Beaufsichtigung der Wälder und Fauna in Peru (OSINFOR) sehr effektiv und korrekt gegen illegale Abholzung und Handel mit Regenwaldbäumen. Er erreichte mit seinem Team, dass im September 2015 eine große Schiffsladung illegaler Hölzer aus dem peruanischen Regenwald in den USA beschlagnahmt wurde. Das war ein Millionen-Schaden für die Holzmafia. Wohl deshalb wurde Navarro  aus dem Verkehr gezuogen. Navarro bedankte sich noch mit einer e-mail bei seinen Unterstützern und Kollegen. Dann hörte man lange Zeit nichts mehr von ihm.

Erst jetzt wurde publik, dass die Holzmafia auf brutale Weise darauf reagierte. Sie verbrannten öffentlich einen Sarg mit dem Namen von Navarro. Seine Frau, die mit ihrem Sohn in Lima unterwegs war, wurde von einem Mann mit der Pistole bedroht: Deine Kinder werden für das (beschlagnahmte) Holz bezahlen. Die Navarros mussten ins Exil in die USA gehen. Nach 15 Monaten kommt Bewegung in diesen unhaltbaren Zustand. Der Geschäftsführer von Enviromental Investigation Agency (EIA), Alexander von Bismark, forderte die Regierung Perus am 19.4.17 (eia-globalorg. Assoc. Press, Washington) dringend auf, der Familie Navarro eine sichere Rückkehr nach Peru zu garantieren.

Im Zusammenhang mit den Informationen von EIA taucht der Name Bozovich nicht auf, aber die Firma Global Plywood Lumber Trading LCC… und die gehört, wie oben berichtet.. zur Unternehmensgruppe Bozovich.

 

Diese nachhaltigen Urwaldzerstörer erhielten Auszeichnungen wie das FSC-Siegel.

So schreiben sie auf ihrer Webseite, dass sie das Siegel FSC (Forest Stewardshop Council) haben, das eine geordnete Produktion sowie das Anbieten zertifizierten Holzes erlaubt.

Für die Jahre 2003-2006 erhielt Bozovich vom Verband der peruanischen Exporteure höchste Auszeichnungen als Unternehmen mit der breitesten Artenpalette für Holz. Im Jahre 2005 erhielt Bozovich außerdem von der peruanischen Kreditbank und den Außenhandelsverband den „Goldenen Stern“ als wichtigster Exporteur von Holzprodukten.

Im Herbst 2016 erhielt Bozovich, obwohl deren Verwicklungen in Steuerhinterziehung etc. bekannt waren, noch das BASC-Zertifikat des peruanischen Unternehmerverbands in Kooperation mit der peruanischen Regierung für Handelssicherheit, gute Standards für den internationalen Handel und eingehaltene Sicherheitsstandards.

Mit Verweis auf diesen Beitrag  stellte die Informationsstelle Peru e.V) an das Forest Stewardship Council /FSC-Siegel) in Deutschland die Anfrage, ob die Mitteilung auf der web-site von Bozovich stimmt, dass sie FSC-Zertifiziert sind. (15.11.16). Am 28.11.16 kam die Antwort von FSC-Lateinamerika: Ja: „They have 2 areas certified, one of Forest Management (FM) and the other one of Control Wood (CW)… in Madre de Dios, Tahuamanu Area.

Auch die bundesdeutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat unter der Nummer:  C002646  einen Wald von Bosozich FSC – gesiegelt. im Rahmen der Kooperation mit Prom Peru( lt.The Peruanian Trade Office (Wirtschafts-und Handelsbüro, Schraudolphstr. 55, Hamburg)

 

(Andere FSC-Siegel Wälder in Peru sind noch:Forestal Otorongo mit 75.333.00 Hektar und  Inversiones Forestales Chullachaqui mit 101.777,00 Hektar) wie E+J Matthei Madereros del Peru – FSC C 003499, Green Gold Forestry (Loreto) C 104253,  La Oroza (Loreto) C 122464 (liefert u.a. nach Deutschland), Peruvian Flooring SAC, C 116141, Madereos Peruanos Pucallpa – C 018889, Corporaci´n Industrial Forestal – SFSAC – FSC in Arbeit; Aserradero Espinosa (Puerto Maldonado), FSC- C 019053 sowie Grupo IDF-Forestal Santa Rosa, C 122299).

 

Wie man sieht, ist es angesichts des Firmengeflechts nicht einfach, genaue Zahlen zu bekommen. Das auf Umweltthemen spezialisierte Informationsportal “Mongabay” berichtet, dass durch den Anhang „Waldangelegenheiten“ zum Freihandelsabkommen Perus mit der USA die peruanischen Regierung verpflichtet ist,  über die Herkunft der exportierten Hölzer Rechenschaft abzulegen.

 

Heinz Schulze

 

(Quellen:  Nelly Luna Amanda, Ojo Publico , ADEX- web-site Bozovich.,  servindi, 7.4.2016, Rodrigo Arce Rojas in: Servindi, 27.11.2016; Del Amazonas a Islas Virgenes, Servindi especial, 6.4.16; Raúl Benet in aristiguinoticias. com 23.11.16; Milton Lopez T in mongabay.com, 16.7.2016.)