Panama Papers in Peru: Holzhandel, Chefköche und die Bundesdruckerei

Auch in Peru sorgten  die Panama Papers für manch eine Überraschung. Dabei führte eine Spur aus Lima direkt ins Büro von Herrn Schäuble nach Berlin

Der deutsche Finanzminister, so die Anklage der Zeitschrift “Der Spiegel”, habe als oberster Dienstherr  der Bundesdruckerei,  jahrelang nichts von einem Korruptionsfall  hören wollen. Die Panama-Papers brachten nun die Beweise ans Licht, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein hoher Angestellter der Bundesdruckerei  bei Geschäften mit Venezuela Schmiergeld auf eine Briefkastenfirma nach Panama abgezweigt hatte.  Das fehlende Puzzlteil dazu kam aus Peru.

In Peru durchwühlten drei Recherche-Portale die 2,3 Tetrabayte an Informationen, die ihnen über das Recherchenetzwerk ICIJ zugespielt worden waren: www.convoca.pe, www.ojo-publico.com und www.idl-reporteros.pe

Berlin – Venezuela – Panama, via Lima

Luisa García, der 24-jährigen  Rechercheurin bei IDL-Reporteros, brannten schon die Augen ob der Unmenge an Information, als sei bei einem Namen hängen blieb: Francisco Pardo Mesones war als Banker in den 80-er und Anfang der 90-er Jahre politisch aktiv gewesen. Seitdem war es ruhig um ihn geworden. Warum tauchte er nun Begünstigter einer Briefkastenfirma in Panama auf ?

Des Rätsels Lösung lag beim Deutschen Jörg Baumgartl, Abteilungsleiter bei der Bundesdruckerei, und dank seines peruanischen Schwiegervaters gut mit der peruanischen Polit-Aristokratie verbandelt. Von Peru aus nahm das Venezuela-Geschäft der – damals privatisierten – Bundesdruckerei seinen Anfang und auch sein Ende: sowohl Pardo Mesones als auch Baumgartl waren die Letztbegünstigten der Briefkastenfirma, auf die vermutlicherweise Schmierzahlungen flossen, Gelder, mit denen der bolivarianische Staat Venezuelas angeblich seine Staatsbürger mit neuen Personalausweisen ausstattete. Die ganze Geschichte kann hier – allerdings nur in spanisch – nachgelesen werden. https://idl-reporteros.pe/negocios-secretos/

Die Briefkastenfirma von Pardo Mesones und Jörg Baumgartl war aber nicht der spektakulärste Fund der Panama-Papers. Die Firma Mossack Fonseca unterhielt in Lima nicht mal ein offizielles Büro, sondern funktionierte über eine Kontaktperson, die vermögende Peruaner dabei beriet, wie sie ihr Geld vor dem peruanischen Fiskus in Sicherheit bringen könnten.

Die dunkle Seite des Koch-Booms

Dabei waren, wenn wundert´s, auch die neuen Lieblinge Perus, die Köche: Rafael Osterling, Christian Bravo und Jaime Pesaque wurden sozusagen “mit dem Fingern im Teig”, bzw. mit Offshore-Konten in Panama gefunden. (http://panamapapers.ojo-publico.com/articulo/los-chefs-peruanos-que-amasan-ingresos-en-empresas-fachada/)

Den Offshore-Konten des Vaters des peruanischen Küchen-Wunders, Gaston Acurio, widmete die Recherche-Plattform Ojo Público ein eigenes Kapitel: Der Koch aller Köche hat laut dem Daten-Leck aus Panama Offshore-Firmen in Panama und den Virgin Islands.  Immerhin antwortete Gaston Acurio per facebook und bestätigte die Existenz der Konten – entschuldigte sich aber damit, eine der Firmen sein notwendig gewesen, um eine Yacht zu kaufen. Nachzulesen hier: http://panamapapers.ojo-publico.com/articulo/los-paraisos-fiscales-de-gaston-acurio/

Vom Amazonas direkt aufs Offshore-Konto

Schliesslich landeten auch die Gewinne aus der Abholzung des Regenwaldes auf Offshore-Konten auf den Virgin Islands, in Delaware und auf den Seychellen. Die Gebrüder Branko und Boris Bozovich sind die grössten Holzhändler Perus und immer wieder unter Verdacht,  Tropenholz auch illegal geschlagen und ausgeführt zu haben.  Ein anscheinend mehr als lukratives Geschäft, wie hier nachzulesen ist: http://panamapapers.ojo-publico.com/articulo/del-amazonas-a-las-islas-virgenes-los-paraisos-de-los-bozovich/

Aufgrund der Panama-Papers setzte die Steuerbehörde SUNAT eine Kommission zur Verhinderung dieser Delikte ein.  Dabei haben die wenigsten reichen Peruaner es nötig, ihr Geld im Ausland zu verstecken: der peruanische Steuersatz ist so niedrig, dass die 10% der reichsten Peruaner nur etwas über 5% ihrer Gewinne als Steuer abführen (Vergleich Deutschland: etwas über 20%, Quelle: https://poder.pe/2016/04/07/01021-cepal-los-mas-ricos-en-peru-solo-tributan-el-5-de-su-renta/

In Peru trägt die Hauptlast der Steuern der gemeine  Konsument: auf allen Produkten liegt eine Mehrwertsteuer von 18%.

Hildegard Willer