Auch in Lima protestierten Aktivisten am 4. Februar gegen den spanischen Erdölkonzern Repsol. ©Hildegard Willer

Jugend in Aktion – Ölpest in Ventanilla

Joseph Rosas engagiert sich für die Umwelt in Callao – auch schon vor der Erdölkatastrophe

Joseph Rosas Moloche, Umweltaktivist aus Lima – Ventanilla

Joseph Rosas Moloche ist Biologe und Aktivist aus Ventanilla, wo im vergangenen Januar 11.900 Barrel Rohöl ungefiltert in die Umwelt gelangt sind. Er ist Mitglied des Beirats der Kommission für andine, amazonische und afro-peruanische Völker, Umwelt und Ökologie des peruanischen Kongresses. Als Vorsitzender der Jugendorganisation “Ecosistemas Verdes” und Koordinator für Umwelt und nachhaltige Entwicklung des regionalen Jugendrates von Callao spielt er eine führende Rolle sowohl bei den Protesten gegen die spanische Erdöl-Firma REPSOL, als auch bei der Koordinierung der Unterstützung für die am meisten von der Ölkatastrophe Betroffenen.

Katty Gualinga hat mit ihm gesprochen.


Könntest Du für uns zusammenfassen, was in Ventanilla passiert ist?

“Der Ölunfall ereignete sich am 15. Januar während des Entladens von Rohöl von dem Tanker Marium Dorium auf die Raffinerie La Pampilla. Infolge der starken Wellen, die durch einen Unterwasser-Vulkanausbruch in Tonga ausgelöst wurden, sind 11.900 Barrel Rohöl ins Meer gelangt und haben die Menschen in und um Ventanilla sowie die im Meer und an den Küsten lebenden Tier- und Pflanzenarten schwer in Mitleidenschaft gezogen“.

Welche Maßnahmen wurden von dem verantwortlichen Unternehmen REPSOL und dem peruanischen Staat ergriffen?

“Die erste offizielle Mitteilung von REPSOL enthielt falsche Zahlen über die Menge des ausgelaufenen Öls. Die wenigen Mitarbeiter, die das Unternehmen mit den Aufräumarbeiten beauftragt hat, berichteten ebenfalls, dass sie die Situation unter Kontrolle hatten. Im Laufe der Tage wurde deutlich, dass die von REPSOL vorgelegten Informationen widersprüchlich waren.

Der peruanische Staat reagierte auf diese Tatsachen mit Maßnahmen der peruanischen Umweltbewertungs- und -kontrollbehörde (OEFA). Gegen das Unternehmen wurde ein Sanktionsverfahren eingeleitet und eine erste Geldstrafe verhängt. Außerdem ordnete die Justiz an, dass vier Vertreter*innen des Unternehmens die Ausreise für 18 Monate untersagt ist.

Sowohl das Unternehmen als auch der Staat haben es versäumt, in diesem Fall Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Dies hat eine Welle der Kritik auf nationaler und internationaler Ebene ausgelöst”.

Welche Verbindung hast Du zu dem Fall?

“Angesichts dieser Tatsachen und der Untätigkeit haben wir beschlossen, verschiedene Proteste zu organisieren, um sowohl vom Staat als auch von REPSOL Transparenz bei den Ermittlungen und Reparationsarbeiten zu fordern. Wir fordern, dass dieser Katastrophe angemessene Aufmerksamkeit geschenkt wird, dass die Institutionen Verantwortung übernehmen und sich an einer sofortigen Lösung beteiligen.

Als “Ecosistemas Verdes” beteiligen wir uns an einer Plattform von Organisationen, auf der wir uns mit Nichtregierungsorganisationen und Institutionen abstimmen, um den betroffenen Menschen direkt zu helfen. In vielen Fällen erreicht die von REPSOL und dem Staat angebotene Unterstützung nicht die Menschen, die sie wirklich bräuchten. Bei diesen Verfahren werden in der Regel viele Mittel abgezweigt. Deshalb fordern wir auch Transparenz, damit die Mittel bei den wirklich Betroffenen, etwa den Fischer*innen, ankommen.“

Können wir von Deutschland aus helfen?

“Die Zivilgesellschaften in Ländern wie Deutschland können helfen, indem sie fordern, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden, um solche Katastrophen zu verhindern.

Der Klimawandel fordert von uns als Weltgemeinschaft, historische Verantwortungen wahrzunehmen und dringend Maßnahmen zur Eindämmung globaler Umweltkrisen zu ergreifen.

Wir brauchen einen verantwortungsvolleren, auf ökologische Nachhaltigkeit ausgerichteten Konsum”.

Was sollten wir aus diesem Unglück lernen? Wie können wir uns auf künftige Fälle vorbereiten?

“Als eines der Länder mit der größten biologischen Vielfalt der Welt sind wir ein Teil der Lunge der Erde. Die Umweltauswirkungen, die in unserem Gebiet auftreten, betreffen alle.

Das Meer vor der peruanischen Küste ist eine wichtige Quelle für die Fischerei in der gesamten Region. Sie wird von der Ölpest stark betroffen sein.

Alle Ökosysteme müssen als miteinander verknüpfte Systeme verstanden werden. Die Beeinträchtigung oder Zerstörung eines Ökosystems hat zweifellos Auswirkungen auf die umliegenden Ökosysteme und damit auf die gesamte biologische Vielfalt der Region.

Der Fall Ventanilla muss uns eine Lehre für die Zukunft sein. So wie es hier geschieht, geschieht es auch oft im Amazonasgebiet. In Peru werden Ereignisse, die außerhalb der Hauptstadt stattfinden, selten wahrgenommen. Wir brauchen starke Behörden, um ernsthafte Maßnahmen für diese Art von Katastrophen zu ergreifen.

Vielen Dank für Deine Zeit und Dein Engagement, Joseph.


Demo gegen Repsol in Berlin ©Leon Meyer zu Ermgassen

„Am Freitag, den 4. Februar, gab es weltweite Demonstrationen, um einen anderen Umgang mit solche Fällen wie dem in Peru zu fordern. Die Infostelle Peru hat an einer Demonstration in Berlin teilgenommen, die von der peruanischen Gemeinschaft in Berlin zusammen mit mehreren Umwelt-NGOs organisiert wurde. Die Demonstrierenden überreichten Vertreter*innen der spanischen und norwegischen Regierung sowie der Europäischen Kommission Forderungspapiere. Wir fordern, dass die Heimatstaaten internationaler Ölkonzerne ihre Unternehmen in die Pflicht nehmen; dass die Staaten und die Unternehmen selbst eine verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik betreiben.“

Leon Meyer zu Ermgassen, Infostelle Peru e.V.