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Perus Soldaten zeigen Farbe für mehr Gleichberechtigung

 
Peruanische Militärs in rosa Küchenschürzen lösen einen gewaltigen Shitstorm aus.

Das lateinamerikanische Land Peru ist bis heute stark durch den Machismo geprägt. Diskriminierung und Misshandlung von Mädchen und Frauen sind Alltag. Sexuelle Gewalt und Ausbeutung, bis hin zu Feminiziden, wurden und werden viel zu häufig von Polizei und Gerichten nicht oder nur widerwillig verfolgt.

Andererseits ist in den letzten Jahren eine starke feministische Bewegung entstanden, die landesweit über eine Millionen Menschen unter der Losung “NiUnaMenos” (NichtEineWeniger) für Kundgebungen und zahlreiche Aktionen mobilisieren konnte. Seitens zivilgesellschaftlicher Organisationen, Gewerkschaften, linken und liberalen Parteien erhält die Bewegung starke Unterstützung. Dies wiederum ruft die reaktinären, homophoben und antifeministischen gesellschaftlichen Kräfte massiv auf den Plan, angeführt durch konservative katholische Kreise und evangelikale Kirchen. Sie gehen medial ausgesprochen aggresiv und nicht selten physisch gegen die Menschen vor, für die die traditionellen familiären Rollen und Männerherrschaft inzwischen hinfällig geworden sind. (siehe dazu auch https://t1p.de/frbj)

Vor wenigen Monaten hat nun das Ministerium für Frauen unter Leitung der neuen Ministerin Gloria Montenegro das bundesweite Programm “Männer für die Gleichheit” gestartet. Insbesondere Männer aus den verschiedenen Behörden und öffentlichen Berufszweigen sollen für Gewalt gegen Frauen und Mädchen sensibilisiert werden und Techniken für den angemessenen Umgang mit den Betroffenen erlernen. Über 1100 Männer sind inzwischen bundesweit als Multiplikatoren ausgebildet worden, die wiederum 30 000 Männer in vorbeugender Praxis geschult haben. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Aufklärung in den Schulen gelegt.

Nun hat sich die Armee dem Programm angeschlossen und sich bereit erklärt, eine Kampagne “Stärke ohne Gewalt” in ihren eigenen Reihen durchzuführen. Zum Auftakt posierten Militärangehörige aller Ränge zusammen mit der Ministerin für ein großes Gruppenfoto. Als Symbol für Gendergleicheit tragen sie alle eine rosa Küchenschürze. Der Shitstorm ließ nicht nicht lange auf sich warten. Kongressabgeordnete, alle möglichen Vertreter*innen konservativen Rollenbiler und besonders viele ehemalige Polizei-und Armeeangehörige tobten und überschwemmten die sozialen Medien mit Beschimpfungen und Drohungen. Bei Männern in Rosa sehen sie Rot. Die
“Würde”, die “Ehre”, die “Männlichkeit” und “Tapferkeit” etc. seien mit Füßen getreten und die Institution entehrt, erniedrigt und dem öffentlichen Spott preis gegeben worden.

Die Antwort der Ministerin: “Eine Schürze stellt weder die Männlichkeit noch die Disziplin in Frage. Die Farbe Rosa steht der Männlichkeit nicht entgegen.” .. “Eine respektvolle Haltung zu Gleichheit von Mann und Frau demütigt nicht, sondern erhebt, ehrt und vermehrt das Ansehen der Institutionen und ihrer Mitglieder. Danke peruanische Armee!”

Die Ministerin und die Kampagne erhalten durchaus auch großen Zuspruch in den Medien. Neben vielen anderen hat sich die linke Parlamentarierin Tania Pariona als Präsidentin des Frauen- und Familienausschusses des Parlaments offiziell geäußert. Mit dem Programm des Ministeriums wird beabsichtigt, “mit diesen sozialen Rollen und Klischees zu brechen”.


Andreas Baumgart