© Silvia Bodemer

Peruanische Goldmine erneut für den Dow Jones Sustainability Index ausgewählt

Beim Dow Jones ist vieles seltsam. Warum sich darüber aufregen? Aber die Auszeichnung des weltweit tätigen Bergwerksunternehmen Newmont Mining (USA), das in Peru mit einem peruanischen Partner die größte Goldmine in Lateinamerika, „Yanacocha“ (im nördlichen Andengebiet nahe der Department-Hauptstadt Cajamarca) betreibt, ist schon ein genaueres Hinsehen wert. Außerdem: mit einem solchen “Preis” können Goldanlage-Berater gut bei Menschen ankommen, die die genaue Situation nicht kennen und nun überzeugt werden können , wie toll doch dieses Gold sei.
Natürlich nützt Newmont durch ihren Chief Executive Officer, O´Brien, die Wahl der Mine für den Index aus und merkt an, dass diese Anerkennung die harte Arbeit würdigt und besonders das stete Bemühen um Sicherheit, Umweltschutz und soziale Leistungen.

Ein kurzer Blick auf die Kriterien, die für diesen Nachhaltigkeitsindex herangezogen wurden, und auf die Realität macht deutlicher, warum dieser Gold-Nachhaltigkeits-Index vollkommen unseriös ist:
* das Kriterium der Transparenz: Yanacocha macht eine gegenteilige Politik. Es verschleiert, wenn es um Umweltschäden geht, gibt keine Auskünfte über Gewinne, keine Auskünfte über Korruption gegenüber Regierung und Medien.
* das Kriterium des guten Risiko- und Krisenmanagements: Unfälle beim Transport von Quecksilber, das aus der Goldmine stammt, wurden vertuscht, es gibt keine wirkliche Risikovorsorge bei evtl. Erdbeben oder Überlauf giftiger Abwässer mit Zyanidresten.
* das Kriterium des guten Umweltmanagements: Also wirklich: Wenn Tonnen des hochgiftigen – und deshalb in Europa verbotenen – Zyanid eingesetzt werden, um das Gold aus dem Gestein zu binden, wenn eine Unmenge an Wasser verbraucht wird und das damit der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung steht –  das soll gutes Umweltmanagement sein, das soll nachhaltig sein?
* das Kriterium positiver Beitrag zur kommunalen Entwicklung: Warum gehört dann die Region Cajamarca immer noch zu den ärmsten Regionen Perus?
* das Kriterium Beitrag zur Bio-Diversität: wenn ganze Berge abgetragen werden, wenn durch die Sprengungen große Staubwolken aufwirbeln, wenn immer wieder durch giftige Abwässer der Mine Fische in den Seen sterben, wo bleibt dann der Erhalt der biologischen Vielfalt bei Tieren und Pflanzen? Oder verstehen die vom Dow Jones Index was ganz anderes unter biologischer Vielfalt?
* das Kriterium Sicherheit: Was ist da nachhaltig, wenn von der Goldmine gedungene “Sicherheitsdienste” Kritiker bespitzeln, bedrohen, wenn sie als Kampftruppen auf protestierende Bauern einschlagen? Aber vielleicht ist das so gemeint, dass damit die “Sicherheit” der Goldmine untermauert wird.

Fazit: Wenn ein solches Unternehmen als nachhaltig gelistet wird, dann kann auch die mexikanische Drogenmafia bei einem Wettbewerb für soziale und kommunikative Einrichtungen einen der vorderen Plätze gewinnen.
Vielleicht verstehen die Dow Jones-Leute ja auch unter Nachhaltigkeit, “langfristige Schäden” zu verursachen. Aber dann soll das auch so genannt werden.

Heinz Schulze (1. Vorsitzender der Informationsstelle Peru e.V.)

Oktober 2012