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KLima-Reporteros: Erdöl – das schwarze Gold, das arm macht

Bevor das Erdöl ausgelaufen war , konnten die Kinder des Dorfes Cuninico  im Fluss Marañon spielen,konnten frei in seinen Fluten schwimmen und die Fische, die sie fanden, bedenkenslos essen. Heutzutage können weder seine Ressourcen zur Ernährung der Mitglieder der Gemeinde verwendet werden, noch ist es möglich im Wasser zu baden. „Wir bekommen kleine Kugeln am ganzen Körper. Es ist uns unheimlich in den Fluss zu springen“, erzählt ein 6 jähriges Mädchen aus Cuninico, die früher den Marañon als Lebensquelle ansah, aber jetzt nur noch Furcht vor dem Fluss empfindet.

Das Erdöl, das berühmte “Schwarze Gold”, ist zweifellos eine Quelle des Reichtums für jedes Land, das es besitzt. Dennoch zerstört seine Förderung die Umwelt . In Peru hat die Erdölförderung negative Auswirkungen auf die  Lebensweise der Bevölkerung gehabt. Das Amazonasgebiet ist reich an Öl: es gibt 18 sedimentäre Becken mit Erdgas- oder Erölvorkommen. Die Mehrheit von diesen Becken befinden sich in der Region des Amazonas. Jedoch hat die Art und Weise der Förderung seit der Einrichtung der ersten Förderanlage schwere Schäden in der Gegend hervorgerrufen. Häufig befinden sich die Erdölfelder in den Ländereien der ansässigen Gemeinden, die sie nicht abgeben möchten. Andere Male können sich die Ölkonzerne ohne Probleme einrichten, aber die schlechten Förderpraktiken verursachen Lecks, die enorm die Natur, sowie die benachbarten Gemeinschaften schädigen.

Eine Vielzahl von Pipeline-Lecks

Laut einem Bericht von “Osinergmin”, der zuständigen peruanischen Aufsichtsbehörde, sind zwischen den Jahren 2009 und 2012  25 Erdöllecks alleine im Feld 1-AB, im Nordosten von Iquitos, vorgefallen. Alle zusammen machen einen Betrag von fast 473.845 Fässern Erdöl aus, die im Amazonasgebiet von Pluspetrol, dem Unternehmen, das in der Region aktiv ist, verschüttet wurden. Seinerseits, im Erdölfeld Nummer 8 wurden 30 Lecks registriert, die 2722,33 Fässern entsprechen. Laut den Untersuchungen ist die Hauptursache der Lecks die Korrosion der Leitungen, die das Öl transportieren, sowie Überläufe der Erdölsenken. Anders gesagt, Infrastukturprobleme, die in der Verantwortung der Unternehmen liegen.

Die Verschmutzung, die die Lecks hervorrufen, auch wenn sie rasch durch einen Notfallplan unter Kontrolle gebracht werden, benötigen komplizierte Säuberungsprozesse und hinterlassen immer ökologischen Folgen. Das Öl, selbst wenn es kaum vergossen wurde, beeinflusst sofort den Boden und das Wasser. Die Zeit, die ein Ökosystem braucht, um sich von den Schäden zu erholen, beträgt 10 bis 20 Jahre, wenn das Leck klein war. Adernfalls kann die Erholung bis zum einem Jahrhundert dauern. Die Entstehung von Krankheiten in den Menschen ist somit üblich und die Flora und Fauna sind auch betroffen, die Menschen dürfen sie nicht mehr konsumieren.

Erdöl in Pastaza

Im Distrikt Pastaza, Region Loreto, sind auch Umweltprobleme durch die Erdölunternehmen aufgetreten. Daniel Simon Kamarampi, Anführer der  Indigena Candoshi dieses Distrikts, erzählt wie sich ihre Gemeinschaft durch die Ankunft der Unternehmen verändert hat: „Seit den 90iger Jahren existiert dieses Umweltproblem in unserem Gebiet. Die Pflanzen wachsen nicht mehr und geben keine Früchte mehr. Die Dürren beginnen, Krankheiten entstehen, Kinder und Erwachsene sterben, Hepatitis B verbreitet sich. Dies ist durch die Ölunternehmen aufgekommen“. In Pastaza ist das Unternehmen Occidental tätig. Sie haben den Boden durchbohrt und einen Tank voller Chemikalien plaziert, der später explodiert ist, so dass das Ökosystem verschmutzt und die Candoshi-Gemeinschaft geschädigt wurde. „Zur Zeit leiden wir unter der Verschmutzung durch Blei und Cadmium. Die Fische sterben und niemand achtet darauf“, weist Daniel Simon daraufhin. Daniels Meinung nach muss der Staat seine Aufsichtsrolle erfüllen, das sei seine Aufgabe. „Wir belästigen nicht den Staat. Wir leben dort und wollen nur, dass der Staat sicherstellt, das unsere Gebiete nicht geschädigt werden“, bekundet Daniel Simon.

Unternehmen können machen, was sie wollen

Die Erdölunternehmen haben mehr denn je Carta Blanche. Die Strafen, die die Aufsichts- und Überprüfungsbehörde der Umwelt OEFA („Organismo de Fiscalización y Evaluación Ambiental“) anwenden kann, fallen heute milder aus , da die Funktionen der Behörde durch das letzte staatliche Investitionsförderungspaket gekürzt wurden. Jetzt kann die Behörde nur noch mit Korrekturmaßnahmen bestrafen. Die Erdölunternehmen repararieren zwar ihre leck geschlagenenen Infrastrukturen, jedoch säubern sie nicht oder nur unzureichend  die  betroffenen Orte und kümmern sich zu wenig um  die Gesundheit der Bevölkerung. Das Investitionsförderungspaket gibt die Umweltverträglichkeitsstudie EIA („Estudio de Impacto Ambiental“) als unwichtig an, gegenüber den Erdölunternehmen. Nun ist nur noch eine Umweltverträglichkeitserklärung DIA („Declaración de Impacto Ambiental“) nötig, die weniger streng und tiefgründig ist als die Studie.

Cuninico – Pipelineleck im letzten Juli

Das letzte bekannt gewordene Erdölleck, fand im Juli in Cuninico in Loreto in der nordperuanischen Erdölleitung durch PetroPerú, stattgefunden hat. Nachdem das Unglück öffentlich gemacht wurde, hat das Unternehmen nicht die Säuberungen der Gegend durchgeführt, die notwendig sind, damit die Bevölkerungen nicht geschädigt werden. Sondern es wurden Minderjährige der selben Gemeinde benutzt, damit sie, ohne die nötige Ausstattung oder Sicherheitsmaßnahmen, Öl aus dem Fluss entfernen. Leonardo Tello Imaina, Direktor des Radio Ucamara versichert: “PetroPerú hat 1600 Fässer Öl verschüttet. Sie haben den Teil des Flusses, der sich in der Nähe der Erdölleitung befindet, gesäubert. Trotzdem wurde der gesamte Auenwald verschmutzt.“ Auch ist nicht nur Cuninico betroffen. „Die Gemeinden der Urarinas und Nueva Santa Rosa leiden auch unter der Verschmutzung, genauso wie die Täler von Zambrano, Yanayaquillo, Zabaloyacu und Infiernillo“, stellt Leonardo Tello klar.

Der Staat hat sich auch nicht für die Sicherstellung der Gesundheit der betroffenen Bevölkerung eingesetzt. Die einzige Gesundheitsstation, die dem Unternehmen gehört, konnte weder die betroffenen noch die gefährdeten Bewohner versorgen. Außerdem hat das peruanische Gesundheitsministerium kein Notfallssystem zur Behandlung der betroffenen Menschen eingerichtet. Die staatliche Erdölfirma PetroPerú hat die Verpflichtung, Trinkwasser und Lebensmittel an alle Gemeinden zu verteilen, entsprechend des „Verfahren für die Notfallsteuerung“ (Procedimiento para control de emergencias), genehmigt durch die Oberste Verordnung N° 081-2007-EM. „Sie haben uns nur Konserven gegeben. Thunfisch, zum Beispiel. Aber wir ernähren uns nicht von Thunfisch. Es tut uns nicht gut. Die Gemeinde der Cuninico ist nicht die einzige, die diese Hilfe bekommen sollten, da es mehr geschädigte Menschen gibt“, verdeutlicht Leonardo Tello.

 

Die Schäden, die die Erdölergüsse hervorrufen, könnten verringert werden wenn es ein angemessenes Umweltrecht geben würde, dass den falschen Förderpraktiken Einhalt gebieten würde. Außerdem müsste der Staat seine Aufsichts- und Strafrolle effizient übernehmen und die Rechte der Gemeinden berrücksichtigen. Am Schluss der COP konnten keine verbindlichen Vereinbarungen zur Verminderung der Treibhausgasemissionen festgelegt werden. Nichtsdestotrotz planen die erdölreichen Länder ihre Wirtschaft weiterhin auf der Erdölförderung auszurichten.. In Peru werden weiterhin Erdöl- und Erdgasprojekte bevorzugt, anstelle der erneuerbaren Energien. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen,  und die Verantwortung liegt nicht nur bei den schlechten Praktiken der Rohstoffunternehmen, sondern auch beim Staat, der weder nachhaltige Optionen vorlegt noch sich tatsächlich für den Schutz der Umwelt und seiner Bevölkerung einsetzt.

Text: Rosa Laura Gerónimo

Bild: Anja Noack

Übersetzung: Anna Rutz