© Hildegard Willer

Indigene Heiler organisieren sich

In letzter Zeit häuften sich Vorfälle rund um den Ayahuasca-Tourismus sowie der Missbrauch traditioneller spiritueller Vorstellungen und Heilmethoden. Daher hat der Rat der Shipibo-Konibo-Xetebo (COSHIKOX) am 18. und 19.08.2018 eine erste Zusammenkunft traditioneller Heilerinnen und Heiler der Shipibo-Konibo-Xetebo in Yarinacocha, Ucayali, einberufen und will selbstbestimmte regulatorische Maßnahmen einleiten.

Die zahlreichen TeilnehmerInnen haben Themen der Ethik, einen Verhaltenskodex und die Institutionalisierung ihres Berufsstandes diskutiert und beschlossen.

Während die Heilerinnen und Heiler die gemeinhin verwendete Bezeichnung „Schamane/Schamanin“ durch den in der Kultur der Shipibo-Konibo-Xetebo verwendeten Begriff „onanya“/“onanyabo“ (im Spanischen in etwa „sabios“) ersetzen wollen, weil es sich bei der Bezeichnung Schamane um einen importierten „Sammelbegriff für ganz unterschiedliche spirituelle, religiöse, heilerische oder rituelle Spezialisten“ handelt (https://de.wikipedia.org/wiki/Schamane), werden andererseits die onanyabo aufgefordert, sich darauf zu konzentrieren, ihr Wissen insbesondere an die Jugend der Shipibo-Konibo-Xetebo weiterzugeben und im familiären Kreis anzuwenden. Dies soll auch sicherstellen, dass die Kinder und Jugendlichen nicht von dem Wissen ihrer Vorfahren ausgeschlossen werden, denn im Unterschied zu zahlungskräftigeren Touristen können sie sich keine Behandlung oder gar längere Ausbildung leisten.

Die Zusammenkunft hat erklärt, dass spirituelle Tätigkeiten und der Kampf um die Selbstbestimmung nicht von einander zu trennen sind, und sie hat angeregt, dass onanyabo eine Escuela Meraya gründen, die ihr Wissen über (Heil-)Pflanzen, Politik, Kunst, aber auch „digitale, pflanzliche und spirituelle Technologien“ vermittelt. Es soll ein Mechanismus entwickelt werden, mit dem Reisende, die onanyabo aufsuchen, um Einblicke in ihre spirituellen Wirkweisen zu gewinnen oder Heilverfahren in Anspruch nehmen, zur kulturellen und politischen Stärkung der Shipibo-Konibo-Xetebo beitragen können, z.B. durch eine Abgabe. So wird auch die Registrierung von Heilsuchenden und das Führen von Patientenkarteien erörtert, die wie die Einrichtung einer Asociación de Onayabo – Médicos Ancestrales Shipibo-Konibo-Xetebo dazu beitragen sollen, dass die traditionelle Heilkunst nicht mehr in einer Grauzone agieren muss, in die sie durch koloniale Prozesse gedrängt wurde und die zur Verunglimpfung und zum Missbrauch traditionellen Wissens, aber auch zu Scharlatanerie geführt hat.

Elke Falley-Rothkopf

Quellen:
Gespräch mit Robert Guimaraes, Shipibo, FECONAU am 28.08.2018 anlässlich der 2. Delegationsreise im Rahmen der Klimapartnerschaft Köln-Yarinacocha
Kommunikation mit Ronald Suárez, Shipibo, Präsident von COSHIKOX
Text der Erklärung von Yarinacocha und weitere Informationen unter;: https://www.servindi.org/actualidad-noticias/04/09/2018/los-onanya-y-la-declaracion-de-yarinococha

Informationen zu den indigenen Organisationen:
COSHIKOX: www.coshikox.org
FECONAU: www.feconau.blogspot.com