Fotogalerie: Lima in Quarantäne
Die Fotos hat der 26-jährige Fotograph Luisenrrique Becerra während der Quarantäne in Lima gemacht.
Ich arbeite als Fotojournalist beim Nachrichtenportal noticiasser.pe. Dort erstelle ich Reportagen über Menschenrechtsverletzungen, Gender und Bildung; ich mache auch auf eigene Faust fotographische Dokumentarprojekte zu Themen wie Kunstindustrie, Identität, Bildung, Territorium und Informalität. Die Corona-Quarantäne in einem Land wie Peru mit so vielen historischen Gräben hat bei mir ein professionelles Interesse ausgelöst. Ich wollte herausfinden, verstehen und mitteilen, wie verschieden einige Bewohner*innen Limas die Quarantäne je in ihrem eigenen Kontext erleben: Ohne Wasser und Abwassser; ohne Internet, ohne feste Arbeitsverträge, Korruption, die schlechte öffentliche Verwaltung, Informalität, Stigmaitisierung, Selbstverwaltung, Ungleichheit und Geschlechtergewalt, das Fehlen von Jobmöglichkeiten, Diskriminierung, Vorurteile u.v.m.
Die persönliche Nähe ist sehr wichtig für die Entwicklung einer Geschichte. Dies wird schwieriger, wenn das Gesicht bedeckt ist. Oft stellt gerade ein Lächeln den ersten Kontakt her, aber jetzt galten wir auf einmal alle als potentielle Ansteckungsherde und wir mussten uns voreinander schützen, laut Vorschriften der Gesundheitsbehörde. Als Fotograph aber muss ich den Menschen nahekommen und darf auch keine Angst haben. Aber ich habe nie vergessen, dass viele meiner Portraitierten das Virus anfangs nicht ernst nahmen, weil sich der Staat nicht darum kümmerte, sie angemessen zu informieren oder das Einhalten der Massnahmen zu kontrollieren.
Ich konnte nicht zulassen, dass meine Portraitierten meinten, ich würde mich vor ihnen schützen. Natürlich schütze ich mich selber, so gut es geht, aber ich empfinde es auch als meine ethische Aufgabe als Fotograph, zu zeigen, was hier passiert.
Momentan wohne ich alleine, so dass ich dort niemanden anstecken kann. Denn ich gehe fast jede Tag auf Fototour.
Luisenrrique Becerra
Ein Gedanke zu “Fotogalerie: Lima in Quarantäne”
Tolles Engagement. Beeindruckende Fotodokumentation!