Erdoelaustritte Saramiriza 2019 (© Hildegard Willer)

Pluspetrol: Dreckige Energie aus dem Regenwald

Die Erdoelfirma Pluspetrol streicht Gewinne ein und lässt zerstörte Umwelt zurück.

 

 

In den letzten 20 Jahren wurden über 470 Ölaustritte, hauptsächlich im peruanischen Regenwald registriert. Sie vergifteten über 2000 Stellen. Das berichtete die peruanische Menschenrechtskommission (1) Die meisten Ölaustritte entstanden durch schlecht gewartete Ölpipelines aus dem nördlichen Regenwald über die Anden an die Küste. Um die verseuchte Erde abzutrage, werden über 20.000 Lastwägen benötigt. Die Kosten dafür würden über 200 Millionen Euro betragen.

Ein grosser Teil der Erdölaustritte geht auf die Firma Pluspetrol Norte AG zurück.  Sie ist verantwortlich für 373 Ölaustritte im nördlichen Regenwald in der Region Loreto an den Flüssen Pastaza, Corrientes und Tigre.

 

Einige Angaben zu Pluspetrol:

Die Firma wurde 1977 durch den Ingenieur Luis A. Rey in Argentinien gegründet. Sie dehnte ihre Aktivitäten dann nach Bolivien, Kolumbien, Brasilien, Ecuador, Venezuela, Angola und auch Peru aus. In Peru ist sie unter anderem auch Trägerin des großen Erdgasvorkommens „Gas Camisea“ im südlichen Regenwald.

Pluspetrol kam ihren Berichtspflichten mit schönen Fotos gerne nach und konnte sich so als soziale und nachhaltige Firma darstellen. Sie erhielt zum Beispiel 2016 und 2018 den Preis für nachhaltige Entwicklung von der Region Cusco und noch 2019 einen nationalen  Nachhaltigkeitspreis. Sie hat eine Telefonnummer angegeben, wo man sich kostenlos über ihre ethischen Leitlinien erkundigen kann. (2)

Für die aktuelle Situation ist wichtig, dass sich Pluspetrol Norte AG juristisch als eigenes Unternehmen gegründet hat, zum Firmenkomplex Pluspetrol gehörend.

Der Hauptsitz ist nach eigenen Angaben Amsterdam (Niederlande).

Pluspetrol Norte wurde von der staatlichen Behörde OEFA (Organisación de Evaluación y Fiscalización Ambiental) im Jahr 2020 zu einer Zahlung von 76 Millionen Dollar  aufgefordert, weil sie der Pflicht zur Beseitigung der Verschmutzungen aus ihren Ölpipelines nicht nachgekommen ist. Die tägliche Produktion betrug ca. 6.000 Barrel Erdöl. Pluspetrol ging gegen die Strafzahlung bei allen möglichen Instanzen vor, verlor aber letztendlich.

 

Gewinne eingestrichen – vergiftete Erde zurücklassen

Im Dezember 2020 hat Pluspetrol Norte dann die Insolvenz angemeldet. Und, weil Pluspetrol Norte eine eigene  Firma ist, kann nicht auf das Vermögen der Mutterfirma zurück gegriffen werden. Es kann auch nicht  das Privatvermögen der Besitzerin, Edith Rodriguez, der Witwe vom Firmengründer Rey, in Höhe von geschätzten 1.2 Milliarden Dollar angegangen werden.(3)

Auch dieses Beispiel zeigt deutlich, wie wenig freiwillige Zertifizierungen und Audits gegen Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen taugen.

Das Beispiel von Pluspetrol zeigt auch, wie wichtig die Einführung des Lieferkettengesetzes ist, um Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen. Da taugt dann der Vorschlag von Thomas Heilmann (MdB-CDU) nichts, ein LieferkettenREGISTER-Gesetz ein zu führen. Darin wären u.a. keine Klagemöglichkeiten für die Betroffenen enthalten.

Heinz Schulze

(1) SPA actualidad ambiental Peru , 14.8.2020 sowie: La sombra del petroleo, Aymara , Oxfam, 2020) Leon und Mario Zuniga
(2) website Pluspetrol
(3) Gestión, Lima, 19.1.2014)