© Christoph Bieri

Stress mit dem „Sieben-Farben-Berg“

Eine neue Touristenattraktion in Cusco schürt Konflikte in den Dörfern.

Der „Sieben-Farben-Berg“ Vinicunca liegt ungefähr zwei Autostunden von Cusco entfernt in der Provinz Canchis. Das Naturspektakel des in allen Farben schillernden Berges ist ein Produkt des Klimawandels; Anwohner berichten, der Berg sei früher von Schnee bedeckt gewesen. Innerhalb weniger Jahre hat es der nun freigelegte Vinicunca-Berg geschafft, Machu Picchu als Touristen-Attraktion in Cusco Konkurrenz zu machen. Das Foto vom Sieben-Farben-Berg hat es schon in die Tourismus-Werbung von ALDI geschafft.

Leider schürt der Tourismus auch neue Konflikte. Die Touristen können zu Fuß über die Dorfgemeinschaften Pampachiri und Chillihuasi auf den Berg gelangen. Beide gehören zu unterschiedlichen Provinzen. Die Auseinandersetzung, wer wieviel vom Eintrittsgeld bekommt, verlief alles andere als friedlich. Am 14. September 2018 lieferten sich rund 300 Beteiligte eine blutige Auseinandersetzung. Es gab 15 Verletzte, fünf mussten schwer verletzt, in das Krankenhaus von Sicuani eingeliefert werden.

Weil es interessant ist, zu wissen, um wieviel Geld es geht, habe ich in Peru nachgefragt: Der Eintritt zum Sieben-Farben-Berg beträgt für PeruanerInnen fünf Soles, für AusländerInnen zehn Soles. Pro Tag wollen wohl ca. 1.000 Menschen dieses Naturwunder erwandern. Bei einem durchschnittlichen Eintrittspreis von sieben Soles wären das 7.000 Soles pro Tag, also ca. 1.820 Euro. Bei 250 Besuchertagen pro Jahr und ca. 600 Touristen pro Tag und sieben Soles pro Tag wären das über eine Million Soles, also 272.000 € pro Jahr. Das ist viel Geld.

Aktuell sieht es so aus, dass die Provinzverwaltung der anderen Provinz, Cusipata, eine Fahrstraße zum Berg baute, einen kürzeren Wanderweg, dort eine Aussichtsplattform und ein Kunsthandwerks-Laden. Dafür haben sie Mittel aus dem staatlichen Programm für nachhaltige Entwicklung bekommen. Der Direktor des Regionalbüros für Außenhandel und Tourismus (Cusco) ist begeistert über dieses Projekt für die Region. Schön wäre es, wenn auch die Verteilung der Einnahmen unter den Anwohner-Dorfgemeinschaft gerecht zwischen diesen aufgeteilt würde.


Heinz Schulze


Quellen: El Comercio 30.09.2018, Gobierno Cusco 16.09.2018, Servindi 17.09.2018 sowie eigene Recherchen in Peru