Serie „Peru-Gruppen“: Chachapoyas-Partnerschaft in Berlin

Wir möchten  in unserem InfoPeru regelmässig Peru-Gruppen vorstellen. Den Anfang macht die Chachapoyas-Partnerschaft der katholischen Kirchengemeinde Mater Dolorosa in Berlin.   Wer gerne seine Gruppe / Arbeit  vorstellen möchte, sollte sich  bei uns melden, wir würden uns sehr darüber freuen! Unsere Informationsstelle Peru wurde 1989 gegründet; viele  Mitglieder stammen noch immer aus oft kirchlich geprägten  Solidaritätsgruppen in ganz Deutschland, die zum Teil seit langer Zeit bestehen und arbeiten, aber auch aus neu entstandenen Gruppen, die einen ganz anderen Charakter haben.Alle haben etwas gemeinsam: Sie wollen den  Austausch und das gute Zusammenleben der Völker fördern und beitragen, dass die Lebensbedingungen  der Menschen sich  nachhaltig verbessern.

Es folgt hier nun ein Interview mit Gertrud Schulz ( vom Chachapoyas-Kreis der katholischen  Kirchengemeinde Mater Dolorosa in Lankwitz – Berlin) am 20. August. Wir treffen uns in ihrer gemütlichen  Wohnung und haben so auch die Gelegenheit, gemeinsam  viele Bilder und Berichte zur Historie des Solidaritätskreises sehen zu können.

Wie und wann ist die Gruppe entstanden ?

In den 70ger Jahren strebte der  damalige  Gemeindepfarrer die Partnerschaft mit einer Gemeinde in der “Dritten Welt” an und kam über einen ehemaligen Studienkollegen, der in der Jesuitenmission im Amazonasgebiet arbeitete, auf Peru. Mit Zustimmung der Gemeinde wurde 1979 entschlossen, das kleine Bistum Chachapoyas in den nördlichen Anden (aber zur Amazonasregion gehörend) zu unterstützen. Dort leben  heute  auf rund 21 000 Quadratkilometern etwa 350 000 Menschen, die von 25 Priestern und 70 Ordensschwestern seelsorgerisch betreut werden. Das Leben ist von Armut geprägt, Gesundheitsversorgung und Zugang zu Schulbildung sind schlecht. Der Partnerschaftswunsch  der Berliner Pfarrei wurde  vom Bistum gerne angenommen, und bis heute sind enge und sehr freundschaftliche Beziehungen gewachsen.

Frau Schulz, die 30 Jahre Gemeindereferentin  in der Pfarrei war und  seit kurzem im Ruhestand ist, hat  mit anderen MitstreiterInnen  insgesamt fünf Mal in die Chachapoyas-Region bereist und  erzählt mit Begeisterung von der Offenheit der Menschen dort. Doch die große Armut macht sie immer wieder betroffen.  Schon zweimal besuchten  auch VertreterInnen der peruanischen Diezöse, auch der Bischof  Emiliano Cisneros, die deutsche Hauptstadt.
Was für Projekte unterstützt ihr dort?

Die Liste  der  Hilfsprojekte ist lang, die in den drei Jahrzehnten umgesetzt wurden, darunter auch etliche Bau- und Renovierungsmassnahmen von kirchlichen Einrichtungen.  Frau Schulz ist besonders froh über ein Programm zur  Kinderspeisung, die Errichtung des ersten Altenheims für 40 ältere Menschen  in der Region und die Finanzierung der Ausbildung von GesundheithelferInnen (promotores de salud). Das aktuelle Projekt soll  ein Internat für Mädchen aus besonders abgelegenen Dörfern fördern. Es sind sozial wichtige Massnahmen, und Frau Schulz betont, dass keine Almosen gegeben werden sollen, sondern eher das “Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe” gelten solle.
Was ist der größte Erfolg?

Dass diese Solidaritätsarbeit über alle personellen, strukturellen und  organisatorischen  Veränderungen in der Pfarrei  hin überdauert hat und die solidarischen Beziehungen zu Chachapoyas weiterhin so stabil sind, darüber ist  Frau Schulz sehr froh und stolz. Der  jährliche Adventsbasar, für dessen Vorbereitung und Durchführung sich viele Gemeindemitglieder über Wochen hin engagieren, erbringt immer beachtliche Erlöse, die schon seit 1979 der Chachapoyas-Solidaritätsarbeit gewidmet werden. Auch drei bis vier Mal pro Jahr ist die Kollekte für diese Arbeit bestimmt, sowie der Erlös eines Gepa-Verkaufsstandes, der jeden zweiten Sonntag  vor und nach den Gottesdiensten organisiert wird.
Wer sind die Mitglieder des Kreises und wie viele seid ihr? 

Anfangs waren es mehr feste Mitglieder, heute etwa 15, und dabei bindet  z.B. auch  die Basararbeit  die Gruppe zusammen. Etliche davon machen gerade gemeinsam einen Spanischkurs, denn nachdem der “Gründungspfarrer” im Ruhestand ist, gab es in der Gruppe niemanden mehr, der direkt mit den   peruanischen Partnern kommunizieren kann. – In Abstimmung mit dem Pfarrgemeinderat und dem Pfarrvikar will sich die Gruppe in Zukunft unabhängiger machen und vermehrt kirchliche Sozialarbeit  in Cachapoyas fördern. Mit viel Freude erzählt Frau Schulz, dass zur Zeit eine junge Freiwillige  aus der Gemeinde über  den “Weltkirchlichen Freiwilligendienst” für ein Jahr in Chachapoyas tätig ist,  und es gibt den Plan, in Zukunft jeweils zwei Freiwillige dorthin zu senden. Dabei besteht die Hoffnung, dass diese jungen Leute sich auch später für die Partnerschaft engagieren werden. Denn  Frau Schulz ist sich bewußt, dass die Arbeit nur Zukunft hat, wenn die sich gerade umstrukturierende und unabhängigere neue Gruppe sich auch verjüngt und Menschen  unterschiedlichen Alters und  Herkunft anspricht.
Kooperiert ihr mit anderen Instititionen oder Gruppen?

Da die Partnerschaft zwischen der Kirchengemeinde Mater Dolorosa und der Diözese Chachapoyas ungleich war, wurde bereits zu Beginn eine Kooperation mit dem Hilfswerk Adveniat  vereinbart. Vor allem auch in der Auswahl und  Abwicklung der Massnahmen konnte man sich auf die professionelle Hilfe von Adveniat verlassen. Außerdem gibt es eine enge Kooperation mit dem Verein Alianza e.V. aus Dunningen im Scharzwald, welcher ebenfalls eine langjährige und intensive Partnerschaftsbeziehung mit Chachapoyas pflegt.
Wo und wie kann man über eure Arbeit und die Gruppe erfahren?

Im monatlich erscheinenden Pfarrbrief und wöchentlichen Vermeldungen werden Aktivitäten, Treffen der Gruppe etc. angekündigt. Auch wird etwa  in der Kirchenzeitung “Unser Erzbistum”, welche aber leider keine Umsonstzeitung ist, berichtet, ebenso auf der Homepage der Pfarrei. Aber es fehlt noch eine Öffentlichkeitsarbeit außerhalb der Pfarrei und des kirchlichen Umfeldes. Dies ist ein wichtiges Thema und Aufgabengebiet, das sich die Gruppe in ihrem Umstrukturierungsprozess vorgenommen hat.
Was wünscht ihr euch am meisten für Peru und die PeruanerInnen in der Zukunft?

Hier ist sich Gertrud Schulz ganz klar: Wir wollen mehr Menschenrechte, weniger Gewalt, vor allem  die Rechte von  Kindern, Jugendlichen und  Frauen sollen gestärkt sein! Deshalb wollen wir auch die Arbeit der  DEMUNA (Defensoria Municipal del Nino y del Adolescente) fördern, der Beratungsstelle gegen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche auf kommunaler Ebene. Und als Gruppe wünschen wir uns weiterhin eine  enge Freundschaft zu den Menschen in Chachapoyas und mehr Austausch auch von Peru nach hierher ! Und: Die Kirche hier wie dort muss eine Kirche der menschlichen Nähe sein, eine soziale Anlaufstelle!

Mechthild Ebeling

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