Frauen in Cajamarca warten auf die Auszahlung des Junto-Programmes

Sozialprogramme in Peru lindern Armut


Diverse  Sozialprogramme in den ärmsten Landesteilen Perus haben die Armut spürbar verringert. Dies ist auch ein Erfolg des von der Regierung Humala 2011 geschaffenen “Ministeriums für Entwicklung und soziale Inklusion”.

Im Gegensatz zu deutschen Programmen wie z.Bsp. Kindergeld oder Hartz IV,  sind die Sozialprogramme in Peru auf bestimmte Bevölkerungsgruppen (Kinder, Mütter, Alte) zugeschnitten und oft nur auf die ärmsten Landesteile konzentriert.

Im folgenden gibt Rosa Ramírez eine Zusammenfassung der verschiedenen Programme:

 

Das landesweite Ernährungsprogramm für Schulen, Qali Warma – in quechua  “kräftiges Kind” –, bietet Frühstück und Mittagessen für Kinder und Teenager während der Schulzeit und der Schulperiode an, die von März bis Mitte Dezember geht. Angefangen hat es im Jahr 2012. Aktuell werden Nahrungsmittelhilfen für mehr als 2 Mio. Schüler/innen aus 40.000 Bildungseinrichtungen angeboten. Laut Statistiken vom MIDIS (siehe sozio-ökonomische Indikatoren des MIDIS http://sdv.midis.gob.pe/Infomidis/#/indicadoresSocioEconomicos), trug das Programm zur Reduzierung der chronischen Unterernährung von Kindern bei. So ist der Anteil an chronisch erkrankten Kinder in den letzten zwei Jahren von 32,16% auf 26% gesunken. Trotzdem weist dieses Programm komplexe logistische und verwaltungstechnische Probleme auf, die die Kosten der Lieferung der Lebensmittel  erhöhen sowie die Risiken von unhygienisch behandelten Lebensmitteln.

 

Ergänzt wird Qali Warma durch das Programm zur frühkindlichen Förderung “Cuna Más”, das Kindertagesstätten und Familienberatung für Kinder bis zu 3 Jahren in den ärmsten Zonen Perus anbietet. 

Das Nationalprogramm für direkte Förderung für die Ärmsten, Juntos, bietet seit 12 Jahren eine Sozialhilfezahlung an Mütter in den ärmsten Landesteilen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Empfängerinnen ihren Personalausweis beantragen, regelmäßig zu Gesundheitskontrollen gehen und dass ihre Kinder die Schule besuchen. Die Voraussetzungen haben einen direkten Einfluss auf die Minderung der ländlichen Entwicklung sowie die Verbesserung der menschlichen Entwicklung der Kinder. So ist zum Beispiel die ländliche Armut zwischen 2005 und 2014 von 82.5% auf 46.0% zurückgegangen. Im Bereich Bildung haben sich die Zahlen der Immatrikulationen in Schulen erhöht sowie die Schulanwesenheits- und Schulabschlussquote verbessert. Werden durch die Empfänger/innen dann die Voraussetzungen erfüllt, so sind dann über 200 Soles (in etwa 50 Euro) alle zwei Monate pro Haushalt ausbezahlt. Aktuell sind es knapp 750.000 Juntos-angemeldete Haushalte peruweit.

http://www.juntos.gob.pe/images/publicaciones/Entregable%20final%20Juntos%20una%20decada%20version%20web.pdf

Eng verbunden mit Juntos und als Voraussetzung dafür, dass die Empfängerinnen überhaupt den Zuschuss bekommen, müssen die Mütter bzw. die Hauptempfänger/innen eines Haushaltes ihre Kinder regelmäßig zur Gesundheitskontrolle schicken. Während dieses Prozesses werden die Kinder automatisch bei der Integralen Gesundheitsversicherung SIS – Seguro Integral de Salud – angemeldet. Mittlerweile sind mehr als 4,5 Mio. Kinder zwischen 0 und 11 Jahren peruweit bei der SIS angemeldet. Dies stellt fast 60% der gesamten Anzahl der Kinder Perus dar, laut INEI. Die Mehrheit der Nutzer befinden sich aufgrund der Bevölkerungsdichte in Lima mit mehr als einer Mio. angemeldeten Kinder.

http://www.sis.gob.pe/Nuevo/vistas/Frm_NotaPrensa.aspx?np=199

 

Pensión 65 sorgt für die in extremer Armut lebenden Senior/innen über 65 Jahren, die über eine halbe Million peruweit sind. Aufgrund der vom El-Niño-Phänomen hinterlassenen Schäden des letzten Aprils in den nördlichen Regionen wie Tumbes, Piura und Ancash kommt die Mehrheit der Empfänger/innen aus diesen Regionen.  Die Senior/innen bekommen dann alle zwei Monate 250 Soles (umgerechnet 60 Euro), wobei sie davor ihren Ausweis beantragen müssen. In der Region Cajamarca kam es 2015 zu einem Skandal, in dem Kassierer und Beamte der Nationalbank (Banco de la Nación) involviert waren. Circa 1,8 Millionen Soles (in etwa 450.000 Euro) wurden durch falsche Auszahlungen, die angeblich von den Empfänger/innen der Sozialprogramme Juntos und Pension 65 selbst gemacht wurden, hinterzogen. Die Korruptionsdelikte stammen schon aus dem Jahr 2011, und zwar lebten die geschädigten Empfänger dieser beiden Sozialprogramme in den am entferntesten gelegenen Provinzen der Region. Dies blieb unbeachtet, ohne dass das Aufsichtsamt davon erfuhr, aufgrund der schwachen Fiskalisierung und Kontrolle der Ausgaben und tatsächlichen Empfänger von Sozialprogrammen. Es giibt diesbezüglich noch eine Menge zu tun.

Um die lokale Wirtschaft zu dynamisieren und lokale Kenntnisse und Ressourcen zu nutzen, enstand das Programm Haku Wiñay im Hochland oder Noa Jayatai im Regenwald. Das bedeutet „Lass uns wachsen“ in den Sprachen des Hochlandes und des Regenwaldes jeweils. Ziel hierbei ist es, spezifische Bewohner im ländlichen Bereich zu trainieren, um ihre lokale Wirtschaft zu dynamisieren, so dass ihre Produktivität und die Effizienz ihres Geschäfts gefördert werden. Der peruanische Staat investiert über 1.000 Mio. Soles, davon gehen 55 Mio. an produktive Projekte in Cajamarca. Die Produzenten vermarkten ihre Waren dann auf lokalen Messen und sogar auf etwas weiter gelegenen. Manche haben strategische Partnerschaften mit der lokalen oder zum Teil der regionalen Ebene. Dies zielt darauf ab, dass die Empfänger so weit sind, dass sie ihre Strategien selbst entwickeln, um ihren Verdienst zu gewährleisten. Bezüglich der für das Programm zugelassenen Haushalte, sind es 161.000.

Aus den oben beschriebenen Daten und Fakten ist daraus zu schließen, dass es dank der integralen Sozialprogramme, erwiesenermassen die soziale Entwicklung in der Bergregion (Sierra) verbessert wurde. Dazu gehören  Bildung, Gesundheit und nationale Identität. All diese Programme leisten  nicht nur finanzielle Unterstützung für die  ärmsten Bevölkerungsgruppen, sondern  verbessern auch deren Bewusstsein als Bürgerinnen und Bürger anerkannt zu sein und Grundrechte zu geniessen.

 

Rosa María Ramírez Méndez

 

Quellen:

Sozialprogramm Juntos:

Panorama économico departamental:

Indice de competitividad regional 2016: