Giftige Pestizide in Mangos aus Peru
Mangos aus Peru, die in Österreich bei Hofer (in Deutschland Aldi) verkauft werden, enthalten die verbotenen Pestizide Azoxystrobin (giftig beim Einatmen, möglicherweise fortpflanzungsschädigend), Fludioxonil (möglicherweise krebserregend, möglicherweise fortpflanzungsschädigend) und das in der EU nicht zugelassene Carbendazim (kann genetische Defekte verursachen, kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen, hormonell wirksam). Das hat die Studie „Pestizidtest“ der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 nachgewiesen. Alle drei Pestizide sind sehr giftig für Säugetiere. In bei Naschmarkt (Obsteck) erhältlichen Mangos wurde außerdem das nicht zugelassene Imidaclobrid nachgewiesen. Es ist gesundheitsschädlich beim Verschlucken, fortpflanzungsschädigend und möglicherweise neurotoxisch, außerdem sehr giftig für Wasserorganismen, Bienen und Wildbienen, Vögel und Säugetiere.
Da GLOBAL 2000 nur Lebensmittel in Österreich untersucht hat, wissen wir nicht, ob die mit Pestiziden vergifteten Mangos auch in deutschen Supermärkten – etwa bei Aldi – gelandet sind. Naheliegend wäre es.
Wachsende Armut und Ungleichheit
Die Armut nimmt zu: 2022 lebten in Peru über 10,7 Mio. Menschen in Armut. Das sind 32,5 % der Gesamtbevölkerung (Asfinsa, Januar 2022). 2019 waren es noch 20,1%, 2021 25,9 % (INEI). Als arm gelten alle, deren individuelles Einkommen weniger als die Armutsgrenze von 378 Soles (93 Euro) pro Monat beträgt. Die Armutsgrenze ist dabei der monetäre Gegenwert der Kosten für die Grundbedürfnisse von Lebensmitteln, Wohnen, Kleidung, Bildung, Gesundheit, Verkehr, usw.). Für eine vierköpfige Familie lagen die Kosten hierfür 2021 bei 1.512 Soles (371 Euro) pro Monat. Die extreme Armutsgrenze berücksichtigt nur die Kosten für einen Grundnahrungsmittelkorb. Sie betrug 2021 201 Soles pro Person und Monat. Extrem arm sind also diejenigen, deren monatliches Einkommen den Wert des Grundnahrungsmittelkorbs nicht deckt.
Peru gehört zu den ungleichsten Ländern der Welt (Global Inequality Report 2022). Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist laut FAO von Ernährungsunsicherheit betroffen. Es wird erwartet, dass die Quote steigt. Gleichzeitig schütten die Unternehmen, die an der Börse von Lima (BVL) notiert sind, 2022 inmitten der Krise über 31 Millionen Soles als Dividenden an ihre Aktionär*innen aus, eine Rekordsumme in den letzten Jahren.
68 % der Peruaner*innen sind der Meinung, dass die Reichen zu viel Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Land nehmen. 66 % sind überzeugt, dass Peru von wenigen Machtgruppen regiert wird, die nur am eigenen Profit interessiert sind (IEP 2022).
Quelle: Boletin de la exclusión, 20.2.22
Geld – ein lukrativer Grund für peruanische Parteien gegen Neuwahlen zu stimmen
Es hält sich die Meinung, dass Parteien in Peru im Gegensatz zu Deutschland keine staatliche Unterstützung erhalten. Falsch! Auch in Peru erhalten Parteien und Wahlbündnisse Gelder vom Staat, von der Wahlbehörde ONPE (Oficina Nacional de Procesos Electorales). Die Mittelverwendung wird allerdings nicht kontrolliert, was die Zweckentfremdung leicht macht.
So zahlte Fuerza Popular, die Fujimori-Partei, zwischen Juli und Dezember 2022 jeweils 46.000, 42.000 und 55.000 Soles (11.300, 10.300 und 13.500 Euro) an einen Ex-Berater Fujimoris, die Schatzmeisterin der Partei und die persönliche Beraterin Fujimoris. Gegen alle Drei laufen Untersuchungen wegen Geldwäsche.
Die Partei Avanza Pais, für die der Ökonom Hernando de Soto kandidierte (früher mit guten Kontakten zur CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung), zahlte 500.000 Soles (123.000 Euro) für Fortbildungen an die Firma Global Peru Comunicaciones. Diese Firma hatte sich erst kurz vorher gegründet. Ihr Leiter ist ein ehemaliger Verkäufer von Mützen und Schuhen.
Die ultrarechte Partei Renovación Popular zahlte 47.000 Soles für Mietkosten an die Nichtregierungsorganisation Promotora, Desarrollo, Educación y Cultura im Stadtviertel Jesús Maria in Lima. Präsident dieser Organisation ist der aktuelle, ultrarechte Bürgermeister von Lima, Rafael López Aliaga.
Perú Libre, für die Ex-Präsident Castillo kandidiert hatte, zahlte monatlich 12.000 Soles an den Parteigründer und Kongressabgeordneten Vladimir Cerrón und weitere 7.000 Soles an dessen Schulfreund M. Sánchez für Reinigungsarbeiten in einem Parteibüro. Gegen ihn läuft eine Untersuchung wegen Geldwäsche.
Diese Beispiele sind nur die Spitze des Eisbergs und ein Grund, warum die Parteien keine Neuwahlen wollen: Sie würden diese Geldquelle verlieren, wenn sie nicht mehr ins Parlament gewählt würden.
Rassistische Äußerungen des Bildungsministers
Der aktuelle peruanische Bildungsminister Oscar Becerra hätte in wirklich demokratischen Ländern zurücktreten müssen. Warum? Er sagte im Privatfernsehen über die demonstrierenden Mütter aus dem südlichen Peru, die ihre kleinen Kinder in ein Tuch gewickelt auf dem Rücken trugen: „Sie sind schlimmer als Tiere. Denn Tiere würden ihre Kinder keinen Gefahren aussetzen.“ Und er setzte noch nach, dass die Frauen, die in der peruanischen Hauptstadt gegen die aktuelle Regierung protestierten, gar nicht ihre eigenen Kinder dabei hätten. Vielmehr hätten die andinen Frauen ihre Kinder den protestierenden Frauen ausgeliehen. Bildungsminister Becerra ist einigen noch als Verantwortlicher des Kaufs von untauglichen „Plastik Laptops“ im Programm „One Laptop Per Child“ in der Regierungszeit von Präsident Alan Garcia in Erinnerung. Diese wurden zu völlig überhöhten Kosten von ca. 11 Millionen Dollar gekauft.
Gegen diese rassistischen Aussagen gab es heftige Kritik, nicht nur von der Ombudsstelle Defensoría del Pueblo, sondern von vielen sozialen Organisationen.
Amnesty International Peru machte zu gleichen Zeit öffentlich, um welche Menschenrechte Frauen in Peru immer noch kämpfen müssen: Das Recht auf Demonstrationsfreiheit, das Recht auf eine Erziehung nach Gender-Kriterien, was unter anderem durch das Gesetz Nr. 31498 verhindert wird, welches eine integrale Sexualerziehung in den Schulen verhindert, das Recht auf körperliche Unversehrtheit (2022 wurden 11.524 Frauen in Peru als vermisst gemeldet und 137 Frauen ermordet) sowie das Recht auf Geschlechteridentität (95% transsexueller Menschen gaben an, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Gewalt erlitten zu haben.
Rückgang der Entwaldung
Während die Entwaldung im peruanischen Amazonasgebiet 2020 mit 203.272 Hektar einen traurigen Rekord erreicht hatte, wurden 2021 in Peru 137.976 Hektar Wald entwaldet. Das ist der niedrigste Wert seit 2010. Obwohl die Entwaldung geringer ausfiel als in den Vorjahren, gehört Peru zu den Ländern mit der höchsten Entwaldung in Lateinamerika.
Ucayali führt mit 36.305 Hektar abgeholzter Fläche die Liste der Regionen mit den meisten Waldverlusten an, gefolgt von Madre de Dios mit 23.142 Hektar und Loreto mit 19.829 Hektar.
Verdoppelung des Baumverlustes im Nationalpark Cordillera Azul trotz Schutzprogramm
Der Verlust an Bäumen im Nationalpark Cordillera Azul in San Martín hat sich mehr als verdoppelt, trotz eines über den Kohlenstoffhandel finanzierten Schutzprogramms.
Das Programm startete 2008 mit dem Versprechen, “jegliche Abholzung” im Nationalpark zu vermeiden. Der Waldverlust stieg jedoch von durchschnittlich 262 Hektar pro Jahr in den fünf Jahren vor dem Start des Projekts auf durchschnittlich 572 Hektar pro Jahr von 2009 bis 2021.
In dieser Zeit wurden mehr als 28 Millionen Kohlenstoffzertifikate für das Cordillera-Azul-Projekt verkauft, genug um 28 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu kompensieren – Millionen von Dollar für ein Verfahren, das nach Ansicht von Vertretern des Volkes der Kichwa ihr angestammtes Recht auf Land nicht anerkennt.
Einige Experten sind überzeugt, dass das Projekt von Beginn an falsch angelegt war, mit zu vielen Kohlenstoffzertifikaten und übertriebenen Gewinnen der Organisation, die den Nationalpark verwaltet. Die Befürworter des Projekts bestreiten hingegen, dass die Gewinne überhöht waren, und behaupten, dass der Verlust von Bäumen auf natürliche Ursachen zurückzuführen sei, obwohl Untersuchungen auf Abholzung schließen lassen.
Den Untersuchungsbericht der Associated Press (AP) kann man hier nachlesen.
Klimawandel erhöht die Zahl der Todesfälle in Südamerika
Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Südamerika hat zwischen 2017 und 2021 im Vergleich zum Zeitraum von 2000 bis 2004 um 160 % zugenommen hat. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Trust the Science zu Gesundheit und Klimawandel in zwölf südamerikanischen Ländern. In den letzten zehn Jahren gab es in allen südamerikanischen Ländern einen Temperaturanstieg, teilweise von 1 bis 2 Grad Celsius. In einigen Ländern, auch in Peru, wurden außergewöhnlich intensive und lang anhaltende Hitzewellen beobachtet. In Peru und Ecuador kommt das Wetterphänomen El Niño als zusätzliches potenzielles Risiko dazu. Arme und vulnerable Haushalte sind anfälliger, weniger widerstandsfähig und daher stärker von Gesundheitsrisiken betroffen.
Ebenfalls untersucht wurden vorzeitige Todesfälle aufgrund von Luftverschmutzung. Von allen Ländern der Region weisen Chile und Peru die höchste Zahl der durch Luftverschmutzung verursachten Todesfälle pro Million Einwohner*innen auf. In Chile sind es 230, in Peru 176. Außerdem haben Peru und Bolivien die schlechteste Luftqualität in ganz Südamerika. In Peru liegt die Feinstaubkonzentration bei durchschnittlich 31 Mikrogramm pro Kubikmeter und Jahr, der von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Grenzwert liegt bei fünf Mikrogramm.
Der Bericht gibt auch einen Überblick über die Gesundheitsrisiken in den einzelnen Ländern. In Brasilien und Argentinien sind die größten Gefahren extreme Regenfälle und Überschwemmungen, in Peru extreme Hitze und Wassermangel und in Chile und Kolumbien Waldbrände.
„Die Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beitragen, sind am stärksten von den Auswirkungen betroffen, weil sie von Armut, Ausgrenzung oder Rassismus betroffen sind. Das ist eine paradoxe Situation”, sagt eine der Autorinnen der Studie. Auch indigene Völker gehörten zu den betroffenen Bevölkerungsgruppen. „Indigene Völker können direkt zur Anpassung an den Klimawandel beitragen, denn ihre Lebensweise und ihr Wissen helfen, die Natur zu erhalten.“
Dritter Asháninka-Anführer ermordet
Der angesehene Asháninka-Führer Santiago Contoricón Antúnez ist am 8. April in seinem Haus von Unbekannten erschossen worden. Die Central Asháninka del Río Tambo (CART) fordert von den peruanischen Behörden konkrete Maßnahmen, um die Täter zu finden und Straffreiheit zu verhindern. CART vermutet, dass der Mord an Contoricón im Zusammenhang mit seinem Kampf gegen Drogenhändler steht, die das Gebiet und die Flüsse für den Kokaintransport nach Ucayali nutzen wollten.
Mit dem Tod von Contoricón wurden seit 2021 bereits drei Asháninka-Führer ermordet, weil sie das Gebiet der Selva Central verteidigten. Von 2012 bis 2022 wurden laut Daten der Nationalen Menschenrechtskoordination CNDDHH 20 Indigene im Amazonasgebiet ermordet.
Ehemaliger Präsidentschaftskandidat Daniel Urresti wegen Mordes verurteilt
Der ehemalige Militär und Ex-Präsidentschaftskandidat Daniel Urresti wurde von einem Gericht in Lima zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Urresti als Kommandant einer Militäreinheit in Huanta (Ayacucho) die Ermordung des Korrespondenten der Zeitschrift „Caretas”, Hugo Bustios, im Jahr 1988 zu verantworten hat.
Urresti war Innenminister (2014) und Kongressabgeordneter (2020) und hatte als „Law-and-Order-Mann” sowohl bei den Präsidentschafts- wie auch Bürgermeisterwahlen kandidiert.
Bekommt Peru endlich ein Meeresschutzgebiet?
Die an der Meeresschutzkonferenz in Panama teilnehmenden Länder haben am 4. März 2023 beschlossen, 30% der Weltmeere als Schutzzonen einzurichten. Außerdem soll geregelt werden, wie die genetischen Ressourcen der Ozeane gerecht aufgeteilt werden. Allein die Europäische Union will 816 Millionen Dollar für den Meeresschutz zur Verfügung stellen.
Auch für den Schutz der peruanischen Meere soll diese Konferenz Folgen haben.
Peru verpflichtet sich im Rahmen dieses Abkommens zur Errichtung des Schutzgebietes Reserva Nacional Mar Tropical de Grau und weist auf die große biologische Vielfalt Humboldt-Strom hin. Das Meeresschutzgebiet im Norden Peru ist seit 2016 geplant, ist aber bisher am Widerstand des staatlichen Erdölsektors gescheitert, der vor der Küste Nordperus Erdöl fördert und verarbeitet.
Auch will Peru den traditionellen Fischfang (ohne Motorboote) stärken.
Peru setzt weiterhin auf den Extraktivismus
Während die öffentliche Aufmerksamkeit in Peru auf den sozialen Protesten lag, hat die Regierung Boluarte neue Erdöl- und Bergbauprojekte in Gang gesetzt.
Am 28. Februar 2023 hat die staatliche Erdölfirma Petroperu die Erlaubnis erhalten, 30 Jahre lang im Los 192 – der bedeutendsten Förderstelle Perus – im Amazonas-Departement Loreto Erdöl fördern zu dürfen. Der Vertrag sieht großzügige Zahlungen an die betroffenen Indigenen-Gemeinden vor. Diese befinden sich in einem Rechtsstreit mit der peruanischen Regierung. Die Altlasten aus der bisherigen Erdölförderung sind noch nicht beseitigt und auch nicht entschädigt worden.
Ende März nahm eine hochrangige Abordnung der peruanischen Regierung am wichtigsten Bergbauevent weltweit in Kanada teil. Dort stellten sie eine vereinfachte Lizenzvergabe in Aussicht, sowie die Befriedung der sozialen Konflikte in Aussicht, um Peru für Bergbau-Investoren attraktiv zu machen.
Zusammengestellt von Heinz Schulze, Annette Brox und Hildegard Willer