……. und die Holzmafia jubelt.
Hinter Korruption und politischen Entscheidungen stehen Interessen und Personen. So auch hinter der überraschenden Entlassung des Chefs der nationalen Waldschutzbehörde SERFOR (Servicio Nacional Forestal y de Fauna Silvestre), Alberto Gonzales Zuñiga.
SERFOR soll, einfach gesagt, den Regenwald schützen. Die Behörde wurde nach dem großen Protest der indigenen Organisationen 2009 in Bagua im nördlichen Regenwald innerhalb des Gesetzes zum Schutz des Regenwaldes, eingerichtet. Sie sollte für eine wirksame Koordination zwischen staatlichen Stellen und der indigenen Bevölkerung sowie für deren Mitbestimmung sorgen. Im Direktorium von SERFOR sind auch indigene Delegierte vertreten. Konservativen Sektoren sehen Indigene als Problem bei der wirtschaftlichen Ausbeutung des Waldes gesehen. Sie stören sich vor allen Dingen am Internationalen Abkommen 169, das den indigenen Organisationen das Recht auf Vorab-Konsultation gewährt.
Alberto Gonzales Zuñiga wurde im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung mit Stimmen der indigenen Delegierten ins SERFOR-Direktorium gewählt. Er nahm seine Aufgabe ernst. Das war sein Verhängnis.
Alberto Gonzales Zuñiga wurde entlassen weil das Vertrauensverhältnis zum Ministerium gestört war, weil er einen Passus im Freihandelsabkommen Perus mit den USA umsetzen wollte. Dazu später mehr.
Treibende Kräfte zur überraschenden Entlassung waren große Exportfirmen von Tropenholz, wie die Firmen Bozowich und WCA-E.I.R. Treibende Kraft war auch die damalige Vizeministerin im Landwirtschaftsministerium. Mit dabei waren unter anderem die einflussreichen Funktionäre der Forstabteilung im regionalen Landwirtschaftsministerium von Loreto und Ucayali, Zentren der illegalen Abholzung. Diese sind angeklagt, weil sie die massive illegale Abholzung gefördert haben. Das geschieht, indem mit gefälschten Dokumenten aus ihren Büros illegal gefällte Bäume legale wurden.
Schon 2017 wurde der damaligen Chefin von SERFOR und heutigen Umweltministerin Fabiola Muñoz von solchen Machenschaften berichtet. Deutlicher wurden die kriminellen Umtriebe durch die Veröffentlichung einer Studie des Internationalen Zentrum für Rechte der Umwelt (CIEL, 2019) bekannt. Sie analysierten 1024 Begleitpapiere für tropische Hölzer und stellten fest, dass bei 605 die Herkunftsorte dieser Bäume gefälscht wurden, indem Waldgebiete aufgeführt wurden, in denen eine Abholzkonzession bestand, die aber schon längst abgeholzt waren.
Bemerkenswert war, dass zum Beispiel im Jahre 2019 eine große Schiffsladung illegalen Holzes für die USA in Mexiko festgehalten wurde, weil ausgerechnet von dort die Einfuhr verboten wurde, weil das dem Freihandelsabkommen USA-Peru widersprach, worin die Einfuhr illegalen Holzes untersagt ist.
Aktuell ist die Situation so: Neben seiner Aufgabe als Vizeminister für Entwicklung und Infrastruktur des Landwirtschaftsministerium hat Carlos A. Yaya auch den Chefposten bei SERFOR übernommen. Die indigenen Organisationen werden sich nicht an der Wahl eines neuen SERFOR-Chefs beteiligen. Sie betonen, dass eine so entscheidende Angelegenheit wie die Entlassung des Direktors in die Verantwortung des SERFOR-Direktoriums gehört hätte. Gonzales Zuñiga hat den peruanischen Staat auf Wiedereinstellung verklagt.
Heinz Schulze
Quellen: Servindi, 14.6.2020, 15.6. 2020, Carlos Herz in NoticiasSER 14.6., M. Silva Sánchez, Aidesep, 24.7.20