Windkraft als saubere Energiequelle gerät immer wieder in Kritik. Unter anderem auch wegen der Rohstoffe, die für den Bau der Windkraftanlagen benötigt werden. So befindet sich in vielen Rotorblättern Balsaholz, für dessen Produktion in Ecuador, Peru und anderen Ländern Regenwälder abgeholzt werden.
Der Handel mit Tropenhölzern ist ein Problem mit weltweiten Auswirkungen. In Europa wird zwar vermehrt darauf geachtet, kein Mahagoni oder Teak zu kaufen, und auch bei anderen Holzarten, die vom Aussterben bedroht sind, schrillen bei vielen die Alarmglocken. Doch es gibt unzählige Arten, deren Namen kaum geläufig sind. Unter anderem das Holz des Balsabaumes (Ochroma pyramidale), dessen Nachfrage seit ein paar Jahren stark gestiegen ist.
Indigene Gemeinschaften im Amazonasgebiet verwenden es schon lange, etwa zur Herstellung von Booten oder Flößen oder auch als Material für Kunsthandwerk wie geschnitzte Figuren. Doch heute landet das Balsaholz vermehrt in den Rotorblättern von Windkraftwerken, wo es mit anderen Werkstoffen wie Kunststoffen, Kohlefaserstoffen oder Harzen verbunden wird. Außerdem wird es zur Herstellung von Surfbrettern, in der Schifffahrt, im Wohnungsbau sowie auch in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Da es sehr leicht ist, lässt sich das Balsaholz gut verarbeiten, und schon dreijährige Bäume können verwendet werden.
Ab 2018 stiegen die Exporte aus Lateinamerika enorm an. Ecuador hat sich in den letzten zehn Jahren zum weltweit größten Exporteur von Balsaholz entwickelt, wobei der Großteil der Holzlieferungen nach China geht.
Der deutsche Bundesverband für Windenergie erklärt zwar, dass bei der Herstellung ihrer Turbinen immer weniger Balsaholz benutzt und dieses durch Kunststoffe wie PWC-Schaum ersetzt wird. Dennoch führte das „Balsafieber“ zur Abholzung intakter Regenwälder. Die „aufgeforsteten“ Balsabäume wurden dabei unter dem Marktwert verkauft: Wie Salud con Lupa berichtet, zahlten die Zwischenhändler den indigenen Produzent*innen weniger als die Hälfte des wirklichen Wertes. Laut dem WWF wurden nicht nur Achuar-, auch Waorani- und Kichwa-Stämme auf diese Weise betrogen.
Außerdem führte dieses Geschäft zu großen Konflikten in indigenen Gemeinschaften. So beschlossen 2022 die indigenen Organisationen der Achuar, Gemeinden zu bestrafen, die illegal Balsaholz verkauften. Das Abholzen dieser Bäume musste ab sofort von der indigenen Organisation autorisiert werden. Außerdem müssen für jeden geschlagenen Balsabaum zehn neue Bäume gepflanzt werden.
Das Balsageschäft erreicht Peru
Auf Grund der großen Nachfrage drangen ecuadorianische Holzfäller auch in den Nordosten Perus vor, wo sie ins Gebiet der Wampi-Indigenen eindrangen. Nach Angaben der dortigen Autonomieregierung wurden dort mehr als 1,5 Millionen Kubikmeter Balsaholz abgeholzt.
Laut Forest Trends gehört das Balsaholz inzwischen zu den fünf am häufigsten exportierten Holzarten in Peru. Zwischen 2020 und 2021 wurden fast 45.000 Kubikmeter exportiert, so die Nationale Oberaufsichtsbehörde für Zoll und Steuerverwaltung (Sunat). Im Jahr 2021 wurde fast das gesamte Balsaholz nach Ecuador verschifft, wo es zu Platten und Blöcken für den chinesischen Markt verarbeitet wird. Fast die gesamte Menge wurde illegal gehandelt.
Erleichtert wird dies auch durch die laschen Kontrollen und Korruption bei den Behörden, zum Beispiel in der Region San Martín. Allein die Firma Jalsuri Green, die mit der kriminellen Bande „Los Topos“ in Zusammenhang gebracht wird, exportierte im Jahr 2001 rund 13.400 Kubikmeter Balsaholz. Auf Grund von strengeren Kontrollen durch die peruanische Forstbehörde SERFOR sowie neuen Richtlinien gingen die Exporte seither zurück.
Und auch die Wampis engagieren sich für eine kontrollierte und nachhaltige Vermarktung des Balsabaums und kontrollieren die Abholzung, sogar mittels Drohnen – unterstützt von der für den Erhalt des Regenwaldes zuständige staatliche Stelle. Dadurch konnten Abholzung und Export um 60 Prozent verringert werden.
In Kolumbien wird indes damit begonnen, die Anpflanzung von Balsabäumen im kleinen Stil als Alternative zum Koka-Anbau zu unterstützen. Dies wird auch von Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit aus Norwegen, England und Deutschland unterstützt.