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Impfgate in Peru

478 vorab heimlich geimpfte VIPs aus Politik, Kliniken und Universitäten haben in Peru einen politischen Skandal ausgelöst.

Es ist davon auszugehen, dass in vielen Ländern bei der Bestellung von Impfdosen, bei der „Vorzugsimpfung“ (und bei der Vermittlung von Schutzmasken wie in Deutschland) nicht alles korrekt abläuft. So auch in Peru. Aber, dort wird es dann doch aufgedeckt.

In verschiedenen peruanischen Zeitungen wurden zum Beispiel Listen von 478 „VIP-Personen“ aufgeführt, die sich vorab haben impfen lassen, als überhaupt noch keine Impfdosen in Peru offiziell zur Verfügung standen. Die Namen sagen uns hier wenig und sind auch nur die berühmte Spitze des Eisbergs. Hier eine gekürzte Übersetzung aus der Wochenzeitschrift  “Hildebrandt en sus trece” vom 19.2.2021:.

Bei den Verhandlungen um den Impfstoff Sinopharm aus China wurden vorab als Freundschaftsgabe 3.200 Impfdosen geliefert,  im Gegenzug sollte die peruanische Regierung keine Kaufverhandlungen mit anderen Unternehmen wie Pfizer tätigen. So geschah es. Die peruanische Regierung hat im November 2020 die Verhandlungen mit Pfizer über 1.750 Impfdosen abgebrochen. Pfizer hatte wohl zugesagt, im Dezember 2020 75.000 Impfdosen fest zu liefern. Das peruanische Außenministerium, zuständig für diese Verhandlungen, betont nachträglich vor der Presse, dass sie die Verhandlungen abgebrochen haben, weil Pfizer verlangte, für keinerlei Nebenwirkungen aufkommen zu müssen, und staatliche Bankguthaben und staatliche Besitztümer Perus im Ausland bei Nichtzahlung pfänden zu dürfen. Peru hat 38 Millionen Impfdosen bei Sinopharm, wohl zu einem höheren Preis als bei anderen Anbietern gekauft. Informiert wird, dass eine Million Dosen für ca. 94 Millionen Soles, ca. 30 Millionen Dollar, am 7.1.2021 bestellt wurden.

Vorab gab es eine Versuchsreihe mit Sinopharm in Peru. Daneben gab es aber die Sonderlieferung zur freien Verfügung durch die chinesische Botschaft in Peru und die mitmachenden Kliniken. Diese kamen bereits am 2.9.2020 in Peru an. Wichtige Personen, wer auch immer das war, wurden damit vorab geimpft, die meisten auch zweimal,  also Politiker*innen, Diplomat*innen, Ärzt*innen, Geschäftsleute, Lobbyisten. Hierzu gehörten, um nur einige zu nennen: Der Ex-Präsident Vizcarra (mit seinem ganzen Familienclan), die Gesundheitsministerin (die nach dem Bekanntwerden zurücktrat), der Vertreter des Vatikans (Nuntius) in Peru, so auch über die Hälfte der Mitglieder des offiziellen Corona-Koordinierungskreises. Hohe Funktionäre des Außenministeriums und auch die damalige Aussenministerin Elizabeth Astete. Ihre Rechtfertigung nach dem Bekanntwerden: Ich konnte mir nicht den Luxus erlauben, krank zu werden.

Die damalige Gesundheitsministerin Mazzetti, die am 6.2.21 ihre zweite Impfung erhielt, während vor den Kliniken und auf den Intensivstationen hunderte Menschen starben, äußerte sich noch danach vor den Kameras: „Ich lasse mich erst impfen, wenn alle Anderen des medizinischen Personals geimpft sind. Der Kapitän verlässt als letzter das Schiff.”  Jüngste Zahlen belegen, dass über 300 Ärztinnen und Ärzte, 125 Krankenschwestern und 525 Polizist*innen an Covid 19 starben.

Treibende Kraft war wohl der zuständige Funktionär Jorge Jarama Alyan im peruanischen Gesundheitsministerium und der leitende Arzt der Versuchsreihe.

Diese Vorab-Impfung durch die Impfdrängler erzeugte eine tiefe, riesengroße Empörung, auch angesichts der Tatsache, dass durch fehlende Impfungen in Peru über 100.000 Menschen an Covid 19 starben.

Und in dieser Grundstimmung des absoluten Misstrauens gegenüber der politischen „Elite“ und hohen Funktionären fanden am 11. April 2021 nationale Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Peru statt.

(Autor: Americo Zambrano, in Hildebrandt Nr. 527, Lima, 19.2.2021; gekürzte Übersetzung Heinz Schulze)