Holzmafia im peruanischen Regenwald

Morddrohungen statt Landtitel

Im September 2014 hatten illegale Holzfälle vier Asháninka-Führer aus dem Dorf Tamaya Saweto an der brasilianischen Grenze ermordet. Was hat sich seitdem getan ?Danach gab es eine große politische Hektik und alle nur möglichen Zusagen „jetzt alles zu tun, damit die Menschen in diesem Dorf und in dieser Region friedlich leben können“. Das war im September 2014, als die Kameras beim Weltklimagipfel im Dezember 2014 in Lima solche Aussagen festhielten.

Wie so oft: Die Wirklichkeit ist leider anders. Die Zeitung La República  deckte auf:
Sowohl die Witwen der Ermordeten wie deren Anwalt(Raúl Lunasco) und der neue Präsident der Asháninka-Federation Reider Quinticuari (Asoc. de Comunidades Asháninka de Masisea y Callería) sind weiterhin massiv Morddrohungen ausgesetzt.
Dem zuständigen Ermittlungsrichter Eder Farfán werden nicht die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, um gründlich arbeiten zu können. Dabei hat der ermordete Asháninkaführer Edwin Chota der Justiz die Arbeit sehr leicht gemacht: Er hatte in seinem Tagebuch notiert, dass die illegalen Holzfäller Enrico Mapez und Hugo Soria F. Morddrohungen gegen ihn geäussert hätten: Und dass dahinter Unternehmer wie José Estrada Huayla, Besitzer von Ecofisac, stünden, die Besitzer der unrechtmäßig von der Regionalregierung erteilten Konzession für dieses Waldgebiet.

Angesichts der Untätigkeit der zuständigen Stellen haben die Witwen mit Hilfe indigener Organisationen, einen Privatdektiv beauftragt. Je mehr der ans Tageslicht bringt, speziell über die wirtschaftlichen Hintermänner, desto stärker wird der Psychokrieg gegen die Indigenen. Aus Angst bleiben die Witwen weiterhin in der Departementshauptstadt Pucallpa.

Der neue Präsident der Asháninkaföderation betont, dass die schleppende Arbeit von Polizei und Justiz wohl auch damit zusammenhängt, dass wichtige Unternehmer in der Stadt Pucallpa im zentralen Regenwald hinter der Abholzung stehen und „Ruhe“ wollen, auch wenn das mehr Tote kostet.
(La República, 3.1.15, Übers. Heinz Schulze)

 

 Der Mahagoni Baron und die Regenwaldzerstörung

Wer sich mit den Problemen der massiven Abholzung des peruanischen Regenwaldes beschäftigt, kommt an den Familien“betrieb“ Bozovich nicht vorbei. Laut Recherchen des Journalisten Oscar Guerrero Bojorquez hat diese Familie Niederlassungen in den USA und in Mexiko. Bozovich ist für Guerrero der Inbegriff der organisierten Holzmafia. Wer sich dagegen stellt, würde Verfolgung und sein Leben riskieren.
Der Export von Holz aus dem peruanischen Regenwald besteht zu 70% aus illegaler Abholzung mit entsprechender großer planmäßig betriebener Korruption. Die Weltbank spricht davon, dass die hierbei eingesetzten Methoden denen im Drogengeschäft ähneln, denn es geht um Millionen von Dollar.
Der ehemalige Ermittlungsrichter für die besonders von dieser Abholzung betroffenen Urwaldregion Ucayali, Francisco Berrospi, wies die Beteiligung von staatlichen Funktionären und auch Richtern nach.
Die illegale Abholzung entzog dem peruanischen Staat zwischen 2009-2013 ca. 31 Millionen an Steuern. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass über 33.000 Menschen in quasi sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen schuften müssen.
Eine makabre Spielart in diesem Geschäft ist die Gefügigmachung Indigener. Der „padron“, der Unternehmer, gibt als Spende Reis, Stiefel, Gewehre, Töpfe etc. an eine indigene Dorfgemeinschaft. Das lässt er sich vom Dorfchef quittieren und trägt später eine viel höhere Summe ein als „Anzahlung“ für die Überlassung von einer größeren Anzahl an Bäumen. Diesen „Vertrag“ müssen dann die BewohnerInnen der so betrogenen Dorfgemeinschaft erfüllen. Das wird oft durch die Anwesenheit eines Polizisten „bekräftigt“. Diese massive Abholzung schadet den Indigenen sehr. Es fehlt dann an Früchten und Tieren, es fehlen dann die Grundlagen für ein Leben vom und im Regenwald.

In jüngster Zeit lassen sich, auch in abgelegenen Regionen lebende Indigenen dieses Vorgehen nicht mehr gefallen. Die Organisat1ion FENAMAD, die Föderation der Indigenen am Fluss Madre de Dios im südlichen Regenwald, hat deshalb eine Klage vor dem Internationalen Handelsgericht in New York eingereicht.

(Oscar Guerrero Bojorquez, La tala de madera: Estado y capital coludidos en una mafia institucionalizada, Servindi, 21.9.14 sowie weitere Informationen aus Peru, Anfang Januar 2015, Heinz Schulze)