© Leslie Searles

Frauenfeindlichkeit stinkt vom Kopf her

………wie z.B. bei Luis Otsuka, Regionalpräsident der Region Madre de Dios im südlichen Regenwald Perus. Aber auch beim Camisea-Projekt im Amazonasgebiet von Cusco
Luis Otsuka sprach anlässlich der fehlenden Unterstützung seiner Regierung zum Hochwasser in der Kleinstadt El Triunfo in Madre de Dios zu den öffentlich protestierenden Frauen: „Geduld, Ruhe, Ihr Frauen. Zu dieser Uhrzeit solltet Ihr das Mittagessen für Eure Männer machen. Also, was macht Ihr hier? Ihr müsst doch später noch Euren Männern, wenn diese von der Arbeit kommen, ein heißes Kräuterbad machen“…
Soweit dieses Machismo –Beispiel.

Frauenfeindlichkeit stinkt auch vom Gas und Erdöl her
Die Journalistin Nelly Luna Amancio lenkt aber auch den Blick auf die strukturelle Frauenfeindlichkeit bei Energieprojekten speziell im Regenwald.
Weit im südlichen Regenwald liegt das Erdgas-Projekt Camisea. Dieses Erdgas brachte Erleichterungen in peruanische Haushalte, stellt aber einen Fluch für die indigenen Machiguenga-Frauen dar. Wie das? Das Gasprojekt des multinationalen Konzerns Pluspetrol hat in den 12 Jahren der Förderung über 7,7 Millionen Dollar Einnahmen für den peruanischen Staat gebracht. Aber die dortigen indigenen Frauen sind ärmer als vorher. Viele hörten mit dem Anbau von Lebensmitteln wie Maniok auf. Der neue Garten hieß „tienda“, also den Dorfladen, wo man mit dem Geld der Männer Maniok (Yuca) oder Reis kaufen kann. Der Genuss von dem lokalen Alkoholgetränk Masato (aus Yuca von Frauen hergestellt) wurde von den Männern durch Bier ersetzt. Untersuchungen ergaben: Im Einzugsgebiet des Camisea-Komplexes ist das Hungerrisiko dreimal höher als im nationalen Durchschnitt.

Der Fluch des Geldes der Männer

Der Durst nach Erdgas und Erdöl, brachte es mit sich, so ein Blick auf das gesamte Amazonasgebiet, dass dort aktuell 81 Erdgas- und Erdölförderprojekte  funktionieren. 246 sind in der Explorationsphase. Davon betroffen sind 1,08 Millionen km2 Landfläche, d.h. 15% des gesamten Amazonasgebietes. In Peru befinden sich diese Projekte (z.B. Oxy und Pluspetrol) zu 80% in indigenen Territorien. Die Vizeministerin für Interkulturelle Angelegenheiten, Patricia Balbuena, stellt fest, dass es besonders für die indigenen Frauen sehr schwer ist, sich an diese neue Situation anzupassen. Die Männer arbeiten der Erdgasindustrie zu, bekommen das Geld und kaufen gerne dafür Konsumgüter oder Lebensmittel. Die Frauen dagegen verlieren ihre Funktion, Lebensmittel im Garten (chacra) zu produzieren. Der Wechsel von einer eher „geldlosen Ökonomie“ zu einer totalen Abhängigkeit vom Geld, sprich vom Lohn des Mannes, hat, so die Soziologin Cynthia del Castillo, das gesamte Leben in den indigenen Dorfgemeinschaften verändert. Ein zunehmendes Problem ist auch der Alkoholismus der Männer und damit die Zunahme von familiärer Gewalt.
Die Männer betonen, dass sie durch diese Tätigkeiten eine neue Stufe der Entwicklung erklommen hätten. Die Frauen aber wurden häufig in eine neue Rolle gedrängt, nämlich zum „Hausfrauen-Dasein“, was konträr zum Ideal einer Machiguenga-Familie steht, in der beide Partner bezüglich des Lebensunterhalts zusammenarbeiten und sich ergänzen.
Vizeministerin Balbuena sieht es als notwendig an, in den (Umwelt)-Verträglichkeitsstudien mehr Indikatoren über die sozialen Auswirkungen in Vorhaben der extraktiven Industrie aufzunehmen.
Das ist eine richtige und wichtige Forderung, entspricht aber überhaupt nicht dem politischen Willen der politisch „wirklich“ wichtigen Institutionen in Peru (Bergbau-Landwirtschaftsministerium, Industrieverbände, Präsident etc.)
Wenn man diese Forderung für sozial wichtig gefunden hätte, hätte man diese schon längst z.B. in der Amazonasregion bei der Erdölförderung anwenden können. Dann wäre es wohl auch nicht zu den 33 größeren Verschmutzungen der Flüsse durch Erdöllecks seit 1996 gekommen!

Dieses Thema passt zeitlich auch gut zur Jahrestagung unserer Informationsstelle Peru vom 17.-17.4.16 in Köln, mit dem Schwerpunktthema „Saubere Energie statt Klimawandel und Umweltzerstörung“ .

Quellen: Luis Otsuka se expresó de forma machista ante mujeres de madre de Dios, inforegion 11.3.16

Die Reportage von Nelly Luna findet man hier im spanischen Original http://ojo-publico.com/174/la-maldicion-del-petroleo-acosa-a-las-mujeres-indigenas-del-Amazonas12.3.16

Foto: Leslie Searles

Text: Heinz Schulze