Editorial InfoPeru Nr. 80

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Jahr, das nun zu Ende geht, sollte in Peru ein ganz besonderes werden. 200 Jahre Unabhängigkeit von den Spaniern galt es zu feiern. Seit Jahren waren Festlichkeiten geplant worden, hatten Kommissionen darüber gebrütet, wie man diesen historischen Gedenktag am besten begehen soll.

Doch dann kam Corona und warf alle Pläne über den Haufen. An Großveranstaltungen war nicht zu denken, zumal in Peru bis ca. Juni/Juli die zweite Corona-Welle ihr Unheil anrichtete.

Doch Peru sollte seine 200 Jahre Unabhängigkeit auf eine ganz andere Art und Weise feiern. Zum ersten Mal in der peruanischen Geschichte, und völlig unerwartet, hat ein einfacher Bewohner eines Andendorfes die Präsidentschaftswahl gewonnen. Pedro Castillo ist zwar nicht der erste Andine im Amt – aber wer bisher an die Macht in Lima wollte, musste als Andenbewohner seine angebliche „Modernität“ gezeigt haben oder zumindest dem Militär angehören: so  wie der „Cholo“ Juan Velasco, oder wie Alejandro Toledo, der erst mit einem Abschluss an einer amerikanischen Universität und einer europäischen Frau, präsidentiabel wurde. Pedro Castillo dagegen hatte und hat keine Netzwerke in Lima, auf die er bauen könnte.

So positiv es ist, dass nun Peru erstmals einen Präsidenten hat, der so aussieht wie die allermeisten seiner Bürger*innen, so wenig ist doch zu verhehlen, dass Pedro Castillo nicht im Geringsten auf das Amt vorbereitet war.  Seine eigenen Beschränkungen, die heftige Opposition gegen ihn im Kongress und in Teilen der Bevölkerung, und die weltweiten Verwerfungen nach Corona, machen die politische Gemengelage in Peru äußerst prekär und schwer vorhersehbar.

In diesem letzten InfoPeru des Jahres 2021 finden Sie wieder vielfältigen Lesestoff, zudem auf unserer neuen Webseite.  Ich hoffe, Sie finden in diesen ruhigeren Tagen zwischen den Jahren die Zeit, sich in einen oder anderen Beitrag zu vertiefen und halten uns auch im Jahr 2022 die Treue. An spannenden Nachrichten aus Peru wird es auch 2022 nicht mangeln.

Hildegard Willer

Redakteurin InfoPeru