Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Uno hat das Jahr 2013 offiziell zum internationalen Jahr der „Wasserkooperation“ erklärt. Deshalb war auch „Klimawandel – Exportlandwirtschaft- Bergbau“ unser aktuelles und herausforderndes Thema beim letzten ISP-Seminar in Köln, denn Peru geht das (saubere) Wasser aus! Als Hinführung zum Thema hatten Trudi und Heinz Schulze ein „Planspiel“ vorbereitet, das die Vielschichtigkeit der Interessenlage von involvierten Akteuren klar machte, wenn Wasser und Wassernutzung an der Lebensgrundlage von Menschen rührt, aber auch z.B. Profitinteressen ins Spiel kommen.
Mit vielen Gästen konnten wir danach diskutieren, wobei wir spannende und herausfordernde Inputs von unseren drei ReferentInnen bekamen. Laureano de Castillo von der NGO CEPES in Lima stellte deutlich die Problemlage dar: 76% der peruanischen Bevölkerung lebt inzwischen in den meist in der trockenen Küstennähe gelegenen Städten, die Exportlandwirtschaft nimmt zu und verbraucht unendlich viel Wasser für die Bewässerung, die Minenwirtschaft verschmutzt dies wichtige Lebensgut. Zudem stellt Laureano die Problematik der „ Neo-Latifundien“ heraus: 77% der landwirtschaftlichen Anbauflächen werden heute von Großbetrieben mit mehr als 50 ha bewirtschaftet, während nur 3,2% des gesamten Agrarlandes für Kleinbauern mit weniger als 3 ha Land zur Verfügung stehen. Diese Gegen-Agrarreform begann unter Fujimori, wird aber auch von der jetzigen Regierung in keiner Weise korrigiert: Kleinbauern, die für die Ernährungssicherung der Bevölkerung sorgen und das Gut Wasser erheblich weniger verschwenden und verschmutzen, erhalten vom Staat keine technische Unterstützung, keine Kredite und Hilfe bei der Vermarktung ihrer Produkte! Dagegen wurde z.B. mit staatlicher Finanzierung im Rahmen des Olmos-Projektes in Lambayeque 120 000 ha Bewässerungsfläche geschaffen, aber Laureano weist darauf hin, dass dieses Land für Großproduzenten bestimmt ist! –
Dr. Manfred Schütze vom deutschen gemeinnützigen Forschungsinstitut IFAK in Magdeburg berichtete von einem Projekt, das in Lima die Variablen der Probleme der Wasserversorgung erforschen und Alternativen entwickeln sollte. Noch immer erfolgt 20% die Wasserversorgung der Limenos über private und überteuerte Tankwagen, nur 17 % des Abwassers wird gereinigt. Auch verschiedene peruanische Akteure (die NGOs “Ciudades para la Vida“ und FOVIDA sowie die Wassergesellschaft SEDAPAL) arbeiten mit an dem Ziel, ein nachhaltiges und sozialgerechtes Wassermanagement für Lima zu entwickeln, das die Herausforderungen des Klimawandels in den Mittelpunkt stellt und Kompetenzen für eine effiziente Verwaltungsstruktur entwickeln hilft. Dieses Projekt macht u.a. deutlich, dass politische Reformen zur Klärung der Zuständigkeiten notwendig sind. So untersteht z.B. SEDAPAL in Lima der Zentralregierung und nicht der städtischen Verwaltung Limas, das führt zu Interessenkonflikten. – Unsere Referentin Kristine Karch von der deutschen NGO „EcoMujer e.V.“ beschäftigt sich mit der „Ware Wasser“, der weltweiten Tendenz der Wasserprivatisierung und der Forderung nach „Wassergerechtigkeit“! Für uns wird klar: Wasserversorgung und –entsorgung ist hier wie in Peru eine kommunale bzw. regionale Aufgabe. Peru steht unter dem Druck der Privatisierung seiner oft städtischen Wasserwerke, auch die deutsche EZ hat über die PPPs (Public Private Partnerships) privaten Firmen den Zugang eröffnet. Die Privatisierung von SEDAPAL konnte allerdings verhindert werden. Das „Global Water Partnership“ (GWP) ist ein zivilgesellschaftliches internationales Netzwerk, mit dem wir in unserer Solidaritätsarbeit für mehr Wassergerechtigkeit kooperieren könnten.-
Zum Schluss unseres Treffens wollten wir die Politik Humalas zu Fragen wie „Ökologische Nachhaltigkeit“ und zu „Inklusion“ auf den Prüfstand stellen. Zum Thema nachhaltige Entwicklung wurde vorab ein schriftliches Interview mit unserem peruanischen Kollegen Carlos Hertz (Red Peru) geführt, das in diesem InfoPeru in ganzer Länge nachzulesen ist. Carlos zeichnet ein recht pessimistisches Bild, was die Verbesserungen und speziell das Funktionieren des Umweltministeriums (MINAM) anbelangt, er beklagt vor allem den Kompetenzwirrwarr und die nur ungenügenden Kompetenzen der Regional- und Kommunalbehörden. Die deutsche EZ (GIZ) scheint die Problematik erkannt zu haben und hat ein Kooperationsabkommen mit dem MINAM geschlossen, das vor allem zur Organisationsentwicklung und -stärkung beitragen soll. Aber man wird abwarten müssen, in wie weit dieser recht zentralistisch angelegte Ansatz die Probleme des Ministeriums lösen kann und die vielfältigen peruanischen Umweltprobleme auch dezentral und partizipativ angehen hilft.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Mechthild Ebeling
(Vorstandsmitglied Informationsstelle Peru e.V. )