Die Uniform macht’s

Während Münchens Polizeiuniformen fair hergestellt werden sollen, steht bei der Anschaffung von peruanischen Uniformen ein anderes Kriterium im Mittelpunkt.Wenn mich peruanische Freunde fragen “Was steht bei Euch in München in Sachen ‘Fairer Handel und Nachhaltigkeit’ an”, dann berichtete ich vom Einkauf Fairen Kaffees, oder von Grabsteinen, die ohne Kinderarbeit hergestellt werden. Ein weiteres Beispiel für Fairen Handel: Im Bereich Textilien wollen wir darauf achten, dass die neu in Bayern anzuschaffenden Polizeiuniformen nicht unter ausbeuterischen Bedingungen produziert werden dürfen. Das ist für uns hier richtig und angesagt. Bei 27.000 Polizisten in Bayern macht das einen Auftragswert in Höhe von 23 Millionen Euro.

In Peru werden bei der Anschaffung neuer Polizeiuniformen andere Prioritäten gesetzt: Kleinunternehmen sollen den Grossauftrag bekommen.

Der peruanische Staat investiert umgerechnet ca. 81 Mio. Euro für ca. 3,5 Millionen Uniformen (Hose, Krawatte, Paradeuniform, Jacken). Das geschieht durch das Innenministerium in Kooperation mit dem staatlichen Förderprojekt FONCODES (des Ministeriums für Entwicklung und Soziale Inklusion) für kleine und mittlere Betriebe (MYPES).

Dieser Großauftrag ging an Kleinunternehmen in den Distrikten Villa El Salvador, La Victoria, San Juan de Lurigancho, Ate-Vitate oder Callao. Jorge Apdoni Quispe (Direktor von FONCODES) bezeichnet als Kleinunternehmer Betriebe mit ca. 10 ArbeiterInnen. In Peru gibt es ca. 7.000 solche Mypes.

Fragen zur Nachhaltigkeit und zum „Fair-Aspekt“ zur Produktion in diesen Kleinfirmen wären: Gibt es in diesen Kleinunternehmen sozial verträgliche Arbeitsbedingungen und Löhne? Zahlt das peruanische Ministerium und zahlt es pünktlich?

Damit die Kleinunternehmen sich gegen die Billigimporte aus China behaupten können, benötigen sie staatlichen Aufträge. Wie man sieht, bei Polizeiuniformen in Bayern und Peru stehen unterschiedliche Kriterien im Mittelpunkt.

Heinz Schulze