Quelle: Website von Ocho Sur

Die Konrad-Adenauer-Stiftung und das umstrittene Palmölunternehmen Ocho Sur

Diesen Artikel anhören (gelesen von Marie E.)


Die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Universität San Ignacio de Loyola (USIL) haben das umstrittene Palmölunternehmen Ocho Sur mit dem Preis „Cátedra Konrad Adenauer USIL 2024“ ausgezeichnet. Die Infostelle Peru hat einen offenen Brief an die Stiftung initiiert, der jedoch nicht auf Gehör gestoßen ist.

Die Unternehmensgruppe Ocho Sur betreibt zwei Palmölplantagen in der Region Ucayali im peruanischen Amazonasgebiet. Ocho Sur sowie die Vorgängerunternehmen Plantaciones de Pucallpa und Plantaciones de Ucayali stehen seit Jahren in der Kritik, Rechte der indigenen Gemeinde Santa Clara de Uchunya übergangen zu haben.

Nun haben die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und die Universität San Ignacio de Loyola (USIL) ausgerechnet Ocho Sur mit dem Preis „Cátedra Konrad Adenauer USIL 2024“ ausgezeichnet, dessen Ziel die Förderung „grundlegender Leitlinien der sozialen Marktwirtschaft, der Ethik und der demokratischen Werte“ ist.

Die Infostelle Peru hat zusammen mit den Vereinen Ecoselva und Freundeskreis Peru Amazonico einen offenen Brief an die Konrad-Adenauer-Stiftung geschrieben und gefragt, warum ausgerechnet ein Unternehmen ausgezeichnet wurde, das derart in der Kritik steht.

Hintergrund: Kritik an Ocho Sur

Aufgebaut wurden die umstrittenen Plantagen vor mehr als zehn Jahren von den Unternehmen Plantaciones de Pucallpa und Plantaciones de Ucayali, die 2016 Konkurs anmeldeten. In der Folge erwarb das neu gegründete Unternehmen Ocho Sur die Plantagen in einer Versteigerung und beharrt seitdem auf dem Standpunkt, nichts mit der heiklen Vorgeschichte zu tun zu haben – weder mit den Vorwürfen, illegal abgeholzt bzw. Primärwald in Landwirtschaftsgebiet umgewandelt zu haben, noch mit den territorialen Auseinandersetzungen mit Santa Clara de Uchunya. Auch wenn bekannt ist, dass hinter Ocho Sur dieselben Geldgeber stecken wie hinter den Vorgängerunternehmen.

Fakt ist: Santa Clara de Uchunya liegt nur wenige Kilometer von der Plantage entfernt, auf der anderen Seite des Flusses. Die Fläche, die Plantaciones de Ucayali und Plantaciones de Pucallpa im Stammland der Gemeinde abgeholzt haben, wird vom Landwirtschaftsministerium auf rund 11‘000 Hektar geschätzt.

Santa Clara de Uchunya verfügt über Landtitel im Umfang von weniger als 2000 Hektar, wobei der peruanische Staat laut dem Institut für Rechtsschutz (IDL) – im Widerspruch zur ILO-Konvention 169 – nur das Land in Betracht gezogen hat, auf dem sich die Wohnhäuser sowie die landwirtschaftlichen Parzellen der Gemeinde befinden. Dabei sei es offensichtlich, dass die Waldflächen in Ucayali Teil des Stammlandes der dort ansässigen indigenen Bevölkerungen sind. Dies betont auch das Forest Peoples Programme in einem Brief an die UN-Arbeitsgruppe Wirtschaft und Menschenrechte und bedauert, dass dennoch keine Schritte unternommen wurden, um das Gewohnheits-Eigentumsrecht an diesem Land zu überprüfen oder zu bestätigen. Die lokalen Gemeinden seien nicht konsultiert worden, bevor Dritten Land in diesem Gebiet zugesprochen worden sei, obwohl die nationale und die internationale Gesetzgebung dies vorschreiben.

Deshalb kämpft ein Teil der Gemeindemitglieder von Santa Clara de Uchunya seit Jahren gegen Ocho Sur und deren Vorgängerunternehmen, und es wurden verschiedene Gerichtsverfahren initiiert. In der Folge wurden sie bedroht, denn die Gemeinde ist inzwischen gespalten. Eine Gruppe steht hinter Ocho Sur und betont, dass das Unternehmen sie unterstützt. Mit der internen Auseinandersetzung einher geht auch ein Streit um die Führung der Gemeinde: Beide Konfliktparteien behaupten, den wahren und legalen Präsidenten von Santa Clara de Uchunya zu stellen – und aberkennen dem anderen die Legitimität. Beide Gruppen verfassen Pressemitteilungen im Namen der Gemeinde, was das Ganze für Außenstehende sehr komplex macht. Jedoch stehen große indigene Dachorganisationen wie die FECONAU und die AIDESEP hinter der Gruppe, die sich gegen Ocho Sur stellt.

Das Ausmaß des Konfliktes hat dazu geführt, dass sich schon mehrere UN-Sonderberichterstatter besorgt geäußert und sich an die peruanischen Behörden gewandt haben.

KAS „kann Vorwürfe nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen“

Zurück zur Preisverleihung: Die Infostelle Peru steht mit ihrer Kritik längst nicht allein da: Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker hat die Preisverleihung in einer Pressemitteilung scharf kritisiert und fordert die Rücknahme des Preises.

Kurz vor Redaktionsschluss erhielten wir einen Antwortbrief der Konrad-Adenauer-Stiftung. Darin weist die Stiftung darauf hin, dass der Preis allein von der Universität und nicht von der Konrad-Adenauer-Stiftung verliehen wird. Die Vertreter der Stiftung seien lediglich bei der Preisverleihung anwesend gewesen. Die Informationen der Infostelle beruhten jedoch auf anderslautenden Meldungen auf den Webseiten von Agroperu und OchoSur. Die Stiftung sei nicht in der Lage, die gravierenden Vorwürfe auf deren Richtigkeit zu überprüfen, heißt es in dem Antwortschreiben. Ocho Sur sei nicht vorbestraft und habe eine ausführliche Stellungnahme im Rahmen der Anfrage des UN-Sonderberichterstatters veröffentlicht. Den Unterzeichner*innen des Briefes wirft die Stiftung Pauschalisierung vor und verweist auf die Anwesenheit offizieller Vertreter*innen einer indigenen Gemeinde bei der Preisverleihung.

Auf die detaillierten Informationen und Vorwürfe zum Vorgehen von Ocho Sur, die wir im Brief geschickt hatten, geht die Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrer Antwort nicht ein. Wir werden uns um einen weiteren Austausch zum Thema bemühen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert