Liebe Leserin, lieber Leser!
Das Jahr 2013 neigt sich zu Ende, und wir blicken auf eine sehr aktive Zeit zurück!
Unsere Informationsstelle zu Peru hat mit vielen Maßnahmen und Veranstaltungen versucht, die aktuelle Problematik Perus in die deutsche Öffentlichkeit zu tragen und den Bezug zu uns hier herzustellen.
Das schon traditionelle „Köln-Seminar“ im April stand unter dem Thema Perus Wasser – knapp und verschmutzt, was nicht nur in der EZ (Trinkwasser und Abwasser) ein Schwerpunktbereich ist. Wichtige Fragen wie vor allem die Bedeutung des Klimawandels auf die Wasserversorgung im Land, die Versorgungsprobleme im trockenen Lima standen zur Diskussion; auch der riesige Wasserverbrauch in der extensiven Landwirtschaft z.B. beim Spargelanbau oder im Bergbau wurden kritisch analysiert. –
Im Juni fand in Mainz ein „Expertenhearing“ zur Frage Gibt es öko-faires Gold? statt.
Für Peru ist die extraktive Industrie sehr wichtig. Über die sozialen und Umweltprobleme bei der Gewinnung von Gold u.a. durch den Einsatz von den Chemikalien Zyanid und Quecksilber ist viel bekannt. Innerhalb der Sensibilisierung für das Thema Gold wurde sich mit der Frage beschäftigt, in wie weit gutes Gold überhaupt möglich und dessen Propagierung sinnvoll ist. Fachleute arbeiteten aus ihrer Sicht das Thema auf. –
Das Seminar 30 Jahre Schuldenkrise nahm ein Thema auf, von dem viele meinen, es sei für die sog. Entwicklungsländer abgearbeitet. Jetzt ist es mit aller Deutlichkeit auch in Europa ein Überlebensthema. Innerhalb der Kampagne für eine gerechte Entschuldung konnten wir den Gegenwertfonds Deutschland-Peru als positives Beispiel vorstellen, der als einziger weltweit mit einer klaren zivilgesellschaftlichen Mitsprache existiert und zwischen Deutschland und Peru abgeschlossen wurde.
In einem Tagesseminar im November in Berlin stand die Frage Dezentralisierung und Partizipation in Peru – Notwendigkeit und Problematik der Umsetzung im Mittelpunkt. Der Dezentralisierungsprozess in Peru umfasst politische, soziale, kulturelle und nicht zuletzt verwaltungstechnische Aspekte und steht noch immer ganz am Anfang. Diese Debatte führte direkt zur Frage von Exklusion und Inklusion in Zeiten der Regierung Humala. In einem Videointerview mit der ehemaligen Inklusionsministerin Carolina Trivelli wurde klar, wie wenig die aufgelegten Sozialprogramme wirklich zu strukturellem Wandel und für mehr echte soziale Inklusion beitragen. Oft sind es eher Initiativen aus der Zivilgesellschaft, welche zu mehr Beteiligung und auch wirtschaftlicher Teilhabe geführt haben!
Wichtig war für uns auch das jährliche Gedenken am Internationalen Tag der Menschenrechte an die Opfer des internen Krieges in den Jahren von 1980 bis 2000. Vor 10 Jahren, am 28. August 2003 legte die peruanische Wahrheits- und Versöhnungskommission (CVR) ihren Abschlussbericht vor. Sie hatte u.a. ermittelt, dass der grausame Konflikt
insgesamt 69280 Peruanerinnen und Peruanern, die meisten davon aus dem ländlichen Raum des Hinterlandes, das Leben gekostet hat. Die Hauptverantwortlichen dafür war die Guerilla von „Sendero Luminoso“, aber auch staatliche Sicherheitsgruppen waren maßgeblich an den Verbrechen beteiligt. Diese Zeit der Schreckensherrschaft und Würdelosigkeit des Staates und der peruanischen Gesellschaft sollten wir auch wir hier nie vergessen. – Auch die Lima-Gruppe der ISP war sehr aktiv bzgl. des Gedenkens und hat u.a. das Thema des „Lugar de la Memoria“, des zentralen Erinnerungsortes in Lima, wieder gezielt an die Öffentlichkeit gebracht und damit dazu beigetragen, dass dieses Projekt wohl doch Ende des kommenden Jahres eingeweiht werden kann. Bemängelt wird dabei die geringe Beteiligungsmöglichkeit der Opfer und Hinterbleibenden an der inhaltlichen Konzeption und Gestaltung. –
Nicht nur wir, sondern etliche andere Akteure der deutschen und europäischen Zivilgesellschaft mit unserer besonderen Hinwendung zu Peru , haben uns intensiv eingesetzt gegen die Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Peru und Kolumbien , das die sozialen und Umwelt-Konflikte in den betroffenen Regionen verschärfen wird. Wir wollen, dass die Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltstandards und Mitwirkungsrechte der Bevölkerung in einer fairen und gerechten Handelspolitik garantiert werden. Wir treten dagegen ein, die Rolle von Kolumbien und Peru als Rohstofflieferanten festzuschreiben und damit ihre nachhaltige und sozialgerechte Entwicklung zu behindern.-
Ausserdem treten wir auch dafür ein, dass im Rahmen des TLC die Menschen in Peru und Kolumbien endlich die gleichen Rechte wie die BürgerInnen aus Brasilien, Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay, Venezuela erhalten, nämlich den Visumsfreien Zugang in den Schengen-Raum für 90 Tage (innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen). Es ist für uns unverständlich, dass vor allem die deutsche Bundesregierung sich gegen diesen Anspruch ihrer „Partnerländer“ stellt und wir fragen uns: Wo bleibt da die oft zitierte Augenhöhe in den mulilateralen .Beziehungen?
Viele unserer Mitglieder sind vor Ort in Peru-Partnerschaftsgruppen aktiv. Ein wichtiger Moment für diese Arbeit ist das jährliche „Cajamarcagruppentreffen“, das in diesem Jahr zum 3. Mal in der St. Gallus-Gemeinde in Tettnang stattfand. Etwa 35 Gäste als VertreterInnen von Arbeitskreisen von Kirchengemeinden verschiedener deutscher Diözesen und anderer Gruppierungen aus Berlin, Castrop-Rauxel, Dortmund, Herzogenrath, Herzogenaurach, Speyer, Freiburg, Ostrach und Ulm nahmen teil. Neben den Berichten der einzelnen Gruppen stand die Fragestellung „Welche Chancen haben Partnerschaften heute und in Zukunft? Partnerschaft auf Augenhöhe – (wie) geht das?“ im Mittelpunkt des Treffens. Die Arbeit der Partnerschaftsgruppen ist unendlich wichtig, muss aber auch ständig neu reflektiert und angepasst werden. –
Dies ist arbeitsreich, und so können sich viele der Aktiven auch kein weiteres Engagement vorstellen. Der Vorstand der ISP befindet sich deshalb in dem Dilemma, dass es zu wenig Aktive gibt, die entweder im Vereinsvorstand oder im Rahmen einer begrenzten (z. B. thematischen) Aufgabe für die Informationsstelle Peru e.V. aktiv sein wollen bzw. können. Deshalb wurde auch zum Jahresende ein Rundbrief versandt, über den versucht wird, Peruengagierte zu animieren, sich mehr im Verein zu engagieren. Denn wir sind der Überzeugung, dass beide Seiten, nämlich die direkte Partnerschaftsgruppenarbeit und die Vereinsarbeit notwendig sind und sich wechselseitig ergänzen! Deshalb unterstützen wir diesen Aufruf und hoffen, dass 2014 für die Partnerschaftsarbeit wie auch für unseren Verein ein aktives, gutes und erfolgreiches Jahr wird und wir gemeinsam einem Beitrag leisten können für eine sozialgerechte und nachhaltige Entwicklung Perus !
Viel Spaß beim Lesen unseres neuen InfoPeru und viel positive Energie im neuen Jahr wünscht
Mechthild Ebeling
(Vorstandsmitglied der Informationsstelle Peru e.V. )