Zum Besuch von Papst Franziskus vom 18. bis 21.1.2018 in Peru

Hoffnung auf klare Worte

Nach 1985 und 1988 kommt jetzt, nach 30 Jahren, wieder ein Papst nach Peru.Papst Franziskus wird die peruanische Hauptstadt Lima,die nördliche Küstenstadt Trujillo sowie die Regionalhauptstadt Puerto Maldonado des südlichen Amazonasgebiets Madre de Dios (Mutter-Gottes-Land) besuchen.

Die Erwartungen an diesen Papstbesuch sind enorm; Befürchtungen haben die wenigsten. Letztere kommen hauptsächlich von Kardinälen und Bischöfen, die in ihrer Zugehörigkeit zum Opus Dei eine rechte und reaktionäre Kirchenpolitik vertreten. Sie befürchten, dass der Papst von ihnen eine solidarische und gerechte Amtsführung verlangt. Besonders Kardinal Cipriani, den zum Opus Dei gehörenden Erzbischof von Lima, scheint dies zu betreffen.Große Erwartungen und Hoffnung auf klare Worte haben besonders die indigenen Völker des amazonischen Regenwaldes, denn Madre de Dios wird als gegenwärtiges El Dorado gerade gnadenlos geplündert. Die illegal agierenden Firmen und Goldjäger aller Art zerstören die bislang intakten Wälder entlang der Flüsse und vergiften durch ihre Goldgewinnung Natur und Menschen. Tausende Kilo Quecksilber gelangten bereits in die Flüsse mit der Folge, dass die Bevölkerung der Region ihr Hauptnahrungsmittel Fisch verloren hat bzw. der Verzehr höchst gefährdend ist.

 

Die indigenen Völker finden bei Papst Franziskus, anders als bei früheren Päpsten, ein offenes Ohr. Er hat den rücksichtslosen Rohstoffabbau bereits bei früheren Gelegenheiten  heftig kritisiert.Sein Programm in Puerto Maldonado sieht intensive Gespräche mit indigenen VertreterInnen vor. Diese werden von ihrer desaströsen Situation berichten, ihre Vorstellungen von einem menschenwürdigen Leben darlegen und ihm ihre Forderungen vortragen. Organisationen wie das Lateinamerikanische Netzwerk Kirche und Bergwerk und das peruanische Netzwerk der vom Bergbau betroffenen Dörfer (Red Muqui) haben den Papst eindringlich gebeten, die kurzsichtige, nur die Reichen reicher machende Politik der Plünderung erneut anzuklagen. Sie verweisen auf seine Enzyklika Laudato Si (2014), in der Papst Franziskus echte Änderungen bei Produktion und Konsum verlangt.

 

Anlässlich der Papstreise nach Peru hatte die Informationsstelle Peru e.V. sich bereits im Dezember 2017 in einem Schreiben an Papst Franziskus für die Forderungen ihrer peruanischen PartnerInnen stark gemacht und dieses Schreiben dem Nuntius und ausgewählten Bischöfen in Peru zur Kenntnis gebracht.In dem Schreiben wird der Papst auch gebeten, das vatikanische „Schweigegebot“ für den Gründer und Verantwortlichen der ultrarechten katholischen Organisation Sodalicium Vitae, Figari, aufzuheben und ihn aufzufordern, vor der peruanischen Untersuchungskommission Rede und Antwort zu stehen. Dort geht es um die vielen Anklagen wegen Vergewaltigungen an Jungen in Einrichtungen des Sodalicium.Auch die Forderung vieler Frauengruppen ist aufgenommen, der Papst möge die tausendfachen Zwangssterilisierungen öffentlich verurteilen, die in der Zeit von Präsident Fujimori als Beitrag zur Geburtenregelung in Peru vorgenommen wurden.

 

Die Papstreise fällt in eine schwierige politische Situation Perus:. Alle Ex-Präsidenten sind in schwere Korruptionsverbrechen verstrickt, sind angeklagt, geflüchtet oder in Untersuchungshaft. Auch der amtierende Präsident Kuczynski steckt tief im Schmiergeldskandal. Deshalb wurde gegen ihn im Parlament ein Amtsenthebungsverfahren durchgeführt. Er rettete sich mit einem unzulässigen Deal: Die Mehrheitspartei im peruanischen Parlament wird von der Fujimori-Tochter Keiko angeführt, eine Minderheit in dieser Mehrheitspartei folgt ihrem Bruder Kenji. Diese Minderheit stimmte gegen die Amtsenthebung und so kamen die dafür notwendigen Stimmen nicht zusammen. Im Gegenzug begnadigte Präsident Kuczynski den u.a. wegen Mordes zu 25 Jahren inhaftierten Vater, den Ex-Präsidenten Fujimori – gegen geltendes internationales und peruanisches Recht. Deshalb gingen in allen größeren Städten Perus Massen von Menschen auf die Straße; einige protestierten in europäischen Städten.

Präsident Kuczynski wird sich wohl darauf einstellen müssen, dass er ausgepfiffen wird, sollte er bei der Großveranstaltung mit Papst Franziskus das Wort ergreifen.

 

 

(Heinz Schulze)

Vorstand Informationsstelle Peru e.V.