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Sauerstoffanlagen: Viel Geld in den Sand gesetzt?

Knapp die Hälfte der neuen Covid-Sauerstoffanlagen sind nicht mehr in Betrieb.

In den Jahren 2020 und 2021, während der schlimmsten Zeit der Covid-19-Pandemie, war die Nachfrage nach medizinischem Sauerstoff enorm. In Peru war der Mangel besonders groß, viele Patient*innen starben, weil es nicht genügend Sauerstoff gab. In dieser Zeit kaufte die peruanische Regierung Hunderte von medizinischen Sauerstoffanlagen. Hunderte weitere wurden gespendet.

So gibt es heute insgesamt 394 Sauerstoffanlagen in peruanischen Gesundheitseinrichtungen. Mindestens 89 % (351) wurden zwischen 2020 und 2022 installiert. Von diesen Anlagen sind heute nur noch knapp die Hälfte, nämlich 185, in Betrieb. Das haben Recherchen des Nachrichtenportals OjoPúblico ergeben.

In die Einrichtung der Sauerstoffanlagen hat die peruanische Regierung viel Geld investiert. Die hohen Investitionen haben jedoch nicht dazu geführt, dass das peruanische Gesundheitssystem jetzt autark in der Versorgung mit Sauerstoff wäre. Da die Sauerstoffanlagen oft nicht funktionieren, wird der mit Abstand größte Teil des heute benötigten Sauerstoffs immer noch über Sauerstoffflaschen geliefert.

Woran liegt es, dass so viele der erst gerade für teures Geld angeschafften Anlagen nicht mehr in Betrieb sind? Viele Gesundheitseinrichtungen nahmen die gespendeten Anlagen zwar entgegen, richteten aber kein Budget für deren Wartung ein. So fehlt schlicht das Geld für notwendige Wartungen und Reparaturen. Mangel an qualifiziertem Personal, fehlende Wartungspläne, unzureichende Überwachung und unvollständiges und veraltetes Inventar der Sauerstoffanlagen sind weitere Ursachen für den desaströsen Zustand.

Eigentlich ist die Wartung von Sauerstoffanlagen weder kompliziert noch kostspielig. Aber sie muss durchgeführt, überwacht und koordiniert werden. Hierzu sind die verantwortlichen Stellen offensichtlich nicht in der Lage. Und angesichts der stark gesunkenen Nachfrage ist es für die Einrichtungen oft einfacher, ein paar Sauerstoffflaschen zu kaufen, anstatt den Sauerstoff selbst herzustellen.

Zwei Unternehmen, die während der Pandemie den Sauerstoffmarkt in Peru beherrschten, sind auf diese Weise weiter gut im Geschäft: die Firma Linde, ein ursprünglich deutsches Unternehmen, und die US-amerikanische Airproducts. Linde hat 2022 und 2023 Verträge über den Verkauf von flüssigem und gasförmigem Sauerstoff sowie medizinischen Gasen an verschiedene Gesundheitseinrichtungen in Peru für fast 34 Mio. Soles (8,4 Mio. Euro) abgeschlossen. Das Unternehmen erklärte allerdings, dass es sich nach der Pandemie auf den Industriesektor konzentriert hätte, der bereits vor Covid-19 80 % seines Marktes ausmachte. Der Gesundheitssektor mache nur 17 % des Umsatzes aus.

Vielleicht lohnt es sich für die vielen Gruppen in Deutschland, die die Anschaffung von Sauerstoffanlagen in den schlimmen Corona-Zeiten finanziell unterstützt haben, einmal nachzufragen, was aus diesen geworden ist…

Annette Brox