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Madre de Dios: Umweltschützer erschossen

Vier indigene Umweltschützer sind dieses Jahr in Peru bereits ermordet worden. Der bisher Letzte in der Reihe ist Roberto Carlos Pacheco Villanueva aus Madre de Dios.

 

Die Zerstörung des Regenwaldes findet in ganz Südamerika statt und  ist vor allem durch die Brände derzeit international ein vielbesprochenes Thema. In Madre de Dios, Peru, passiert das speziell durch Betreiber von illegalen Minen. Das Problem hierbei ist nicht nur das Roden der Bäume für den Abbau von Gold, sondern auch, dass die friedlichen Besitzer und Beschützer des Waldes sich in grosser Gefahr befinden.

 

Die Kriminalität und die Bedrohungen durch Eindringlinge im Regenwald sind in Peru schon länger bekannt, erhielt aber diesen Monat erneut Aufmerksamkeit, als am 11. September der Sohn des bekannten Umweltschützers Demetrio Pacheco auf seinem Landstück ermordet wurde. Roberto Carlos Pacheco Villanueva lief wie jeden Tag zur Kontrolle sein Gebiet ab, kehrte dieses Mal jedoch nicht nach Hause zurück. Als man ihn daraufhin suchte, fand ihn sein Vater am Rande des Gebietes auf. Eine Kugel in den Kopf und eine in die Hüfte beendeten sein Leben.

 

Roberto Pacheco und sein Vater waren bereits Opfer von Morddrohung der Eindringlinge und auch schon von direkter Gewalt, wie zum Beispiel durch Schläge oder eine Pistole im Mund, weswegen stark davon ausgegangen wird, dass sie auch die Schuld an der Ermordung tragen. 2012 drang zum ersten Mal eine Gruppe auf ihr Land ein. Eigentlich wird es zum Anbauen von Kastanien genutzt, doch seitdem entdecken sie immer wieder illegale Rodungen. Gegen diese legten sie regelmäßig Beschwerden ein und kämpften mit anderen Landbesitzern und Umweltschützern gegen Bergbau, Rodungen und Invasionen.

 

2017 wendete sich Demtrio Pachaco an die Behörden in Puerto Maldonado, die ihm aber keinen Opferschutz garantieren wollten. Seitdem geht er zur Omdusstelle in Madre de Dios, wo er nicht der einzige ist, der nach derartigen Drohungen um Hilfe bittet. Politiker aus den Bereichen Menschenrechte und Umwelt in und außerhalb von Peru machten auf den Fall und die Lage aufmerksam, sodass auch die peruanische Regierung im Bilde sein sollte. Doch Karina Garay, Staatsanwältin für Umweltrecht in Madre de Dios, erklärt, dass die illegalen Rodungen, Minen und Landeinnahmen von Mafias geführt werden. Das bedeutet, dass sich die Betroffen aus Angst vor den Gefahren oft nicht an die Staatsanwaltschaft wenden.

 

In bereits vom illegalen Bergbau zerstörten Gebiet„La Pampa“ versuchte die Regierung mit der Operación Mercurio, die illegalen Goldgräber zu vertreiben.  In Folge dringen die Goldsucher in neue Gebiete ein.   Allerdings bleiben die Betroffenen der Drohungen und Invasionen besorgt und überlegen, ihr Gebiet zu verlassen. Vor fünf Jahren wurde Freddy Vrackos Vater ebenso wie Pacheco  auf seinem Land ermordet. Bis  heute wartet er auf die Aufklärung des Falles durch die Staatsanwaltschaft.

 

Amnesty International ruft dazu auf, einen Appell an die im Fall Pacheco zuständige Staatsanwältin zu schicken, damit der Fall aufgeklärt wird und die Familie geschützt wird. Die Eilaktion läuft bis zum 13.11.2020.

Es kam auch tatsächlich schon zu Verhaftungen von fünf Verdächtigen, drei von ihnen wurden aber unerwartet vor der Anhörung zu ihrer Untersuchungshaft von einem Richter entlassen, trotz einer starken Beweislage. Die Anhörung wurde verschoben. Für Polizei, Staatsanwaltschaft und die Angehörigen von Pacheco ist das unverständlich.

 

Die Ermordung eines Umweltschützers ist in Peru keine Seltenheit. Allein während der Pandemie starben vier in ganz Peru, beispielsweise durch Narcos in Ucayali oder durch Minenbetreiber in Piura. Und auch wenn oft illegale Unternehmen für die Morde Verantwortung tragen ,  so sind legale Unternehmen durch Einschüchterung oder als Käufer und Partner nicht unbeteiligt.

 

Theresa Nickles

 

Quellen:

Romo, V., Sierra Praeli, Y.: „Perú: asesinan de dos balazos a defensor ambiental en Madre de Dios“ in Mongabay Latam, 13.09.2020.

Amnesty International: „Aktivist ermordet, Familie in Gefahr“. 18. September 2020. Zugriff 10.10.2020.

Derechos en Emergencia: „Defensores amenazados“. 07.10.2020. Zugriff 10.10.2020.

Romo, V.: „Juez de Madre de Dios libera a tres de los implicados en el asesinato de Defensor Ambiental”. 11.10.2020. Zugriff 13.10.2020.