Schicksal von Verschwundenen immer noch ungeklärt

Der peruanische Staat und die Ermittlungsbehörden sind bei der Aufklärung des Schicksals der rund 13 000 Personen, die während des internen Konflikts verschwanden, nur wenig weitergekommen.  In den 10 Jahren seit Erscheinen des Berichtes der Wahrheitskommission hat die Staatsanwaltschaft erst 2662 Leichen aus vermuteten 4000  Massengräbern geborgen, 1528 von ihnen sind erst identifiziert worden. Das ehemalige Mitglied der Wahrheitskommission, Sofia Macher, stellte in ihrer Bilanz der letzten 10 Jahre fest, dass gerade bei der Aufklärung der Verschwundenen der Staat sehr wenig getan hat. Sofia Macher meinte während eines Pressekonferenz der Peruanischen Menschenrechtskoordination, dass 60% der 85 Empfehlungen der Kommission bis heute umgesetzt worden seien, ein alles in allem zufriedenstellendes Ergebnis. Bei der Trennung von militärischen und zivilrechtlichen Kompetenzen habe es Fortschritte gegeben,auch dass es nun ein offizielles Staatssekretariat für Menschenrechtsfragen im Justizministerium gäbe. Die Zahlung von Reparationen würde allerdings weitgehend in der Bürokratie stecken bleiben.

Der Philosoph Eduardo Cáceres verwies darauf, dass Literaten und Künstler das Thema des Bürgerkrieges auf vielfältige Weise aufnehmen. Über 280 Romane seien über das Thema in den letzten Jahren geschrieben worden. Der Film “La Teta Asustada” gewann den Goldenen Bären bei der Berlinale. In ganz Peru gibt es inzwischen bis zu 80 Gedenkstätten für die Opfer des Bürgerkrieges.

Bei der Strafverfolgung der während des Bürgerkrieges begangenen Verbrechens gegen die Menschlichkeit ist der Prozess und die Verurteilung des ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori hervorzuheben.  Die Gerichtsprozesse gegen andere Angeklagte aus den Reihen des Militärs kommen nur schwerlich voran.

Das grosse Hindernis für eine 100%ige Umsetzung sind der herrschende Rassismus, die Bürokratie und die Schwäche des Staatsapparates, stellt die Generalsekretärin der Menschenrechtskoordination, Rocio Silva Santisteban, fest.  Trotz aller Schwächen der Umsetzung, so Silva Santisteban, sei der Bericht aus Peru nicht mehr wegzudenken. Bei der historischen Aufarbeitung und Anerkennung des Bürgerkrieges setzte der Bericht der Wahrheitskommission einen Meilenstein.

Hildegard Willer