Offener Brief an Bundespräsident Joachim Gauck

Anlässlich des Peru-Besuches von Bundespräsident Joachim Gauck und seiner Frau Daniela Schadt vom 19. – 25. März, hat die Informationstelle Peru e.V. ihm folgenden Brief mit auf den Weg gegeben

 

An den Bundespräsidenten
der Bundesrepublik Deutschland
Herrn Joachim Gauck

Berlin

Freiburg/Bielefeld, 5.3.2015
Betr.: Ihre Reise nach Peru

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck,

wir haben erfahren, dass Sie jetzt Peru offiziell besuchen.

Als Informationsstelle Peru e.V. (Koordinierung der Peru-Solidaritätsgruppen) engagieren wir uns seit über 25 Jahren mit unseren dortigen PartnerInnen u. a. für Einhaltung der Menschenrechte, Demokratisierung, Mitbestimmung, nachhaltige Entwicklung etc.

Zu dem veröffentlichten Programm Ihrer Reise haben wir folgende Anmerkungen:

1. Neoliberaler Ausverkauf der Ressourcen Perus: Große Teile unserer Partnerorganisationen aus den Anden, von indigenen Völkern, basiskirchliche Gruppen, Umweltgruppen etc. haben große Bedenken, dass im Zeichen des Neo-Extraktivismus Perus Verantwortliche alles dafür tun, dass ohne Rücksicht auf Mensch und Natur die Bodenschätze verkauft werden. Große Teile der Anden und des Regenwaldes sind dafür bereits konzessioniert. Kurzfristig bringt das alles Geld, nachhaltig ist das keinesfalls.

2. Ernährungssouveränität und Artenvielfalt: Im Bereich der Landwirtschaft ist Besitz an Land wieder so ungerecht und in wenigen Händen konzentriert wie vor der Agrarreform 1968. Schwerpunkt ist dabei der Export (Spargel, Palmöl aus dem Regenwald, Agrotreibstoffe etc.). Das gefährdet die viel beschworene Ernährungssouveränität. Auch die außergewöhnliche biologische Vielfalt Perus geht durch die Zerstörung des Regenwaldes verloren.

3. Der Gegenwertfonds Deutschland-Peru: Wir haben seine Gründung und Arbeit seit Beginn begleitet und unterstützt. Er ist für uns ein Zeichen für sinnvolle Entschuldung und gute Entwicklungszusammenarbeit. Er unterstützt Projekte in den ärmsten Regionen Perus, die dort von den Menschen und lokalen Regierungen – auch in der Region Ayacucho, die Sie besuchen- durchgeführt werden. Sie entsprechen sie den Bedürfnissen der Menschen, sind nachhaltig und wirken der Armut und sozialen Ausgrenzung der Landbevölkerung entgegen.
Besonders wertvoll und für den Erfolg mit verantwortlich ist, dass hier die Zivilgesellschaft über die Verteilung der Gelder mitentscheidet. Die Mittel des Fonds werden 2016 erschöpft sein: Eine Weiterführung aus Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit oder des Bundesumweltministeriums wäre sehr zu begrüßen.

4. Gegen das Vergessen: Das „Erinnerungsmuseum“ wurde von Mitgliedern der damaligen Wahrheits- und Versöhnungskommission, die eine beispiellos gute und transparente Arbeit geleistet haben, vorgeschlagen. Mit dem großen Wunsch: Niemals mehr – so eine schlimme und brutale Zeit – wurde es der damaligen Ministerin H. Wieczorek-Zeul (BMZ) vorgeschlagen und von Deutschland aus unterstützt. Folgeregierungen in Peru haben diesem Projekt nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt bzw. dagegen gearbeitet.

Und… wenn Sie nach Ayacucho kommen, dann sollten Sie unbedingt den angebotenen Cocatee trinken. Der tut gut, gerade gegen die Höhenkrankheit und hat nichts mit dem Kokain zu tun.

Mit freundlichen Grüßen

 
gez. Heinz Schulze                           Norma Driever                                     Bernhard J. Merk
1. Vorsitzender                                  Mitglied des Vorstands                      Geschäftsführer

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