Las Bambas: Tod im größten Kupferbergbauprojekt

Nicht nur das grösste, sondern auch das sozialverträglichste Kupferprojekt sollte Las Bambas werden. Bis am 25. September die Bevölkerung protestierte, der Staat den Ausnahmezustand verhängte, und es zu gewaltsamen Todesopfern kam. César Bazán berichtet, was in Las Bambas vorfiel.

Alberto Cárdenas Challo war 24 Jahre alt, als er starb. Er hinterließ seine schwangere junge Ehefrau und ihre gemeinsame anderthalb jährige Tochter. In der offiziellen Todesurkunde heißt es, dass die Todesursache eine Verletzung durch das Geschoss einer Feuerwaffe sei, welches mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Polizisten oder Militärangehörigen abgefeuert wurde. Seinem Quechua-sprachigen Vater gelang es vier Tage nach dem tragischen Tod seines Sohnes, bei der Staatsanwaltschaft vorzusprechen, um eine Anzeige zu erstatten. Er besteht darauf, dass untersucht wird, wie sein Sohn zu Tode kam. Angesichts seiner sozialen Position und der der Angeklagten, dürfte sich die juristische Schlacht über den Fall des Todes von Alberto Cárdenas über Jahre hinziehen, und viel Frustrationen und vermutlich sogar weiteres Unrecht hervorrufen.

Opfer unter Bauern, Polizisten und Demonstranten
Alberto Cárdenas, Exaltación Huamani und Beto Chahuallo sind die Hauptopfer der massiven Proteste gegen das Bergbauprojekt Las Bambas, die am 24. September begannen und vier Tage später zu eskalieren begannen. Auch drei Polizisten wurden indirekt Opfer dieser Vorfälle durch einen Verkehrsunfall, außerdem wurden rund ein Dutzend Polzisten und unzählige Demonstranten verletzt. Zusätzlich wurden etliche Personen präventiv in Polizeigewahrsam genommen, und sie sagen jetzt ganz klar aus, dass die Polizei „ gezinkte Aussagen“ und Beweise gegen sie vorbringt. Und das ist nur ein Teil des Unrechtdramas in Las Bambas!

Wichtig für peruanische Wirtschaft
Das fragliche Bergbauprojekt, hauptsächlich mit chinesischem Kapital betrieben, ist der größte „Kupfertraum“ Perus; die Regierung baut darauf, dass durch diesen Abbau im kommenden Jahr das PBI (Bruttosozialprodukt) um einen halben Punkt steigen wird. Las Bambas liegt in einer Provinz in einem der ärmsten Gebiete der ärmsten Regionen Perus: Cotabambas in Apurimac, wo der Staat praktisch nicht präsent ist, und eine hohe Abwanderung der Bevölkerung zu verzeichnen ist.
Zu Beginn der Abbauphase im Jahr 2004 gab es viele Veränderungen in Cotabambas: Man hört Geschichten vom Wachstum der Wirtschaft, von Armutsminderung und Bevölkerungszuwachs, aber auch von Übergriffen, Gesetzlosigkeit, sozialer Ausgrenzung, aber niemals von Toten. Wenigstens nicht bis zum Montag, den 28. September 2015.

An diesem Tag protestierten um die 5 000 Menschen vor dem Minencamp. Mehrere Tage lang forderten sie einen Dialog, beschuldigten die Regierung als auch die Minenfirma, die lokale Bevölkerung nicht über die letzten Abänderungen der Umweltverträglichkeitsstudie informiert zu haben. Denn nun soll nicht mehr ein „mineroducto“, ein unterirdischer Kanal zum Abfluss der flüssigen Schadstoffe, gebaut werden, der über Espinar in der Region Cusco verlaufen sollte. Er soll ersetzt werden durch eine Molybdän-Verarbeitungsanlage. Und das ist nur eine vorgesehene Veränderung im Vorgehen der Minengesellschaft. –

Die Bevölkerung wird nicht über Änderungen informiert

Vor zwei Jahren hatte die Regierung das entsprechende Bergbaugesetz dergestalt geändert, dass „sekundäre Veränderungen“ nicht mehr breit kommuniziert werden müssen noch der Zustimmung der Bevölkerung bedürfen.
Es ist nicht einfach, diesen Konflikt zu verstehen: Neben dem legitimen Protest wegen der mangelnden Information und der Angst vor der Umweltverschmutzung und –zerstörung gibt es die umliegenden bäuerlichen Gemeinden, die mehr Vorteile und Zuwendungen von der Minengesellschaft erwarteten und diese nun lautstark einfordern. Und es gibt etwa die lokalen Betriebe, die Einkommensverluste auf sich zukommen sehen, weil die Mine in einer Phase ist, wo sie sie nicht mehr „braucht“. Um die Situation noch zu komplizieren, sind unterschiedliche Lokalpolitiker aufgetaucht, welche auf Stimmenfang für die Kongresswahlen im kommenden Jahr sind. Aus diesem Mix zieht die Regierung ihre Sichtweise und Interpretation der Ereignisse. Die von ihr verbreitete Konspirationstheorie wird von der nationalen Bergbau- und Erdölgesellschaft mit getragen, deren Präsident überall nur Minengegner wittert.
Aber man muss klarstellen: Der Konfliktfall um Las Bambas ist nicht zu vergleichen mit den Problemen etwa um „Tia Maria“ oder um Conga in Cajamarca, welche ebenfalls ganz Peru aufrüttelten und deren Lösung sich in der Warteschleife befinden. –
Im Fall von Las Bambas sagen alle irgendwie betroffenen und beteiligten lokalen und nationalen Akteure ein klares Ja zum Bergbau. Alle wollen, dass dieses Großprojekt vorangeht.
Nur die in dem Konflikt Umgekommenen stehen dagegen!

Autor: César Bazán (IDL)
Übersetzung: Mechthild Ebeling

Eine ausführliche Analyse zum Bergbaukonflikt Las Bambas in spanischer Sprache  kann hier heruntergeladen werden http://cooperaccion.org.pe/main/images/Descargas-Otros_copy/Las%20Bambas%20-%20informe%20ocm.pdf