© Emily Espinoza

KLima-Reporteros: Wohin werden wir gehen? Die globalen Konsequenzen des steigenden Meeresspiegels

Fast hätte die Weltklimakonferenz COP 20 sie aussen vor gelassen: die ärmsten und bereits jetzt vom Klimawandel unwiderruflich geschädigten Menschen, die ihr Land bereits verloren haben. Dazu gehören die Menschen in  Bangla Desh oder die Bewohner der Pazifikinseln, die im Meer verschwinden werden.  Der holländische Fotograf Kadir van Lohuizen hat ihnen eine Fotoserie gewidmet. KLima-Reporterin Emily Espinoza traf den Künstler während der COP 20 in Lima.

Kadir van Lohuizen ist ein holländischer Fotograf und Journalist. Vor sechs Jahren begann er, einen Teil seiner Arbeitszeit der weltweiten Plünderung der Ökosysteme im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu widmen. Sein letztes Projekt „Where will we go?“ (Wohin werden wir gehen?) wurde auf der Veranstaltung Voces por el Clima (Stimmen für das Klima) im Rahmen der COP20, UN- Klimakonferenz, ausgestellt. Auch nächstes Jahr bei der kommenden Klimakonferenz in Paris ist die Ausstellung wieder dabei.

„Mein Projekt handelt von den Konsequenzen durch den Anstieg des Meeresspiegels in neun verschiedenen Regionen auf der Welt, wo die Umsiedelung der ansässigen Bevölkerung ein besonders großes Problem darstellt. Das geschieht alles bereits, während die ganze Zeit vom Klimawandel geredet wird. Den meisten Menschen ist das Ausmaß dieses Problems nicht bewusst.“, erklärt der Initiator.
Van Lohuizen wurde vom Forum für nachhaltige Innovation, einer Veranstaltung des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen, nach Lima eingeladen. Bevor die Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, gab er Klimareporteros ein Interview, in dem er detailliert über sein Projekt, seine Erfahrungen und die Rolle des Journalismus im Kampf für den Umweltschutz erzählt.

Verschiedene Regionen mit gleichen Problemen
Kadir reiste nach Kiribati, Fiji, Carteret Atolls (Papua-Neuguinea), Bangladesch und Kuna Yala (Karibikküste Panamas) sowie in die USA und Großbritannien. Überall ist die Umsiedelung der Menschen, die ihre Heimat durch den steigenden Meeresspiegel verlieren, das Hauptproblem. „Ohne Ausnahmen wird sich die Situation noch weiter zu spitzen, wenn das Wasser noch mehr Land überschwemmt. Die Böden versalzen. Somit lässt sich die Erde nicht mehr bewirtschaften und das Trinkwasser verunreinigt“, erklärt der Niederländer.
Bis 2050 müssen alleine in an der Küste von Bangladesch 50 Millionen Menschen evakuiert werden. Heute wohnen die bereits umgesiedelten Menschen (etwa 6,5 Millionen) in Slumhütten zur indischen Grenze hin. Viele mussten auch bereits neun Mal ihre Arbeit wechseln. „Du kannst so viel beschreiben und reden, wie du möchtest. Aber die Leute realisieren diese Entwicklung nicht wirklich, solange sie sie nicht sehen. Das mit dem Verstand  zu begreifen ist schwierig, vor allem, wenn es sich um dein Vaterland handelt, in dem du geboren bist und glaubtest, dass es dir Erde und Lebensgrundlage gibt.“, erklärt van Lohuizen.

„Fangen wir mit Kuna Yala an. Als ich das erste Mal vor drei Jahren dort war, glaubten die Bewohner, dass die Geschichten über den steigenden Meeresspiegel eine Verschwörung der Regierung sei, um so an ihr Territorium zu gelangen“ erzählt Kadir. „Bei meinem letzten Besuch waren die Bewohner verzweifelt, weil sie jetzt ihre Häuser verlassen müssen.“ Im Moment läuft gerade die Umsiedelung der Bewohner aus der Gefahrenzone in zwei Etappen.

Auch die Reichen sind betroffen….
Van Lohuizen machte die Erfahrung, dass die Menschen oftmals glauben, dass der Klimawandel nur die schutzlose Bevölkerung betrifft. Doch die Realität sieht anders aus. Die Ostküste der Vereinigten Staaten ist durch die Gletscherschmelze in Westgrönland eine der meist betroffenen Zonen der Erde. „Experten kommen zu dem Ergebnis, dass die Stadt Miami nicht mehr zu retten ist.“, erzählt Kadir. Das liegt daran, dass die Stadt auf Kalkgestein erbaut ist. Diese poröse Gesteinsform lässt das Wasser durchdringen. Bis zum Jahr 2060, so nehmen die Experten an, müssen Miami Beach und die Buchten komplett evakuiert werden. Diese Tatsache beeinflusst den anhaltenden Bauboom in der gefährdeten Zone allerdings nicht.

Die Rolle des Journalismus im Kampf gegen den Klimawandel
Kadir hofft mit seinem Projekt Aufmerksamkeit für dieses Problem zu erregen. „Das Offensichtliche sichtbar machen, das ist wichtig. Ich habe meine Arbeit in der New York Times, aber auch in anderen Zeitschriften rund um den Erdball veröffentlicht, um so ein großes Publikum zu erreichen. Ich hoffe, politische Entscheidungsträger zu erreichen und so ihre Meinung hinsichtlich dieses Themas zu ändern. Ich glaube, wir müssen jetzt handeln, wir können nicht warten. Das Problem drängt sich uns auf.“, erklärt er.
„Es gibt viele Leute, die sagen, dass das hier nicht real ist und die falsche Erklärungen als Argumentation anführen werden. Für den Journalismus folgt aus diesem Grund eine große Verantwortung. In diesem Sinne –das gilt nicht nur für Journalisten mit wissenschaftlichen Schwerpunkten- müssen wir rigoros recherchieren, um zu beweisen das etwas wahr ist.“, schlussfolgert Kadir.
Das ganze Interview mit Kadir van Lohuizen können Sie hier sehen: https://www.youtube.com/watch?v=76z_6fxTnvc&feature=youtu.be
Klimaflüchtlinge in Peru ?
Según Clima de Cambios – ein Institut der Katholischen Universität Perus- haben in den letzten Jahren große Überschwemmungen im Amazonasgebiet   die Felder der  Indigenas zerstört  und schlimme Krankheiten mit sich gebracht.
Ein Beispiel ist die Gemeinschaft Paoyhan, in der die Bewohner trotz der kritischen Situation, nicht bereit sind, ihr Territorium zu verlassen. „Für die Stämme ist das Ausmaß der Katastrophen der letzten Jahre besorgniserregend.“, erklärt Miguel Ochavano, Shipido des Stammes. „Es ist traurig meine Familie ohne Essen zu sehen. Wie soll es weiter gehen?“
Teófilo Altamirano, peruanischer Anthropologe und Experte für Umsiedlung, fordert eine staatliche Wiederanpassungs- oder Umsiedelungspolitik für Klimaflüchtlinge. Er nennt Beispiel  in Espinar (Region Cusco) und im Callejón de Huaylas (Ancashregion), wo die Bevölkerung sich auf Grund von Wassermangel, Probleme mit den Feuchwiesen und fehlender Nahrung für die Tiere sich umsiedeln musste. Gleichzeitig beklagt der Anthropologe, dass die Vereinten Nationen bis jetzt keine Regeln zum Schutz der peruanischen, aber auch der internationalen Klimaflüchtlinge verabschiedet haben.

Text und Video: Emily Espinoza
Fotografien: Emily Espinoza
Kamera und Layout: José Vargas

Übersetzung: Sarah Glaisner

 

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