KLima-Reporteros: Fracking droht auch Lateinamerika

Um mit unserem heutigen Lebensstil weitermachen zu können wie bisher, benötigen wir sehr viel Energie. Doch die konventionellen Ressourcen wie Kohle, Erdöl und Erdgas werden knapp, zumindest an der Oberfläche. Doch tief unter der Erde werden grosse Mengen an Schiefergas vermutet, die man nur an die Oberfläche bringen müsste.
Laut einer Studie der Energiebehörde der Vereinigten Staaten (EIA), haben vor allem die Länder Lateinamerikas ein grosses potenzielles Vorkommen an sogenannten unkonventionellen fossilen Brennstoffen unter der Erde. Argentinien mit 142,84 Billonen Barrel und Mexico mit einer Summe von 97,07 Barrel liegen dabei ganz vorne an der Spitze.

Bei diesen Zahlen handelt es sich aber nur um Schätzungen,  die Extraktion des Schiefergases ist auch Spekulation. Um an diese unterirdischen Brennstoffe heranzukommen, müsste man eine sehr experimentelle Methode anwenden: das sogenannte Fracking. Eine sehr gefährliche und umweltverschmutzende Weise, um an das erwünschte Ziel zu kommen.
Fracking ist ein reines Experiment und dabei noch sehr gefährlich für die Umwelt und unsere Gesundheit. Aber man darf mit dem Leben nicht experimentieren!“, erklärt Ariel Perez von  der NGO AIDA aus Bolivien, eine der vielen lateinamerikanischen Organisationen, die gegen Fracking protestiert.
Um zu verstehen, warum Fracking so gefährlich ist, muss man erst mal wissen, wie es funktioniert. Das erwünschte Schiefergas befindet sich in 1000 bis 5000 Meter Tiefe und ist in Felsporen eingsperrt. Um an das Gas zu kommen, baut man vertikale Brunnen, durch die unter hohem Druck eine Flüssigkeit, bestehend aus Wasser, Sand und Chemikalien, geleitet wird, die die Felsen sprengt. So wird das Gas freigesetzt und es kann an die Oberfläche steigen.

Methode mit vielen Gefahren
Der einzige Vorteil an dieser Methode scheint der Erhalt des Schiefergases zu sein. Wenn man sich den Rest anschaut, hat man nur negative Konsequenzen. Eine davon ist die Wasserverschmutzung. Die injiziierte Füssigkeit, die man für die Sprengung genutzt hat, ist aufgrund der integrierten Chemikalien sehr giftig und gelangt während des Prozesses in die Grundwasserschichten, eine gefährliche Problematik, die verschiedene Bevölkerungen mit vergiftetem Grundwasser zurücklässt. Die benutzten Chemikalien sind dabei auch noch sehr gefährlich für die Gesundheit. Sie schaden der Haut, den Augen, dem Nervensystem und verursachen Krebs und Mutationen. Desweiteren gelangt während der Extraktion und Verarbeitung des Gases Methan in die Atmosphäre, das 21 mal mehr schädlich ist als Kohlenstoffdioxid.
„Fracking erzeugt zwar keine Erdbeben, aber dadurch das Flüssigkeit in Gegenden unter die Erde gepumpt wird, in der man normalerweise keine vorfindet, führt dazu, dass die Felsen “wandern”. Und das spüren wir dann als Erdbeben an der Oberfläche“, erklärt Ingenieur Eduardo Delia von der Volksversammlung des Río Gallegos in Argentinien. Man muss dabei beachten, dass diese nur einige von den Nachteilen sind, die diese experimentelle Methode mit sich bringt.

Die Brunnen, die für das Fracking genutzt werden, haben nur eine Lebensdauer von sechs Jahren. Nach dem ersten Jahr verlieren sie schon 70% an Wirkung, nach dem vierten Jahr haben sie nur noch eine Arbeitsleistung von 20%. Das führt dazu, dass ständig neue Brunnen gebaut werden müssen, um eine fortwährende Gasgewinnung zu garantieren.

Fracking-Experimente in Mexico
In Mexiko haben seit 2011 bereits schon sechs Schieferbohrungen in den nördlichen Bundessaaten Nueva León und Coahuila stattgefunden. Die ausführenden Unternehmen bereiten sich jedoch schon auf weitere Explorationen vor, da man bis zum Jahr 2026, 44% der Gasproduktion von diesen nördlichen Lagerstätten beziehen möchte. „Im Bezug auf das Fracking gibt es viele Unklarheiten. Man kennt die exakten Auswirkungen der Chemikalien nicht und man weiss nicht mal wie viele Brunnen es in México wirklich gibt. Man geht davon aus, dass es 20 sind, aber die ansässige Bevölkerung informierte uns, dass es viel mehr zu sein scheinen.“, erklärt Aroa de la Fuente der Alianza Méxicana contra el Fracking.
Auch in Argentinien wird diese Methode bereits angewendet: Die erste Fracking-Plattform wurde schon im Jahre 2008 auf dem Territorium einer Mapuche-Gemeinschaft in der Provinz Neuquén eröffnet. Man muss dabei beachten, dass diese nicht um Erlaubnis gefragt wurde. In den letzten zwei Jahren begann der Vormarsch des Fracking auch in anderen Regionen, im Februar letzten Jahres wurden von der Präsidentin sogar weitere Explorationen freigeben.
Die bolivianische Ölfirma YPFB plant auch in ihrem Land die Ausbeutung des Schiefergasvorkommens. Im Juni 2013 unterzeichneten sie  mit dem argentinischen Ölkonzern YPF, ein Abkommen, um in Abapó-Santa Cruz, eine der bolivianischen Regionen mit den meisten Vorkommen, mit der Ausbeutung zu beginnen. Dabei soll YPF mit ihren guten Kenntnissen und entwickelten Technologien helfen.

Wie man sieht, sind die Regierungen der betroffenen Länder also dazu bereit, das Risiko, dass das Fracking darstellt, einzugehen. Doch wie legal ist das Ganze? Haben die Regierungen nicht die Pflicht, die Bevölkerung wenigstens über die Folgen zu informieren? Ariel Perez der NGO AIDA erklärt: „Die Staaten haben drei Verpflichtungen. Erstens: Es muss vollständige Information über die Folgen des Frackings geschaffen werden. Die Menschen haben ein Recht, darüber Bescheid zu wissen. Zweitens: Die Regierungen sollten die Bevölkerung eigentlich vor Risiken beschützen, anstatt sie zu unterstützen. Und drittens: die Menschen sollten die Möglichkeit haben, an die oben genannte Information zu kommen und öffentlich darüber diskutieren zu können.“
Es ist von Forschern bestätigt, dass das Fracking eine sehr risikoreiche und schädigende Methode für Umwelt und Menschheit ist. Warum also wird sie überhaupt angewendet? Weil Profit dabei wieder eine grössere Bedeutung zu haben scheint, als die Gesundheit des Planeten.

Text und Foto: Alexandra Dias